Sprockhövel. Andrea Flessa und ihr Team vom Matthias-Claudius-Haus haben zum Wohl der 72 Bewohner in diesem Jahr viel geleistet.

Andrea Flessa, Leiterin des Matthias-Claudius-Altenheims (MCH), möchte Sprockhövel und seinen Einwohnern zum Ende eines schwierigen Jahres ein großes Lob aussprechen: „Ich habe wirklich rührende Erfahrungen mit den Menschen in dieser Stadt gemacht, die so spürbar gut miteinander vernetzt und hilfsbereit sind.“

Näherei fertigt Masken für das Altenheim

Als im Frühjahr mit einem Mal Mund-Nasen-Schutz auch für die Pflegeheime verordnet wurde und der Markt für diesen Artikel in kürzester Zeit wie leergefegt war, „da hat eine Näherei hier in Niedersprockhövel Masken für uns genäht und sie, weil ja unser Haus geschlossen bleiben musste, vor die Tür gelegt“, sagt Andrea Flessa. Ein Beispiel von vielen für menschliche Gesten, die die Heimleiterin, ihr 68-köpfiges Team und natürlich die derzeit 72 Bewohner während des ersten Lockdown im Corona-Jahr machen durften.

Erste Bilder der Katastrophe in Italien

Andrea Flessa erinnert sich noch genau, als Deutschland die ersten Meldungen über die desolate Situation in italienischen Pflegeheimen und Krankenhäusern erreichten. "Da habe ich mir gedacht: Was passiert, wenn wir das nicht in den Griff bekommen?". Was folgte, war und ist bis heute die größte Herausforderung, der sich die Altenheimchefin und ihre Mitarbeiter je haben stellen müssen. Denn schon bald war das Virus auch in Sprockhövel angekommen, und schneller als es einige der betagten Bewohner des Hauses am Perthes-Ring überhaupt nachvollziehen konnte, waren Schutzanzüge, Masken und völlig veränderte Maßregeln für den Umgang aller miteinander Alltag.

Verunsicherung bei Demenzkranken

"Mit viel Kommunikation und Appellen erreicht man die Mehrheit, und vernünftiges Handeln stellt sich bei den meisten ein", sagt Flessa. Insofern unterscheidet sich die Großzahl der Senioren im Heim von vernunftabgewandten "Querdenkern" außerhalb. Aber nicht alle Bewohner sind in der Lage, mit den veränderten Realitäten im Altenheim umzugehen. "Die Verunsicherung bei den Demenzkranken war anfangs groß. Vertraute Gesichter verschwanden hinter Masken, die Stimme veränderten sich, aber zum Glück bleibt ja die Persönlichkeit des Pflegenden die alte", so Andrea Flessa.

Deutlich mehr Dienste

Ausnahmslos alle, die in unserem Haus arbeiten, mussten im Laufe des Jahres deutlich mehr Dienste schieben wegen der Hygieneregeln und der besonderen Behandlung von Zimmern. "Auch ich habe mich samstags und sonntags auf den Dienstplan gesetzt, eine Selbstverständlichkeit", berichtet Flessa. Die Leiterin schwört auf die Qualitäten ihres Teams. "Ich bin keine Einzelkämpferin und es tut gut, besonders in diesen Zeiten nicht alles alleine entscheiden zu müssen."

Unsicherheiten im Alltag

Doch es bleiben Unsicherheiten im Alltag. Schließlich sind Mitarbeiter auch mal zu Hause, vielleicht in Urlaub. "Kommen die gesund zurück? Oder bin ich selbst unwissentlich Träger des Virus?", sagt Flessa. Von größeren Infektionsereignissen wie im Haus am Quell in Haßlinghausen ist das MCH bislang verschont geblieben, "wir hatten zwei Fälle, wo sich Kollegen einmal beim Aushelfen in einem anderen Haus und einer im privaten Umfeld infiziert haben." Doch es konnte rasch erkannt und eingedämmt werden, so dass die gefürchtete Ausbreitung unterblieb. "Es ist aber auch eine Menge Glück dabei, man hat beim Corona-Virus längst nicht alles in der Hand."

Familie fängt sie auf

Andrea Flessa ist auch zu Hause in Bochum keine Einzelkämpferin. Sie wird umfangen von ihrer Familie, dem Mann und zwei schulpflichtigen Kindern. "Auch wir hatten mit der Folge von Schulschließungen klarzukommen, wo ich als Leiterin eines Altenheims nicht einfach zu Hause bleiben konnte", berichtet sie. Da sei ihr Mann eingesprungen, "der hat diese Situation für uns getragen", sagt Flessa anerkennend.

Für das neue Jahr wünscht sie sich, dass es gelingen möge, die Folgen der Pandemie abzuschwächen, "der Erfolg von Impfung und konsequenter Beachtung der Verhaltensregeln sollte es doch sein, dass wir Corona kontrollieren können."