Sprockhövel. . Zum vierten Mal ist der 76-Jährige in Herzkamp Schützenkönig geworden. Seit bald 60 Jahren ist er im Verein, lobt die Schützinnen und die Jugend.
Es brauchte den kleinen Stoß in die richtige Richtung. „Mach doch“, triezten sie ihn. Das passe so gut. Von allen Seiten redeten die Schützen auf ihn ein. Und Kurt Becker zog mit. Freilich erst, nachdem er sich mit seiner Frau Jutta Becker beraten hatte. Sie habe ihn immer unterstützt. Ohne ihren Segen hätte das alles nicht funktioniert. Und den bekam er. Der Weg zur Königswürde war frei. „Man muss es schließlich ernst meinen, wenn man anlegt“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.
Nachdenken über die Garderobe
Zu guter Letzt fiel der Rumpf des Adlers: um 18.58 Uhr, nach 717 Schüssen. „Eigentlich dachte ich, es hätte nur 600 Schuss gebraucht“, sagt er und muss unweigerlich lachen, als er sich an den Abend erinnert. „Beim vorletzten Schuss hat er schon gewackelt.“ Die Herzkamper Schützen haben einen neuen König, der im Zuge des Schützenfests an diesem Wochenende gekrönt wird. Für Kurt Becker ist das eigentlich nichts Neues, „aber noch immer etwas Besonderes.“
Der 76-Jährige ist seit einer kleinen Ewigkeit Mitglied im Verein. Als 19-Jähriger war er 1960 Prinz, zum ersten Mal führte er die Schützen 1972 als König an. Eine Dekade später holte er den Vogel das zweite Mal von der Stange. 2002 fiel der Adler wieder. Und nun ist er zum vierten Mal Schützenkönig. Das gab es noch nie in der gesamten Vereinsgeschichte. Immer an seiner Seite: Ehefrau Jutta Becker.
„Den Schützen bin ich am 1. Juli 1958 beigetreten.“ Und nun? „Nun wissen wir nicht, was wir auf dem Schützenfest zu unserer Krönung anziehen sollen.“ Er trage seine Uniform, seine Gattin trage Dirndl – wie viele andere Schützinnen. Das passe recht gut, findet er. Doch was haben sich die Zeiten geändert, seit er zum ersten Mal den Vogel zu Fall brachte. Früher, da sei er der junge Typ gewesen, dem die alten Hasen keinen Platz machen wollten. „Die haben geguckt, als der Adler fiel. Und ich habe mich gefreut.“ Frauen hatten im Verein noch nichts zu suchen. „Na hörn se mal!“, sagt er mit gespielter Entrüstung. „Aber das war damals eben so.“ Er schwärmt er von den Schützinnen, die sich heute im Verein engagieren, eine eigene Mannschaft gegründet haben. „So etwas Tolles habe ich selten gesehen.“ Und er lobt die Jugend. „Unser Geschäftsführer Mathias Feuerstack war ja selbst drei Jahre hintereinander Schützenkönig“, sagt er. Dessen Königin Carina sei etwa im gleichen Alter gewesen. Auch der noch amtierende König Felix Ritz ist von den beiden, was das Alter betrifft, nicht so weit entfernt. „Ich trete also in die Fußstapfen der Jugend, wenn man so will.“ Daher freue er sich umso mehr auf das Wimpeln zum Festumzug. „Mein Haus ist das letzte an Straße und ich lade die jungen Leute nach getaner Arbeit zu einem kleinen Umtrunk ein.“ Seine Frau will etwas Deftiges kochen.
Eine weitere Leidenschaft von Kurt Becker ist die Jagd. „Und der Fußball, wenn ich das Hobby auch an den Nagel gehängt habe.“ Zum Jagen reist er in die Eifel. Ein guter Koch ist aus ihm ganz nebenbei geworden. „Wenn ich erfolgreich auf der Jagd war, dann bereite ich das Fleisch auch zu.“ Nur mit Pilzen kenne er sich nicht aus. „Das habe ich mal versucht, bis ein Freund meine Ausbeute kontrollierte.“ Dieser sortierte recht großzügig aus: „Schmeckt nicht, schmeckt nicht, ist giftig.“ Da landeten alle Pilze im Mülleimer.