Sprockhövel. Nach den Sprengungen von Geldautomaten in Sprockhövel plant die Sparkasse neu. Automaten soll es weiter geben, aber eben nicht mehr überall.

Die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel bewertet die Situation nach den Sprengstoffanschlägen auf ihre Geldautomaten in Sprockhövel neu. Einerseits: Die Versorgung der Sprockhöveler Bevölkerung mit Bargeld zu allen Tageszeiten soll gewährleistet werden. Andererseits: Die Sicherheitsbedenken haben stark zugenommen, seit in Gennebreck und in Haßlinghausen auch Menschen in Wohnungen durch die Explosionen gefährdet wurden. Unter dem Strich steht bereits fest: In Herzkamp soll es einen anderen Service geben als bislang.

Kunden in Herzkamp angeschrieben

Christoph Terkuhlen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, berichtet von Gesprächen mit Eigentümern und Versicherungen im Nachgang zur Sprengung der SB-Filiale in Herzkamp am 23. Juni letzten Jahres. „Wir haben unsere Kunden in diesem Stadtbezirk angeschrieben und ihnen einen neuen Service angeboten“, berichtet Terkuhlen. Wer es wünscht, wird künftig mit der Sparkasse einen Termin vereinbaren können, das gewünschte Bargeld bringt das Kreditinstitut dann vorbei – ein- bis zweimal pro Woche soll das möglich sein.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Ende des Jahres Wiedereröffnung

Die Zweigstelle Haßlinghausen war Ende Januar diesen Jahres Ziel von Automatensprengern, wegen der erheblichen Verwüstungen, die auch eine Wohnung über der Filiale betrafen, ist die Niederlassung immer noch gesperrt. Innerhalb weniger Tage stellte die Sparkasse ein Provisorium vor die Ruine, so dass die Kundinnen und Kunden an Bargeld, aber auch alle anderen Dienstleistungen der Sparkasse kommen können; ein Mitarbeiter ist während der Bürozeiten vor Ort. „Was die Planungen für die Wiedereröffnung der Filiale betrifft, gibt es noch einige Unwägbarkeiten“, sagt der Vorstandsvorsitzende. „Wir hoffen, etwa im November wieder komplett präsent sein zu können.“

Beutesumme gestiegen

Im vergangenen Jahr haben die deutschen Polizeibehörden laut „Behörden Spiegel“ 392 versuchte und vollendete Geldautomatensprengungen in Deutschland registriert. Das waren etwas weniger als 2020 (414 Fälle; minus 5,3 Prozent).

Allerdings hat sich zugleich die erlangte Beutesumme um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 19,5 Millionen Euro erhöht (2020: 17,1 Millionen Euro).


Riskanter Standort Schmiedestraße

Einiges Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen der Geldautomat an der Schmiedestraße. Da die Automatenknacker erfahrungsgemäß wegen der Fluchtmöglichkeiten gerne in der Nähe von Autobahnen agieren, herrscht hier ein besonders großes Risiko. „Das haben wir im Blick, es wurden bereits Sicherungsmaßnahmen getroffen. Wir sind aber mit der Stadt im Gespräch für einen neuen Standort, denn es soll hier an der Stadtgrenze zu Wuppertal eine Bargeldversorgung bestehen bleiben.“ Bis zum Herbst soll, die nötigen Genehmigungen durch die Stadt vorausgesetzt, ein Betoncontainer ohne Verbindung mit Wohnbebauung errichtet werden.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Sprockhövel verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Zwei Automaten an der Hauptstraße bleiben

Zwei Geldautomaten der Sparkasse werden nach wie vor an der Hauptstelle an der Hauptstraße in Niedersprockhövel vorgehalten; im Hammertal, schnell erreichbar für die Sprockhöveler, hält die Sparkasse Witten nach einem erfolglosen Sprengversuch vor einem halben Jahr immerhin weiter eine SB-Stelle mit Automat vor. Die letzte Attacke in Sprockhövel fand vor gut einem Monat in Haßlinghausen bei der Filiale der Volksbank Bochum-Witten statt. „Es gibt noch überhaupt keine Planungen, wie es hier weitergehen soll“, sagt Marketing-Chef Thomas Schröter auf WAZ-Anfrage. Immerhin habe man sofort reagiert und in Abstimmung mit Rewe Lenk in Haßlinghausen zum dort ohnehin stationierten Geldautomat in dem Einkaufszentrum für Bankgeschäfte noch einen Service-Point errichtet.

Zur Zukunft des Bargelds

Welche Zukunft haben Geldautomaten auch angesichts des stetig steigenden Risikos durch Sprengung? Christoph Terkuhlen kennt die Zahlen, wonach die Nachfrage nach Bargeld insgesamt bundesweit zurückgeht. „Aber wir wissen auch, dass rund 40 Prozent unserer Kundschaft keine Affinität zu Online-Banking und bargeldlosem Verkehr mit EC-Karte oder per Handy hat.“ Als regionaler Anbieter von Finanzdienstleistungen müsse man das ernst nehmen und auch Bargeldautomaten – bei allen Abwägungen zum Thema Sicherheit – weiterhin vorhalten.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel