Sprockhövel. SPD, FDP und WfS haben in Sprockhövel Volker Hoven zum Bürgermeisterkandidat nominiert. Nun schaut alles erwartungsvoll sauf CDU, Grüne und MiS.

Mit viel Trommelwirbel ist am Samstag der Erste Beigeordnete und Kämmerer Volker Hoven (SPD) als gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von SPD, FDP und WfS nominiert worden. Nun richten sich die Blicke der interessierten Bevölkerung auf die übrigen Ratsfraktionen: Was kommt von CDU, Grünen und MiS? Wen schicken sie in den Ring – und wann?

CDU lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Torsten Schulte, Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat von Sprockhövel, ist nach dem Wahlkampfauftakt des politischen Gegners vom Wochenende die Ruhe selbst. „SPD, FDP und WfS hatten ja deutlich mehr Vorlauf für ihre Entscheidung als wir“, sagt er. Schließlich sei Ulli Winkelmann Bürgermeister mit Unterstützung von CDU und Grünen, „da mussten wir erst abwarten, ob er noch einmal antreten will.“ Nun, will er nicht, das hat der Parteilose Mitte Juni erklärt. Seither musste seinen Förderern klar sein, dass sie sich in der Kandidatenfrage neu orientieren müssen.

Sachthemen haben Vorrang

Alle drei Fraktionschefs berichten, dass sie untereinander „im Gespräch“ sind. Schulte: „Nach Möglichkeit wollen wir uns ebenso auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen, das hat Priorität.“ Das sieht auch Thomas Schmitz so. Wie Schulte argumentiert er mit Sachthemen, die aktuell Vorrang haben. „Wir stehen in Sprockhövel vor der Verabschiedung eines Doppelhaushaltes, das bindet erstmal die Kräfte aller Ratsfraktionen.“ Außerdem, so Schmitz, setze er darauf, beim Thema Klimaschutz, das in der Ratssitzung am Donnerstag „unter ferner liefen“ behandelt werde, doch noch in den Fokus rücken zu können.

Grüne verlangen einen starken ökologischen Akzent

Aber bei aller Gemeinsamkeit bei einem Gegenkandidaten haben die Grünen auch klare Vorstellungen, was das Profil des künftigen Bürgermeisters von Sprockhövel betrifft: „Er soll nach einen starken ökologischen Akzent setzen, wir brauchen maßgebliche Veränderungen in der Politik dieser Stadt.“ Insofern sei es entscheidend, was bei den Gesprächen mit CDU und Wählergemeinschaft MiS herauskomme. Im Prinzip laufe einiges schief in der Kommune: „Da wird am vergangenen Freitag weltweit für den Klimaschutz und ein Umdenken demonstriert, und am Tag drauf ist bei einer zukunftsweisenden Veranstaltung von SPD, FDP und WfS nicht ein einziges Wort dazu zu vernehmen“, kritisiert Schmitz.

MiS setzt auf Einigung

Der Grüne hält es grundsätzlich für nicht ausgeschlossen, am Ende mit einem eigenen Kandidaten aufzuwarten. „Für uns ist entscheidend, wie viel grüne Politik wir letztlich in die nächste Legislaturperiode transportieren können.“ Martin Debold, Fraktionschef der kleinen Fraktion Freie Wähler MiS, setzt wie die beiden Kollegen auf die Einigung. „Das sollte unser Ziel sein, aber es gibt natürlich auch bei uns die Option, selbst einen Kandidaten aufzustellen.“

Keine Festlegung auf einen Zeitpunkt

Auch beim zeitlichen Rahmen möchten sich die drei Fraktionschefs nicht zu tief in die Karten schauen lassen. „Wenn wir uns einigen oder auch solistisch unterwegs sein wollen – letztlich wird es einen Vorschlag des Parteivorstands geben, den unsere Mitglieder auf einer Versammlung zu entscheiden haben“, sagt Torsten Schulte. Der Zeitkorridor: Die Entscheidung falle auf keinen Fall vor den Herbstferien, „es kann durchaus Anfang Dezember darüber werden“, sagt Martin Debold.

KOMMENTAR

Wie viel Einfluss werden die bundespolitischen Trends auf die Kommunalwahl auch in Sprockhövel im nächsten Jahr haben? Wer profitiert, wer schmiert ab?

Die Sprockhöveler Grünen, deren Initiativen in Ausschüssen und Rat häufig ausgebremst werden, könnten von den Wählern einen klaren Auftrag bekommen, auch in dieser Stadt die politischen Diskussionsschwerpunkte deutlich mehr in Richtung Ökologie zu verschieben.

Und die SPD, die mit FDP und WfS eine kraftvolle Eröffnung des Wahlkampfs am Samstag hingelegt haben, könnte vom Bundestrend eiskalt erwischt werden und 2020 erheblich schrumpfen.

Mit dieser Unsicherheit müssen alle Parteien rechen, es wird also richtig spannend.