Sprockhövel. Unterricht während der Coronakrise hat aber auch gezeigt, dass der Weg zum digitalen Lernen noch weit ist.

Seit Montag sind auch die unter Zehnjährigen wieder in der Schule, zwar nicht als Vollversammlung, aber sozusagen im Schichtdienst. So sollen auch die Mädchen und Jungs der vier Grundschulen in Sprockhövel noch für die verbleibenden zwei Wochen bis zu den Sommerferien "Unterrichtsluft schnuppern". Auch an der Mathilde-Anneke-Schule ist nach erfolgreichem Abschluss der Zehntklässler nun wieder Präsenzunterricht angesagt. Welche Rolle haben während Corona digitale Medien in den Sprockhöveler Schulen gespielt?

Videokonferenzen in Haßlinghausen

"Was ja leicht vergessen wird, ist, dass die Grundschulen schon lange vor Corona zusammen mit der Stadt ein Medienkonzept erstellt haben, das auch digitalen Unterricht zum Gegenstand hatte", sagt Benedikt Heufken, Rektor der Grundschule Haßlinghausen. Doch mit Corona nahm der Druck, neue Möglichkeiten der Kommunikation und Lerninhaltevermittlung innerhalb kurzer Frist digital zu praktizieren, erheblich zu. Heufken berichtet von Videokonferenzen, die zunächst nur unter Mitgliedern des Lehrerkollegiums, dann aber auch mit Schülern zu Hause eingerichtet wurden, soweit die mit den dafür notwendigen Geräten ausgestattet sind.

Digitale Pinnwände in Gennebreck

In Gennebreck wurde für jede Klasse eine "digitale Pinnwand" eingerichtet. "Jeder Schüler bekam einen Zugangslink für die Pinnwand seiner Klasse und konnte hier zum Beispiel Briefe des Klassenlehrers mit wichtigen Infos oder auch kleine Erklärvideos zu bestimmten Unterrichtsthemen abrufen", berichtet Schulleiterin Melanie Kastner. Dieses Verfahren sei mehrheitlich erfolgreich gewesen. Die "Pinnwände" seien schon länger in Planung gewesen, wurden aber "unter Corona schneller eingeführt", so Kastner.

Appell: Alle Schulen gleich gut ausstatten

In der größten Grundschule der Stadt, in Börgersbruch, hat in den Anfängen von Corona die Übermittlung von Stoff und Aufgaben an die Schüler über Tonnen und Kisten, die vor dem Schulgebäude aufgestellt waren und morgens von den Schülern "geplündert" werden durften, eine zentrale Rolle gespielt, daneben aber auch digital über die Homepage der Grundschule. Leiterin Ulrike Böller sieht aber noch einen langen Weg der Sprockhöveler Grundschulen zu digitalem Lernen: "Da muss noch viel geschehen. Immerhin war bereits eine Beratungsfirma im Schulgebäude, die die Klassenzimmer mit Blick auf Verkabelung und Anschlüsse überprüft hat." Wichtig sei es ihr, dass alle Klassen technisch in derselben Qualität ausgerüstet werden, "und auch zwischen den vier Schulen in Sprockhövel dürfen keine unterschiedlichen Niveaus geduldet werden", so die Schulleiterin.

Keine Vorbehalte der Schulleiter

Klassensätze an Tablet-PCs und Smartphones für die Schüler, Leinwände und Beamer für die Klassenzimmer sind erstrebenswerte Fernziele, wenn man es mit der Digitalisierung ernst nehme, sagen alle befragten Schulleiter. Vorbehalte hat keiner: "Unterricht mit digitalen Bestandteilen finde ich spannend", sagt Kastner. "Nachdem das Lernen auf Distanz grundsätzlich geklappt hat, stelle ich fest, dass Schule nicht immer im Schulgebäude stattfinden muss", meint Heufken. Er ist überzeugt, "dass jetzt nach dieser Phase die Lehrpläne grundlegend umgeschrieben werden müssen."

Andere Situation in der Hauptschule

Etwas anders stellt sich die Lage in der Mathilde-Anneke-Hauptschule dar. "Sicherlich hat jeder unserer Schüler Erfahrungen mit Smartphones und Whatsapp, das wir als Grundlage für eine Kommunikationsplattform genutzt haben", sagt der kommissarische Schulleiter Andreas Lensing. Auch sei die Unterstützung durch die IT-Abteilung der Stadt auf dem Weg zur Digitalisierung der Hauptschule vorbildlich. "Aber bei der Notwendigkeit des Lernens auf Distanz in Form des Homeschooling haben wir über die vielen Wochen einige Schüler verloren", stellt Lensing fest. Hauptschüler benötigen die persönliche Betreuung und die leibhaftige Begegnung mit dem Lehrer, ist Lensing überzeugt.

Rund 15 Schüler haben am Montag gefehlt

Am Montag sind die allermeisten Grundschüler in Sprockhövel wieder zum Unterricht erschienen, insgesamt haben rund 15 Schüler gefehlt.

Einige erhielten Beurlaubungen auf der Grundlage von Attesten wegen der gesundheitlichen Gefährdung von Familienangehörigen. Andere hatten von dem Rückkehrtermin schlicht nichts gewusst.