Sprockhövel. Der Arbeitskreis für Radverkehrsförderung thematisiert die Situation in Haßlinghausen: Bürger bestätigen, dass man sich nicht richtig wohlfühle.

Klimawandel, Umweltbewusstsein, die Fortbewegung mit dem Fahrrad scheint wieder in Mode zu kommen. Auch die Sprockhöveler nutzen vor allem für kürzere Strecken gerne mal den Drahtesel – doch was tun, wenn die Stadt zum größten Teil gar nicht auf Radfahrer eingestellt ist? Diese Frage macht der Arbeitskreis Radverkehrsförderung zum Thema.

Fußgänger wollen den Radverkehr nicht akzeptieren

Birgit Schulte (59) kennt das Problem nur zu gut. Richtig sicher fühlt sie sich auf dem Rad nicht. „Ich habe das Gefühl, einige Fußgänger wollen den Radverkehr nicht so ganz akzeptieren.“ Auch die vielen Autos machen ihr Sorgen. „Der Autoverkehr geht immer vor. Da ist ein gewisses Risiko sowieso gegeben. Insgesamt wird einfach zu wenig Rücksicht aufeinander genommen.“

Ein Postbote ist mit seinem Fahrrad auf dem markierten Radweg an der Hauptstraße in Niedersprockhövel. unterwegs.
Ein Postbote ist mit seinem Fahrrad auf dem markierten Radweg an der Hauptstraße in Niedersprockhövel. unterwegs. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wer sich auf der Straße unsicher fühlt, hat kaum eine Alternative. Radfahren auf dem Bürgersteig ist verboten. Radwege gibt es nicht überall. Und selbst die scheinen oft nicht der Rätsels Lösung zu sein. Die Hauptstraße in Niedersprockhövel sei ein Beispiel dafür, so Schulte. „Einen Radweg gibt es zwar, doch der ist oft gar nicht frei befahrbar. Viele Geschäfte stellen ihre Ständer und Werbetafeln hier auf. Cafés verteilen ihr Mobiliar.“

Es gibt nur wenig Abstellmöglichkeiten für Fahrräder

Das sieht Lucas Kemna (21) ganz ähnlich: „Gewisse Teile des Bürgersteigs sind in privater Hand. Die Ladeninhaber können mit diesem Stücken machen, was sie wollen.“ Auch er deutet auf die Tische und Stühle eines Cafés. Außerdem fällt dem jungen Mann auf, dass es wenig Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt. „Ich wüsste gar nicht, wo ich mein Rad lassen sollte, wenn ich in eines der Geschäfte wollte.“

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„Innerhalb der Stadt ist die Situation für Radfahrer gar nicht so schlecht.“ Dinah Piotti ist zuversichtlich. Sie ist auch heute wie so oft mit dem Rad unterwegs. „Dass hin und wieder Autos im Weg parken ist mir schon aufgefallen. Aber ich glaube, das liegt daran, dass diese Leute selber nie mit dem Rad fahren. Sie haben einfach keinen Bezug dazu und achten deshalb nicht darauf.“

Anlass zur Diskussion ist die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“

Ein Radfahrer fährt mit seinem Fahrrad auf der viel befahrenen Mittelstraße in Sprockhövel-Haßlinghausen.
Ein Radfahrer fährt mit seinem Fahrrad auf der viel befahrenen Mittelstraße in Sprockhövel-Haßlinghausen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der Arbeitskreis für Radverkehrsförderung hat jetzt diskutiert. Anlass war unter anderem die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“, die bessere Voraussetzungen für den Radverkehr fordert. Die Vorsitzende des Arbeitskreises, Britta Altenhein, sieht die Probleme vor allem in Haßlinghausen: „Hier ist die Stadt so gut wie gar nicht auf Radfahrer eingestellt. Schutzstreifen sind nicht vorhanden. Von einem Radweg, der von der Fahrbahn abgetrennt ist, wage ich gar nicht zu träumen.“

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Dabei sei es in Mittel- und Schmiedestraße möglich, aufgrund der gegebenen Breite, einen solchen Schutzstreifen zu realisieren. „Die unzähligen Lkw und Pkw machen die Situation auf der einen Seite gefährlich. Auf der anderen die parkenden Fahrzeuge“, erklärt Altenheim. „Radfahrer werden so eng überholt, dass sie Angst haben, zwischen stehenden und fahrenden Autos eingequetscht zu werden.“