Sprockhövel. . Die Sprockhöveler Stadtverwaltung setzt damit auf einen professionellen Problemlöser. Zile ist die lückenlose Hilfe für Kinder in Not.

Wenn es in Familien richtig kracht, dann ist das eher selten während der Bürozeiten von städtischen Einrichtungen, die helfen könnten. Oft ist es abends, an Wochenenden, und nach Alarm durch die Nachbarn ist es die Polizei, die vor Ort mit dem Konflikt in Berührung kommt. Gewinnen die Beamten den Eindruck, dass hier Beschwichtigen nicht hilft und Deeskalation verlangt ist, wird professionelle Hilfe nötig. Fünf bis sechsmal pro Jahr ist das in Sprockhövel der Fall.

Sei Beginn dieses Monats organisiert der gemeinnützige Jugendhilfeträger Flow aus Bottrop den Bereitschaftsdienst und die Rufbereitschaft für das Sprockhöveler Jugendamt außerhalb der regelmäßigen Dienstzeiten der Stadtverwaltung. Zu den Arbeitsschwerpunkten der 1995 gegründeten Organisation gehören die Beratung und Betreuung von Familien sowie die Leitung von Wohnprojekten für Jugendliche, die im Alltag eine besondere Unterstützung benötigen.

Ordnungsamt oft überfordert

„Bislang informierte die Polizei in schlimmen Fällen den allgemeinen Bereitschaftsdienst des Ordnungsamtes“, sagt Evelyn Müller, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie. Doch die Mitarbeiter dieser Dienststelle fühlten sich oft vor Ort überfordert, wenn es um die Entscheidung geht, ob Kinder zu ihrem Schutz akut aus dem Familienverband herauszulösen seien. „Immer mehr Städte gehen dazu über, sich für diese brisante Aufgabenstellung einen eigenen Bereitschaftsdienst zu organisieren“, so Müller. Und so machte sich auch die Stadtverwaltung Sprockhövel auf den Weg, einen kompetenten Partner zu finden. Es sei zum einen ein besseres Gefühl, tagsüber die Fachleute des Jugendamtes und zu allen übrigen Zeiten die eine erfahrene Organisation am Hebel zu wissen. „Der Jugendhilfeträger Flow erfüllt da alle für uns wichtigen Bedingungen“, urteilt Evelyn Müller.

Künftig werden die Polizisten vor Ort bei Bedarf die Flow-Kollegen in Witten anrufen und anfordern. „Erfordert es die Situation, kommen die raus nach Sprockhövel und nehmen die Kinder mit“, sagt Müller.

Flow plant stationäre Wohngruppe

Mit der Bottroper Einrichtung , die ähnliche Dienste auch in anderen Städten des Ruhrgebietes anbietet, wurde zunächst ein Vertrag über ein Jahr geschlossen. Doch es soll nicht allein bei der Akutversorgung gefährdeter Kinder und Jugendlicher bleiben. Beabsichtigt ist, dass Flow in Sprockhövel demnächst eine stationäre Wohngruppe einrichtet. Besagte fünf bis sechs Fälle pro Jahr, wo akute Eingriffe in Familien zum Wohl des Kindes erforderlich werden, sind im Vergleich mit anderen Städten dieser Größe nicht viel, sagt die Fachabteilungsleiterin. „Doch wir verstehen es als Fürsorgepflicht, dass professionelle Hilfe angeboten wird“, betont Evelyn Müller. Außerdem drohe bei Fehleinschätzung der Situation, die einen Schaden Minderjährigen nach sich ziehe, eine staatsanwaltliche Überprüfung auch des Verhaltens der Stadt.