Sprockhövel. Nach der Geldautomatensprengung in Herzkamp hat es Sprockhövel wieder erwischt: In Haßlinghausen wurde die Sparkasse am frühen Morgen verwüstet.

Die Sparkasse in Haßlinghausen auf der Mittelstraße bietet seit Montagmorgen ein Bild der Verwüstung. Gegen 4 Uhr in der Früh wurde versucht, die beiden Geldautomaten zu sprengen. Ein lauter Knall riss Anwohner aus dem Schlaf. Sie beobachteten laut Polizei, dass drei bis vier Täter aus der Bankfiliale in einen davor wartenden grauen oder weißen Kombi stiegen und ohne Licht in Richtung A 43 fuhren. „Ob sie in Besitz von Geld kamen, ist bisher nicht bekannt. Aber der Sachschaden ist immens“, sagt Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, Michael Lindermann.

Keine Person verletzt

Zum Glück sei keine Person zu Schaden gekommen, auch die Anwohner nicht, die im angrenzenden Gebäudeteil wohnen. „Es hat sich herausgestellt, dass die Statik des Hauses nicht gefährdet ist“, sagt der Sparkassenchef. An einen Weiterbetrieb der Filiale dort ist allerdings vorerst nicht zu denken. „Das Wichtigste ist jetzt, dass wir wieder für die Kunden in Haßlinghausen da sein können.“

Kurzfristig soll Container aufgestellt werden

„Wir sind zurzeit schon in Kontakt mit Firmen, die uns hoffentlich kurzfristig einen Container dort aufstellen. Dann hätten wir zumindest eine schnelle Interimslösung, damit die Bargeldversorgung wieder hergestellt ist. Wir wollen unsere Kunden nicht im Regen stehen lassen“, so Lindermann. Die sechs Mitarbeiter dort werden vorerst in der Sparkasse in Niedersprockhövel untergebracht. Denn im Augenblick sei überhaupt nicht abzusehen, wann das Gebäude in Haßlinghausen wieder aufgebaut sein wird.

Noch kein Überblick über Schadenshöhe

„Zwei Geldautomaten hat es in der Filiale gegeben“, erklärt Lindermann. „In einem war noch das komplette Geld enthalten, bei dem anderen, der sich bei der Sprengung verbogen hat, weiß man noch nicht, ob Geld entnommen werden konnte.“„Nach der Sprengung waren unsere Einsatzkräfte vom Landeskriminalamt – Sprengstoffexperten und Entschärfer - vor Ort, weil nicht geklärt werden konnte, ob sich noch Restsprengstoffe in dem Objekt befanden“, erklärt Sonja Wever von der Polizeibehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises. Es habe aber recht schnell Entwarnung gegeben.

Experten des THW vor Ort

Montagmittag wurde der Tatort an der Mittelstraße untersucht.
Montagmittag wurde der Tatort an der Mittelstraße untersucht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Darüber hinaus waren Polizisten im Einsatz, die sich mit der Fahndung befassen. „Ebenso die Abteilung „Kriminaltechnische Untersuchung“ aus Hagen, berichtet Sonja Wever. Durch die Sprengung ist erheblicher Sachschaden entstanden. Mit den Aufräumungsarbeiten sind nicht nur Polizisten – wegen der Spurensuche – befasst, sondern auch das Technische Hilfswerk. Die Experten aus Hagen würden auch die Überwachungskameras untersuchen und auswerten, ob Spuren noch zu gebrauchen sind, so die Polizei. Gegebenenfalls würde dann noch eine öffentliche Fahndung ausgeschrieben.

Änderungen im Betrieb geplant

Durch die Zerstörung der Filiale soll sich im Bankenbetrieb auf jeden Fall einiges ändern, erklärt Vorstandsvorsitzender Michael Lindermann. „Wir werden die Filialen ab 23 Uhr bis 6 Uhr morgens verschließen, so dass in der Zeit kein Bargeld mehr abgeholt werden kann. So haben wir das aus Sicherheitsgründen auch in Schwelm mittlerweile geregelt.

Umstellung nicht einfach

Nach der Fusion mit der Sprockhöveler Sparkasse hatten wir das auch in Sprockhövel vor, aber die Täter waren schneller.“ Denn aus verschiedenen Gründen könne man nicht einfach die Filialen ab 23 Uhr abschließen. Das koste – auch aus Sicherheitsgründen für die Kunden – einige Zeit an Vorlauf. Denn die Umstellung sei technisch nicht so einfach.

Autobahnnahe Filialen gefährdet

Um welche Täter es sich bei der Sprengung der Sparkassenfiliale an der Mittelstraße in Haßlinghausen handelt, weiß die Polizei zurzeit noch nicht. „Bekannt ist aber seit längerer Zeit, dass es organisierte Tätergruppen aus den Niederlanden gibt, die genauso vorgehen wie es jetzt in Sprockhövel passiert ist“, sagt Sonja Wever von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis.

Sie suchten sich, so die Polizei, immer Filialen von Banken und Sparkassen aus, die relativ nah zu Autobahnen gelegen sind. Durch das weit verzweigte Autobahnnetz sei es dann ein Leichtes, sich schnell und unerkannt vom Tatort zu entfernen.

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