Herzkamp, das ist dörfliche Idylle am Rande Sprockhövels. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen das zukünftige Gebäudekonzept der Evangelischen Kirchengemeinde Herzkamp – per Flugblatt und Facebook.
Das Konzept sieht den Neubau eines Gemeindezentrums neben der Kirche auf dem Gelände des Spielplatzes vor (wir berichteten). „Von den Maßnahmen haben wir durch Zufall aus der Zeitung erfahren“, erzählen Rüdiger Leismann, Hans Fichtel, Martina Fontaine und Susanne Koch.
Sie sind Teil der Bürgerinitiative. „Eine Bauvoranfrage für das Projekt liegt bereits bei der Stadt vor und wir wendeten uns mit einem Brief an Pfarrer Hegemann und baten um eine Stellungnahme.“ Der Brief sei unbeantwortet geblieben. „Darauf hin brachten wir die Bürgerinitiative auf den Weg.“ Die Initiative kritisiert vor allem, dass durch die Baumaßnahme „die Landschaft verschandelt“ werde. Ebenso soll ihrer Ansicht nach eine Sanierung des alten Vereins- und Pfarrhauses kostengünstiger sein. „Und da Herzkamp keinen zweiten Spielplatz hat, muss der an der Kirche erhalten bleiben.“
Pfarrer Kai Hegemann kann die Argumente der Bürgerinitiative nur bedingt nachvollziehen. „Wir fassen keine Beschlüsse, ohne die Gemeinde mit einzubeziehen“, stellt er klar. Bei einem solchen Bauverfahren sei das sogar vorgeschrieben. „Und auch der ausstehende Brief wird noch beantwortet, dazu muss ich mich aber erst mit dem Presbyterium beraten.“
Der Spielplatz soll erhalten bleiben oder verlegt werden, dass habe er bereits auf der letzten Bezirksversammlung gesagt. „Und da noch kein Gebäudeplan vorliegt, kann nicht beurteilt werden, ob das Landschaftsbild verschandelt wird.“
Nach dem Vorpreschen der Initiative wandte sich der Pfarrer mit einem öffentlichen Schreiben an die Gemeinde. In dem Schreiben heißt es ausdrücklich: „Sie können sicher sein: Die Kirchengemeinde wird auf keinen Fall eine Baumaßnahme ohne Beteiligung der Öffentlichkeit oder der Anlieger durchführen. Sobald es neue Informationen gibt, werden wir sie auf einer Bezirksversammlung vorstellen.“
Der Pfarrer zeigt sich auch überrascht, dass sowohl Flugblatt als auch Facebook-Seite keine Ansprechpartner nennen. „Es wird nur der Name der Initiative und eine E-Mail-Adresse angegeben.“ Auch die Stadt kann noch nichts Konkretes über das Bauvorhaben sagen. „Die Bauvoranfrage liegt vor“, bestätigt Susanne Görner vom Sachgebiet Planen und Umwelt. „Doch viel mehr kann ich dazu nicht sagen, das Verfahren läuft gerade erst an.“ Ähnlich äußert sich Rainer Kaschel, Justiziar der Stadt. Die Bürgerinitiative behält sich als letzten Schritt vor, ein Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen. „Davon weiß ich noch nichts“, sagt Kaschel. „Und ich sehe auch keine rechtliche Grundlage für ein Bürgerbegehren.“
Dieter Hering von der Bürgergemeinschaft Herzkamp spricht sogar davon, dass der Vorstoß der Bürgerinitiative schädlich für die Dorfgemeinschaft sei. „Die Bürgerinitiative stützt sich auf reine Spekulationen und nicht auf Fakten. Die Diskussion muss unbedingt zur Sachlichkeit zurückfinden.“ Die Bürgergemeinschaft hat selbst noch keine Position bezogen, dafür sei es zu früh. „Wir werden aber wohl ein Diskussionsforum für alle Beteiligten anbieten.“