Sprockhövel. . Vor 60 Jahren stieg das erste Schützenfest in Herzkamp. Motivwagen greifen das Jahr auf. Der Verein selbst feiert 90. Geburtstag.
Die Musik von der Kirmes gegenüber der Kirche in Herzkamp mischt sich mit Querflötenklängen und Trommelschlägen der Schützen, die den Berg hinab auf die Kirche zuziehen. Der Festumzug des Schützenvereins Herzkamp hat Tradition – zum 60. Mal bereits zieht er am Sonntag durch den Ort.
Und da lassen die Schützen zwar keine roten, aber gelbe Rosen regnen unter den weiß-grünen Wimpelketten, die über die Straßen gespannt sind. Renate Hugenberg (79) hat schon mehrere in der Hand. Jedes Jahr schaut sie den Schützen zu. „Es ist immer schön, weil beim Umzug viele Vereine mitmachen.“ Eigens aus Wuppertal kommt sie dafür nach Herzkamp, wo sie „ein Pferd stehen hat“.
Frauen in Petticoats drehen das Rad der Zeit zurück
Nicht nur Schützenuniformen sind zu sehen, sondern auch Frauen im Petticoat. Der Grund: Einige Gruppen des Umzugs erinnern an das erste Fest 1957. Wie der Handwagen von Bürgerverein und Grundschule, der Spielzeug der 1950er Jahre zeigt. Puppen, Puppenbettchen und Co. lassen manchen am Rand Stehenden lächeln. Davor sind auf einem Wagen Küchengeräte aus der Zeit zu sehen. Auf einem Anhänger drücken adrette Schülerinnen eine hölzerne Schulbank, gucken auf die Lehrerin, die mit dem Zeigestock den Schriftzug „Schützen“ zeigt.
„So war’s 1957“: Auf Leinwänden steht u.a. Theodor Heuss Bundespräsident, Gründung der Beatles, Weltausstellung Brüssel, 1. Sputnik im All, Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau, BVB ist Meister.
Lollis für die Kinder
Auch Fußballer mischen mit: Die Jugend vom VfL Gennebreck verteilt Lollis, ein mit rotem Trikot bekleideter Junge ruft seiner Mama zu: „Kann ich danach noch mit zu Diego?“ In einer Kutsche mit der Königs-Standarte sitzt der Schützenkönig mit seiner Königin. Vor dem Restaurant „Zur alten Post“ stellt sich der frisch Gekrönte dann auf. Ihm gegenüber spielt die Musik. Wieder den Weg zurück geht es für die Gruppen nach einer Wendung – aber nicht ohne dem Schützenkönig im Vorbeischreiten oder -fahren zu salutieren.
Über ein Schild grüßen Mitglieder des Bürger-, Heimat- und Verkehrsvereins Elfringhausen, die Feuerwehr marschiert mit, die Spielleute-Vereinigung Gevelsberg, die sich in Schwarz-Weiß deutlich von den weiß-grün gekleideten Schützen abheben, spielt auf. Außerdem ist ein VW-Bulli in Crème-Grün mit von der Partie – er gratuliert dem Schützenverein mit Bannern zum 90. Geburtstag. Auch ihn lässt Brigitte Hundertmarck (59) an sich vorüberziehen. Sie ist mit ihren Enkeln da. „Zum Umzug komme ich jedes Jahr. Das hat einfach Tradition“, freut sie sich – und während die Querflöten- und Trommelklänge sich entfernen, geht sie hinüber zur Kirmes, deren Musik inzwischen wieder bis hinüber zur Kirche zu hören ist.