Oberhausen. . Sabine Hemsing führt den fast 50 Jahre alten Familienbetrieb in Oberhausen. Sie verkauft Teppiche namhafter Hersteller bis nach Skandinavien.

Sabine Hemsing hat es geschafft. Die 49-Jährige hat den rund 50 Jahre alten Familienbetrieb durch stürmische See in einen sicheren Online-Hafen manövriert. Wer an der oberen Marktstraße einen Blick durch das stilvoll dekorierte Schaufenster von „Teppich Hemsing“ wirft, entdeckt dahinter einen schmalen Geschäftsraum mit proppevollen Regalen, die sich bis zur Decke türmen. Die Inhaberin sitzt geschäftig an ihrem Schreibtisch und telefoniert.

„Was Sie hier sehen – ist noch gar nichts!“, sagt sie lachend und zeigt hinter sich auf fein sortierte Musterbände. 20 Prozent der Kunden kommen mittlerweile aus dem Ausland, sagt die Geschäftsfrau. Architekten und Designer aus Skandinavien seien darunter. „Bei denen sind meine Sisal-Teppiche derzeit der Renner“, freut sie sich. Die würden von der österreichischen Manufaktur Tisca in Handarbeit gefertigt und seien in den nordischen Ländern als runder Blickfang in den Farben Hellgrau, Dunkelgrau und Schwarz gefragt.

Wertvolle Freundschaften

Gut liefen aber auch die Handwebteppiche aus gleicher Manufaktur. Neue Kieselstein-Musterungen oder fußwarme „Algen“-Mischungen aus Wolle sorgten auch international für Aufsehen. „Aber ich führe natürlich auch klassische Muster“, sagt Hemsing. Die Zusammenarbeit mit Tisca ergänzt sie um hochpreisige Teppichkunstwerke des Bochumer Designers Jan Kath, der unlängst auch in der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ gefeiert wurde.

„Jan erneuert alte Perser auch mal gerne mit einer frischen Farbgebung“, schwärmt die 49-Jährige. Vertreiben dürfe sie die edlen Stücke wohl aus alter freundschaftlicher Verbundenheit. „Ich habe sechs Jahre lang für seinen Vater gearbeitet“, erzählt sie. Dennoch setzt „Teppich Hemsing“ heute eher auf ein buntes Warenangebot, bei dem die Teppich-Vielfalt aber stets ein Randgeschehen bleibt.

„Das ist für Frauen in den Wechseljahren top“

Denn erst als auch Heimtextilien wie etwa die italienische Bassetti Kollektion Einzug in die Marktstraße hielten, beruhigte sich das Fahrwasser für den Familienbetrieb dauerhaft. Heute sichern vor allem Spannbettlaken in Bonbon-Farben, Tagesdecken mit südländischen Mustern, Handtücher und Badvorleger Sabine Hemsings Einkommen. Ein sicheres Pfund seien außerdem die Climabalance-Oberbetten. „Die halten dank eines patentierten Schlafsystems warm, ohne dass man sich darunter kaputt schwitzt, das ist gerade für Frauen in den Wechseljahren top.“

Obgleich Sabine Hemsing mit ihrem Laden mittlerweile zu einem der deutschlandweit führenden Heimtextilien-Online-Händler aufstieg – Reichtümer erwirtschaftet sie nicht. „Aber es langt zum Leben“, sagt die Frau, die wohl in jeder Situation auf dem Teppich bleibt und bis heute alles selbst macht: „Vom Fensterputzen bis zur Ladenreinigung, vom Einkauf bis zum Verkauf, ob an der Ladentheke oder per Versand, das gehört halt zu meinem Job.“

Neue Serie: Läden mit Pfiff

In loser Folge stellen wir Läden mit Pfiff aus der Innenstadt vor. „Teppich Hemsing“ macht den Anfang. Sabine Hemsings Großvater Hermann Hemsing gründete 1930 in Bocholt eine Polsterei. Die beiden Söhne teilten das elterliche Geschäft später auf. Sabine Hemsings Vater, Hermann Hemsing junior, gründete 1966 in Oberhausen eine Zweigstelle, die sich später von der Polsterei löste und sich auf Teppiche und Teppichböden spezialisierte.

1994 stieg die Tochter in die Firma ein. Bis dahin lag eine zehnjährige Aus- und Weiterbildungszeit hinter ihr mit Aufenthalten in Münster, London, Hannover und Bochum. Der ursprünglich 1000 Quadratmeter große Laden schrumpfte an der Langemarkstraße auf 220 Quadratmeter. Zur Teppich-Kernkompetenz gesellten sich nach und nach Heimtextilien. Als sich der Vater 2005 zurückzog, überführte die neue Chefin das Geschäft an der oberen Marktstraße 148 in ein kleineres Ladenlokal.

Bis heute verkauft sie dort Teppiche, bietet eine professionelle Teppichwäsche und Reparatur an.