Sprockhövel. Die Firma Wicke in Sprockhövel begegnet dem Fachkräftemangel auch, indem sie ihren ungelernten Hilfsarbeitern ein Qualifizierungsangebot macht.
Die Firma Wicke in Sprockhövel geht neue Wege zur Gewinnung von Fachkräften für den Produktionsstandort Herzkamp. Was an jugendlichen Interessenten nicht zu finden ist, will sie über die Qualifizierung von erwachsenen Mitarbeitern erreichen, die bislang als Helfer in der Wicke-Produktion tätig waren. Und dabei leistet der international operierende Hersteller von Industrierollen auch einen wichtigen sozialen Beitrag.
Aktuell 15 junge Menschen in Ausbildung
Zum Tagewerk von Frank Volmer, bei Wicke verantwortlich fürs Personal, gehört die kontinuierliche Suche nach geeigneten Fachkräften. Diese Aufgabe ist auch vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft schwieriger geworden, „aber dieses Schicksal teilen wir mit fast allen Unternehmen in Deutschland“, sagt er. Zum neuen Ausbildungsjahr wurden wieder drei Azubis eingestellt, so dass jetzt aktuell 15 junge Menschen bei Wicke in der betrieblichen Ausbildung beschäftigt sind. Für das nächste Ausbildungsjahr ist eine Ausweitung der Bemühungen geplant; dann soll in sechs Berufen ausgebildet werden.
Bei Abschluss gibt es eine Prämie
Aber es gibt auch einen neuen Ansatz bei der Akquise neuer Fachkräfte. Bereits zum zweiten Mal hat Wicke zusammen mit der Arbeitsagentur Schwelm und mit Unterstützung der Wuppertaler Firma „Konzept Bildung und Services“ die Ausbildung von ungelernten, bereits seit Jahren bei Wicke tätigen Produktionshelfern in Angriff genommen. „Für diese Maßnahme haben wir acht Kandidaten ausgesucht“, berichtet Volmer. Damit eine Differenz zwischen früherem Helferlohn und der nun bezahlten deutlich geringeren Ausbildungsvergütung gar nicht entsteht, stockt die Arbeitsagentur auf und zahlt bei Abschluss sogar noch eine Prämie an die Teilnehmer. Die neuen Auszubildenden, die alle aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis kommen, erlernen in dem Betrieb an der Elberfelder Straße die Berufe CNC- Zerspaner sowie Maschinen- und Anlagenführer.
Ehemalige Helfer sind zwischen Mitte 20 und über 45 Jahre alt
Zwei von den erwachsenen Azubi sind die 33-jährige Julia Kluger und der 27-jährige Marco Langner. Beide haben früher einmal Berufsausbildungen abgeschlossen, sie als Hotelfachfrau, er als Lagerist. Beide berichten davon, dass sie über die Chance, in ihrem Betrieb verspätet noch eine qualifizierte Berufsausbildung zu bekommen, sehr froh sind. „Zwischen Mitte 20 und bis etwas über 45 Jahre alt sind die Mitglieder in dieser Gruppe“, berichtet der Personalverantwortliche Volmer. Er plane natürlich weiter mit den Teilnehmern, wenn sie zum Ende der 18-monatigen Maßnahme ihren Abschluss bei der IHK in der Tasche haben.“
Großer Respekt vor der Initiative der Kandidaten
Frank Volmer sagt, er müsse die Belegschaft der fast 400 in Herzkamp beschäftigten und in drei Schichten arbeitenden Mitarbeiter im Blick haben, wenn er neue Kräfte einstellt. Daher sei es von Vorteil, dass die besagten acht Kräfte schon Teil der Belegschaft waren und nicht neu integriert werden müssen. „Neue müssen zum Team passen“, ist er überzeugt. Er habe großen Respekt vor dem Entschluss der Erwachsenen-Azubi, sich irgendwann aus der eigenen Komfortzone frei zu kämpfen und beruflich einen Neustart auf höherer Ebene zu wagen. Volmer: „Die Verdienstmöglichkeiten als Arbeitskraft mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem metallverarbeitenden Betrieb wie Wicke sind weit besser als in vielen anderen Bereichen.“
INFO
Die Firma Wicke wurde 1866 in Barmen von Karl Ferdinand Wicke gegründet – als Kramwarenhandlung. Später wurde die Produktion von Zündplättchen für Spielzeugpistolen vorangetrieben.
Wegweisend war nach dem Zweiten Weltkrieg 1951 der unternehmerische Entschluss, Leichtmetallfelgen für Gummibereifungen herzustellen.