Sprockhövel. Vor dem Stadtrat hat Sprockhövels Bürgermeister Ulli Winkelmann ausgeschlossen, nächstes Jahr wieder für das Amt zu kandidieren.

Bürgermeister Ulli Winkelmann hat in der Ratssitzung am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr nicht wieder für das Amt des Stadtoberhauptes antreten wird. In seinem kurzen Statement ließ er wissen, dass er diesen Entschluss mit seiner Familie abgestimmt hat und führte ausschließlich persönliche und gesundheitliche Motive an. Winkelmann hatte im April 2016 einen Schlaganfall erlitten und war bis Februar 2017 als Stadtoberhaupt ausgefallen. Ganz hat er die Beeinträchtigungen aus der Krankheit bis heute nicht überwunden. Bis zur Ratssitzung hatte der Sprockhöveler jedoch seine Entscheidung über eine mögliche weitere Kandidatur immer offen gehalten.

Bündnispartner wurde vorher informiert

Die Reaktionen am Tag nach der Bekanntgabe waren durchweg von Verständnis gekennzeichnet. „Wir waren vorher informiert“, sagt CDU-Fraktionschef Torsten Schulte, nach seinen Informationen war der Entschluss Winkelmanns in den letzten drei bis vier Wochen gereift. Seine Partei und die Grünen hatten Ulli Winkelmann 2014 zum Bürgermeisterkandidaten gekürt; Piraten und WfS hatten sich später dieser Kandidatur angeschlossen, die Winkelmann letztlich in Stichwahl gegen den SPD-Kandidat Klaus Knippschild mit 59,3 Prozent für sich entscheiden konnte. „Auch ich wusste von seiner Tendenz, es nicht noch einmal zu versuchen“, berichtet Grünen-Fraktionsvorsitzender Thomas Schmitz. Es freue ihn, dass der Bürgermeister gesundheitlich in stabilem Zustand sei, könne es aber nachvollziehen, dass Winkelmann keine weitere Wahlperiode anstrebe.

CDU mutmaßt, Winkelmann fühle sich jetzt freier

„Eine konsequente Entscheidung, die mir Respekt abnötigt“, kommentiert SPD-Fraktionschef Wolfram Junge, der die Arbeit des Bürgermeisters neben FDP-Kollege Bodo Middeldorf besonders kritisch begleitet hatte. Junge erkennt an, dass Winkelmann nach seinem Schlaganfall die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen hat.

Wird die Ankündigung des Bürgermeisters Auswirkungen auf die Zeit bis zur Wahl haben? Schulte nimmt an, dass sich Winkelmann nach seiner Festlegung befreit fühlt. „Er kann jetzt politisch ohne Rücksicht gegenüber uns als seinen Bündnispartnern agieren und muss sich nicht angesichts einer weiteren Amtszeit in jede Richtung festlegen“, sagt Schulte. Schmitz sieht das grundsätzlich ähnlich, gibt aber zu bedenken, dass Winkelmanns Job im Rathaus weiterhin durch starke SPD-Präsens in der Verwaltung schwierig bleibe.

SPD erwartet von Bürgermeister Fachexpertise im Rathaus

Schulte und Junge sind der Meinung, dass Verwaltungserfahrung prinzipiell eine zentrale Qualifikation für einen Bürgermeisterkandidaten sein müsste; in diesem Punkt gab es einige Kritik an Winkelmann, der zuvor als Bankkaufmann und Sozialarbeiter gearbeitet hatte. „Ich erwarte von einem Bürgermeister fachliche Eignung und Kenntnisse, wie eine Verwaltung funktioniert“, sagt Junge. Schmitz sieht das anders: „Unsere Wahl war richtig, ein Bürgermeister muss kein Verwaltungsfachmann sein. Er sollte sich auf sein Management im Rathaus verlassen können.“ DRK-Vorsitzender Lutz Heuser, ein Freund Winkelmanns, der 2014 auch seinen Wahlkampf unterstützt hat, betont: „Ulli ist ein Bürgermeister und kein Verwaltungschef. Er ist ein Kind der Stadt, er kennt die Sprockhöveler und hat sich immer auch für die Belange des Ehrenamts eingesetzt. So soll ein Bürgermeister sein!“

KOMMENTAR

Ulli Winkelmann hat sich überaus fair verhalten. Mehr als ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl auszuschließen, wieder in den Ring zu steigen, macht unter den Parteien eine fundierte Auswahl unter den Besten ohne Hektik möglich.

Irgendwie scheint der parteilose und von CDU und Grünen getragene Bürgermeister aus der Zeit gefallen. Früher, als in den Kommunen noch die Doppelspitzen regierten, wäre er als politischer Chef im Rathaus eine Idealbesetzung gewesen. Einige Termine in der Öffentlichkeit werden immer in Erinnerung bleiben: Ulli Winkelmann, umringt von Bürgern, wie er ihre Sprache spricht, sich verständlich macht, so wie ein Vater in seiner Familie. Das ist Volksverbundenheit in schönster und überzeugender Form – und übrigens wirkungsvolle Medizin gegen oft unreflektiert daher kommenden Politikverdrossenheit. Winkelmann ist ein Kümmerer.

Doch Ulli Winkelmann ist als Bürgermeister eben auch Verwaltungschef, und da sind ihm in den letzten Jahren erhebliche Fehler, etwa bei den Personalkosten, unterlaufen. Sein Schweigen bei kritischen Befragungen im Stadtrat waren kein Ausweis von Führungsstärke. Fehler im Verwaltungsmanagement, wie es die Grünen ablenkend unterstellten? Nein, der erste Bürger von Sprockhövel hätte zu jeder Zeit die volle Verantwortung für Verwaltungshandeln tragen müssen.