Sprockhövel. . Papier bleibt die wichtigste Verbindung zur Vergangenheit. Man wisse doch nicht, ob man in 100 Jahren noch Zugang zum Archiv habe.

Aus der Einzelkämpferin wurde eine Teamarbeiterin mit Leidenschaft. „Das Arbeiten mit jungen Leuten macht so viel Spaß, ich fühle mich richtig wohl hier“, sagt Karin Hockamp, die jahrelang das Sprockhöveler Stadtarchiv geleitet hat. Das Archiv befindet sich jetzt in Hattingen und hat dort deutlich mehr Platz. Am alten Ort in Sprockhövel waren die Gegebenheiten von anderer Natur. Es war unfassbar eng in den Räumen.

Einen Platz, um Archivarbeiten zu machen, stellt man sich anders vor. Alles spielte sich an einem einzigen Schreibtisch ab. „Trotzdem hab’ ich die Arbeit sehr gerne gemacht“, sagt die Ruheständlerin, die eben nicht ganz im Ruhestand ist. „Ich habe in Sprockhövel nichts vermisst, aber welche Bereicherung das Arbeiten hier mit Mitarbeitern ist, weiß ich jetzt erst“, sagt sie.

Aufbewahrungsfristen müssen beachtet werden

Sie nutzt die Zeit in Hattingen auch, um ihr Wissen den jungen Mitarbeitern mitzugeben. Und natürlich, um das Sprockhöveler Archiv in Hattingen zu pflegen. Denn nach ihrem Ausscheiden aus dem Beruf wurden die beiden Archive, wie berichtet, auf Hattinger Boden im Rauendahl zusammengeführt.

Karin Hockamp und Thomas Weiß vom Archivzentrum Hattingen-Sprockhövel in Hattingen.
Karin Hockamp und Thomas Weiß vom Archivzentrum Hattingen-Sprockhövel in Hattingen. © Fischer

An Arbeit mangelt es nicht, die Bestände müssen sortiert werden. Da gibt es zum Beispiel den großen Bereich der Sammlungen. Das ist ein Kriterium, nach dem sortiert wird. Zum Beispiel Bauernhöfe, Zeitungen, Nachlässe, Familien, Karten, Fotos, Vereine oder Kirchen. „Die eigentliche Pflicht eines Archivars ist es aber, auf die Überlieferung der Verwaltung zu achten. Wir müssen Aufbewahrungsfristen beachten, entscheiden, ob Akten noch gebraucht werden oder nicht. In den Archiven gibt es ja auch Belege – aus dem Jugendamt beispielsweise – wie mit schwierigen Jugendlichen umgegangen wurde. Solche Akten sind für die Öffentlichkeit aus Datenschutzgründen 110 Jahre gesperrt“, berichtet Hockamp.

Die Art der Speicherung ist ein großes Thema

Ein großes Thema ist natürlich die Art der Speicherung. Immer mehr wird elektronisch „konserviert“, aber da sei eben vieles zu bedenken. Es gibt spezielle CDs, die nicht nach zehn Jahren Auflösungserscheinungen zeigen. Das dürfe ja auch nicht passieren. Aber es stelle sich immer wieder die Frage, was der richtige Weg sei. Es gebe riesige Verbünde, in denen die Städte und auch die Landschaftsverbände eingebunden sind, in denen Archivmaterial gespeichert sei.

„Wissen wir denn heute, was in hundert Jahren ist? Ob wir dann den Strom von heute haben, ob wir überhaupt noch mit heutigen Mitteln an das Material kommen? Papier kann durch Feuer oder Wasser Schaden nehmen, aber es ist immer die wichtigste Verbindung zur Vergangenheit“, sagt Hockamp. „Wir Archivare haben bei dem Gedanken immer Bauchgrummeln.“

Einzelne Dokumente schon aus dem 17. Jahrhundert

Das Sprockhöveler Archiv fängt 1817 an, als Verwaltung im heutigen Sinne aufgestellt wurde. Allerdings gebe es einzelne Dokumente aus dem 17. Jahrhundert. Damals war Sprockhövel noch keine Stadt, deshalb war Blankenstein als Lagerstätte für Archivmaterial zuständig für Sprockhövel und Schwelm für die Ortschaften Gennebreck, Hiddinghausen und Haßlinghausen.

„Archivieren heißt auch Akten umbetten“, erklärt Karin Hockamp. Wenn man Papiere aufbewahren wolle, dürfe man niemals Metallbüroklammern nehmen, Tesafilm oder einen Tacker benutzen. Die Archivare nennen es: entmaterialisieren. Für die Ewigkeit gelagert werden die Papiere in säurefreien Kartons.

Sprockhöveler Archiv umfasst 500 Regalmeter

Im Archivzentrum Hattingen-Sprockhövel arbeiten jetzt Karin Hockamp für Sprockhövel und Thomas Weiß für Hattingen. Hinzu kommen für jede Stadt drei Mitarbeiter. Das Sprockhöveler Archiv ist auf 500 Regalmetern in zweieinhalb großen ehemaligen Klassenräumenuntergebracht. Hinzu kommt noch eine Werkstatt.