Sprockhövel. Nicht nur nach Gewaltverbrechen reinigt Ingo Micke von Haigenic aus Sprockhövel Tatorte. Gerufen wird er auch zu Messi-Wohnungen oder Wespen.

Saisonartikel – da denkt man an Liegestühle im Sommer und warme Stiefel im Winter. Für Schädlingsbekämpfer Ingo Micke, Chef der Firma Haigenic, sind Wespen quasi Saisonartikel – und haben gerade Hochsaison. Tatortreinigungen dagegen kommen zu jeder Jahreszeit vor.

Wobei es nicht in erster Linie Gewaltverbrechen sind, nach denen die Fachleute bei der Tatortreinigung tätig werden müssen. „Der Mensch ist Biomasse und mit dem Tod beginnt auch der Zerfall“, erklärt Ingo Micke (49). Wenn zum Beispiel ein allein lebender Mensch stirbt und nicht sofort vermisst und gefunden wird, sind nach der Freigabe der Leiche die Tatortreiniger gefragt.

Tatortreiniger Ingo Micke aus Sprockhövel kommt, wenn die Polizei geht

Dann haben Polizei und Staatsanwaltschaft, wenn sie eingeschaltet waren, ihre Arbeit bereits gemacht und es geht ans Beseitigen von Spuren. „Krankheitserreger und Gerüche müssen beseitigt werden. Wir reinigen Leichenwohnungen, desinfizieren oder entsorgen kontaminierte Einrichtungsgegenstände fachgerecht und versetzen die Räumlichkeiten wieder in einen hygienisch einwandfreien Zustand“, berichtet Ingo Micke.

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Dass auch junge Menschen mit solchen Situationen umgehen können, beweist Tochter Jessica. „Man gewöhnt sich schnell an den Anblick solcher Tatorte und die Gerüche. Das ist irgendwann kein Problem mehr.“

Messiwohnungen macht die Firma Haigenic wieder bewohnbar

Familienbetrieb ist Fachunternehmen

Der Familienbetrieb Haigenic GbR, beschäftigt insgesamt sieben Personen, inklusiv einem Auszubildenden. Ingo Micke weist darauf hin, dass viele Firmen Dienste anbieten, die keine Fachunternehmen sind. „Manche verlangen unvorstellbar hohe Summen für ihre Arbeit“, sagt der 49-Jährige.

Bei Haigenic liegt der Preis für die Entfernung eines Wespennestes im Normalfall zwischen 100 und 250 Euro, bei Tatortreinigungen oder Entrümpelungen kommt es auf den jeweiligen Aufwand an. „Wir sind als Fachfirma eingetragen beim EN-Kreis und bei der Bezirksregierung“, sagt Micke. Er rät den Bürgern darauf zu achten, dass die Firma einem Verband angeschlossen ist. Haigenic kann man montags bis donnerstags von 9-15 Uhr unter 02339/121579 erreichen.

Ein gutes Nervenkostüm braucht man in einem solchen Beruf trotzdem. „Es kommt bestimmt zwei- bis dreimal im Monat vor, dass wir eine Messiwohnung ausräumen müssen“, sagt die 24-Jährige. Die Wohnungen seien vollgestopft mit Müll, die Toilette wurde schon Monate nicht mehr benutzt, die menschlichen Hinterlassenschaften finde man in jedem Zimmer.

Ingo Micke (49) von der Firma Haigenic GbR in Sprockhövel mit einem bis zu vier Meter ausziehbarem Stab zur Schädlingsbekämpfung.
Ingo Micke (49) von der Firma Haigenic GbR in Sprockhövel mit einem bis zu vier Meter ausziehbarem Stab zur Schädlingsbekämpfung. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Oft lebt die Wohnung dann, weil alle Arten von Ungeziefer herumkrabbeln. Dann muss der Unrat in Müllsäcke gepackt werden und aus hygienischen Gründen zum Teil noch mal alles in die großen Big Bags.“ Trotz der Widerwärtigkeiten bleibt Jessica Micke dabei: „Der Beruf ist abwechslungsreich und sehr spannend.“

Entfernung von Wespennestern hat derzeit Konjunktur

Derzeit allerdings haben gerade die Insekten, vor allem Wespen, Hochsaison. Das heißt für den Sprockhöveler Familienbetrieb im Üllendahl: 20 Wespennester pro Tag entfernen.

„Da kann es immer mal zu Wartezeiten kommen“, erklärt der Ingo Micke. Ein weites Feld bearbeitet der gelernte Berufsfeuerwehrmann, der vor Jahren – wie auch Tochter Jessica (24) – vor der IHK seine Prüfung zum Schädlingsbekämpfer ablegte. Seine Firma ist dabei, wenn es um Entrümpelungen geht, wenn Desinfektionen nötig sind oder Tatorte gereinigt werden müssen.

Fachleute bewerten die Arbeit als absolut interessant

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Nicht immer die angenehmsten Arbeiten, aber „absolut interessant“, sagt die junge Frau. „Man lernt so viel über Insekten und Umwelt und kann sein Wissen weitergeben und die Kunden aufklären.“ Zum Beispiel, dass die Hornissen mit ihrer respektablen Größe ganz friedliche Brummer und ihre Nester geschützt sind. Dass es Wespenarten gibt, die nicht aggressiv sind, so wie die Langkopfwespen.

Ratten, Mäuse, Motten, Schaben, die man volkstümlich als Kakerlaken bezeichnet – nichts ist den Fachleuten in Sachen Schädlingsbekämpfung fremd. Fachgerecht können sie die Tiere entsorgen. Aber auch als Berater sind sie tätig. Vor allem für Restaurants und Lebensmittelgeschäfte entwickeln sie Konzepte, damit ein Befall möglichst vermieden wird.