Sprockhövel. Auch in Sprockhövel klagen Gastronomen in der Vorweihnachtszeit über Gäste, die reservieren und nicht erscheinen. Aber es gibt auch Selbstkritik.

Auch in Sprockhövel klagen Gastronomen über ein Problem, das die Planung in den Restaurants ärgerlich ist und auch zunehmend für wirtschaftlichen Schaden sorgt: Gerade jetzt zu Weihnachten und vor Silvester komme es öfter vor, dass Leute Tische reservieren und nicht kommen. Oder für mehr Personen reservieren als dann am Ende erscheinen.

Keine Einzelfälle mehr

An diesen Fall erinnert sich Perica Mlakic noch sehr genau: „Vor einem Jahr ebenfalls in der Vorweihnachtszeit hatte jemand eine Gesellschaft von 18 Personen zum Abendessen angekündigt – und niemand kam“, berichtet der Inhaber des Steakhaus Rose in Niedersprockhövel. Für solche Ausfälle gibt es auch in Zeiten von Hochbetrieb wie vor den Feiertagen keine Laufkundschaft, die den Schaden annähernd kompensieren könnte. Ein Einzelfall? Nein, winkt Mlakic ab, und einer seiner Mitarbeiter berichtet von mittlerweile etlichen telefonischen Bestellungen, die niemals abgeholt worden seien. „Da ist dann alles zu spät“, sagt der Sprockhöveler Gastronom. Was solche unerfreulichen Ereignisse für Kosten verursachen, hat er indes noch nicht errechnet.

Fachleute nennen das Verhalten „No-Show“

Dirk Eggers regt sich sehr bei diesem Thema auf. Der Inhaber von Hotel & Restaurant Eggers an der Hauptstraße hat schon einige Erfahrungen mit dem, was Fachleute „No-Show“ nennen, gemacht. „Die große Familienfeier mit zehn Personen, wo plötzlich nur fünf erschienen sind oder großes Frühstück oder Abendessen, mit dem wir allein gelassen wurden.“

Dirk Eggers hakt vor Termin telefonisch nach

Was kann man als Gastronom tun? Perica Mlakic scheut sich davor, Konsequenzen aus dem unfairen Verhalten einiger Gäste zu ziehen, man stehe ja in Konkurrenz zu anderen Restaurants. Dirk Eggers will dagegen nicht alles schlucken: „Wer per E-Mail einen Tisch reserviert, bekommt bei Nichterscheinen eine Rechnung geschickt“, sagt er. Bei telefonischen Reservierungen verhalte sich das rechtlich leider anders. Jetzt in der Vorweihnachtszeit, vor Silvester oder zu Ostern beauftragt er eine Mitarbeiterin, zuvor alle Buchungen noch einmal abzutelefonieren. „Wir möchten dann eine Bestätigung haben und auch eine Festlegung hinsichtlich der angemeldeten Personenzahl.“ Ideal sei das nicht, Eggers erwähnt den hohen logistischen Aufwand, um sich vor der „ausgefallenen Show“ zu schützen.

Stornierungsgebühren in Skandinavien und den USA

Eggers berichtet von anderen gastronomischen Betrieben in Sprockhövel, die im Zuge von Reservierungen die Kreditkartennummer abfragen. Auf dieser Grundlage funktioniert eine Praxis, wie es sie in Skandinavien und den USA schon lange gibt: die Stornierungsgebühren. Wer trotz Reservierung nicht kommt, muss zahlen.

Restaurantbesuch sei Alltag geworden

Was sind die Ursachen für dieses Phänomen, das nach Aussage von Mlakic und Eggers früher nicht annähernd so häufig anzutreffen war. „Der Restaurantbesuch ist für die meisten Menschen nicht mehr die festliche Ausnahme, sondern Alltag geworden“, erklärt Dirk Eggers. Das verleite dazu, kurzfristig umzudisponieren und der Laune nach irgendwo anders zu dinieren. Dirk Eggers sieht das Problem aber auch selbstkritisch: „Es ist wirklich nötig, dass wir gastronomischen Betriebe in der Region untereinander Standards absprechen, damit uns unfaire Gäste nicht gegeneinander ausspielen können. Die lachen uns ja sonst aus!“

INFO

Heinz Bruns, Inhaber der Burgstuben Haus Kemnade und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Westfalen (Dehoga), stützt die Ansichten von Dirk Eggers. Die Ignoranz unter vielen Gästen gegenüber den Anforderungen an einen Restaurantbetrieb hätten zugenommen.

Bruns hofft, dass im Zuge der Digitalisierung ein einheitliches Reservierungssystem bei allen Restaurants etabliert werden kann, das auch bezahlbar (Betrieb) und leicht bedienbar (Gast) sei.