Bauer Stefan Jacobi aus Sprockhövel bietet Himbeeren zum Selberpflücken an. Das Kilogramm kostet 6,50 Euro.

Unfassbar süß schmecken die Himbeeren, die in Spalieren auf dem Feld stehen. Das wissen auch die Feinschmecker, die gerne zu Landwirt Stefan Jacobi auf den Hof kommen, um in diesen Tagen die kleinen Früchtchen selbst zu pflücken. „Erdbeeren gibt es ja an jeder Ecke“, sagt der 49-Jährige. Aber Himbeeren zum selber ernten finde man schon seltener. Ein Kilometer Hecke in zehn Reihen hat er angepflanzt, zwischen denen viele Stammkunden mit Eimerchen, Schüsseln und Töpfchen wuseln, um die frischen Köstlichkeiten zu sammeln.

Deutliche Hinweise auf den Klimawandel

Den Klimawandel spürt auch der Landwirt auf seinen Feldern deutlich. „Früher hat die Natur immer alles alleine geregelt – mal Regen, mal Sonne – aber in den vergangenen zwei Jahren hat sich das völlig geändert“, sagt er mit Sorgenfalten auf der Stirn. Die Kühe kommen mit dem Gras auf den Weiden nicht mehr aus, da muss er für viel Geld zufüttern. „Hier sieht es mittlerweile aus wie auf Mallorca im Hochsommer. Das Gras ist gelb und strohtrocken“, sagt er. Auch seine Himbeeren muss er zweimal am Tag bewässern, damit sie gedeihen.

In drei Jahren bis zur Gaumenfreude

Bereits morgens um 8 Uhr können Genießer auf den Hof von bauer Jacobi kommen, um Himbeeren zu pflücken.
Bereits morgens um 8 Uhr können Genießer auf den Hof von bauer Jacobi kommen, um Himbeeren zu pflücken. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Drei Jahre brauchen sie, um zu wirklichen Gaumenfreuden zu reifen. „Im ersten Jahr werden sie gesetzt, drei Pflanzen auf einen Meter. Ernten kann man dann aber noch lange nicht“, erklärt Jacobi. Im zweiten Jahr müssen die „alten Ruten“ herausgeschnitten werden, damit neue Triebe entstehen können, die dann mit speziellen Klammern an den längs gezogenen Drähten befestigt werden. Die Pflanzen sollen ja nicht vom Wind auf den Boden gedrückt werden. 120 Meter hat so eine Himbeerreihe. „Im Gegensatz zu Erdbeerfeldern ist es alles Handarbeit.“ Stefan Jacobi spritzt die Pflanzen nur beim Austrieb einmal gegen Fäule. Danach dürfen sie ohne Chemie wachsen und gedeihen. Morgens um acht Uhr ist der Ansturm relativ hoch. Dann kommen die Selbstpflücker, manchmal sogar mit großen Gefäßen. Wladimir Braun hat sich eine mäßig große Schüssel mitgebracht und sucht die satt roten Himbeeren aus, die sich leicht pflücken lassen. Denn dann sind sie richtig reif und haben ein überwältigendes Aroma. Wladimir gehört zu den Stammkunden. „Ich habe meine Frau zur Arbeit geschickt, und sammle jetzt Himbeeren“, scherzt er. Was sie daraus mache, sei ihm eigentlich egal. „Hauptsache, etwas Leckeres.“ Aber das schaffe sie immer, egal wie die Früchte verarbeitet würden.

Erinnerung an den eigenen Hof in Russland

Vor 26 Jahren kamen die Russlanddeutschen aus Sibirien nach Sprockhövel. Der Natur ist er, der in Deutschland auf dem Bau gearbeitet hat, immer noch sehr verbunden. Denn er hat in Russland einen eigenen Hof bewirtschaftet, bevor er seiner Heimat den Rücken kehrte.

Braun nutzt die nächsten Wochen aus, um auf dem Hof des Landwirts zu ernten. Frischer kommt man an Obst schließlich nicht heran. „So ungefähr vom 20. Juni bis circa Ende Juli ist Himbeerzeit“, weiß der Landwirt.

INFO

Wer Him- oder Stachelbeeren einmal selber pflücken möchte, ist bei Landwirt Stefan Jacobi genau richtig. Seinen Hof hat er in Haßlinghausen am Landringhauser Weg 135. Von acht Uhr bis zum Einbruch der Dämmerung darf gepflückt werden.

Vorher bitte einmal an der Haustür schellen und sagen, dass man ernten möchte. Für ein Kilogramm nimmt er 6,50 Euro.