Sprockhövel. Und wieder brauchen Badegäste in Sprockhövel starke Nerven. Nach dem Dienstag ist auch der Mittwoch im Bad zu. Hier Reaktionen von Enttäuschten.

Ins Freibad geht man nicht mal so eben, viele Freundinnen und Freunde des Freibades an der Bleichwiese müssen ihr Schwimmvergnügen planen, besonders, wenn das Ganze ein Gruppenspaß werden soll. Am Mittwoch gab es lange Gesichter, denn wieder einmal war das Freibad geschlossen. Und so mussten viele Menschen mit Taschen und aufgeblasenen Gummitieren den Rückzug zum Parkplatz antreten.

Anfahrt aus Wuppertal-Ronsdorf

„Ich fass’ es nicht“, grummelte Hans-Peter Schmitz, als er mit Frau, Schwager und Nachbar im Schlepptau wieder am Parkplatz der TSG Sprockhövel ankommt. 10.20 Uhr ist es am Mittwochmorgen, die Sonne brennt schon etwas, was für ein Tag im Freibad hätte das sein können! „Wir kommen aus Wuppertal-Ronsdorf, fahren fast 30 Kilometer bis hierhin, denn in Sprockhövel gibt es das schönste Freibad der Welt“, sagte Schmitz, bewusst ein Quäntchen übertreibend, aber mit Zustimmung seiner Begleiter. Dass der Dienstag hier geschlossen ist – „geschenkt, dass wissen wir auch in Wuppertal, aber hier wird ja mittlerweile geöffnet und geschlossen wie es gerade passt!“

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Kein Mutter-Tochter-Tag

Das ist die Mitteilungsnotiz der Stadt an die Badegäste für die Schließungen in dieser Woche.
Das ist die Mitteilungsnotiz der Stadt an die Badegäste für die Schließungen in dieser Woche. © Matthias Spruck | Matthias Spruck

Etwas leiseren Frust schiebt Andrea Sturm aus Sprockhövel, die mit ihrer Tochter gekommen ist. „Das sollte ein Mutter-Tochter-Tag werden“, sagt sie enttäuscht, sie verweist auf die Kühltasche, in der etwas zu essen und zu trinken verwahrt ist. Eine Tageszeitung haben die Sturms nicht, und auf der städtischen Homepage hat Andrea Sturm keinen Hinweis auf die außerplanmäßige Schließung gesehen (obwohl es den gibt). „Ich habe ja Verständnis dafür, dass die Stadt nicht genügend Aufsichtspersonal findet“, sagt Andrea Sturm. „Aber bei Öffnungszeiten ist es doch wichtig, dass sie verlässlich sind – so wie der geschlossene Mittwochnachmittag in den Geschäften früher oder eben der Dienstag im Bad.“

Liebe zum Familienbad

Gesamtnote 2,2 fürs Bad

Im Frühjahr hatte der Förderverein des Freibades das Ergebnis einen Besucherbefragung bekannt gegeben. Insgesamt herrscht eine gute Zufriedenheit mit dem Freibad in Sprockhövel.

Unzufriedene merken an, dass der Einlass nicht wie gewünscht funktioniert, auch dass Online-Buchungen wünschenswert wären. Toiletten­ und Duschen sorgen immer für negative Antworten, auch wird eine Modernisierung gefordert. Doch diese Stimmen sind bei den 365 Teilnehmern einer Umfrage zum Freibad in Niedersprock­hövel in der Minderheit.

Drei Viertel von ihnen geben an, mindestens zehnmal im Jahr das Bad zu besuchen, sie sind also Stammkunden. Und deshalb ist es für die Stadt wichtig, dass es insgesamt die Note 2,2 gegeben hat. Positive Stimmen sagen etwa, dass es „ein schönes Freibad für Familien“ sei, mit „sehr fairen Preisen“.

Sepp Besten „fliegt einmal die Woche von Hattingen zur Bleichwiese“, wie er launig erzählt. „Denn hier ist das Freibad, wie ich es mir wünsche: zentral gelegen, im Blick die Zwiebelturmkirche, die meist zuverlässig die Uhrzeit angibt. Nicht zu viele Attraktionen im Bad, denn die ziehen zu viel lautes Sensationspublikum an“, berichtet Besten. „Alles eine Spur kleiner, liebevoller, familiärer, auch nicht zu teuer. Aber dann spielen die Chefs in der Verwaltung völlig unberechenbar ihre Rote Karte, und wir stehen hier!“ Bestens Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, zumal auch am Wochenende wegen der Kulturveranstaltung kein Badebetrieb möglich ist.

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Wunsch nach klarer Kante

Karola Sandberg legt Wert auf „klare Kante“. Die Eventmanagerin, die sich eigens einen Tag frei genommen hat, um sich an der Bleichwiese abzukühlen, meint, die Stadt Sprockhövel ziehe die völlig falschen Schlüsse aus ihrem Fachpersonalproblem. „Da kann man nicht einen Tag öffnen, den nächsten wieder nicht und die Leute vor die Pumpe laufen lassen.“ Sie gibt zu bedenken, angesichts steigender Energiekosten wäre es doch ein gutes Argument, jetzt die die Saison vorzeitig zu beenden. „Mit dieser Entscheidung könnten die Menschen hier bestimmt besser leben.“

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