Mitte. . Leerstände gibt es an der Marktstraße in der Innenstadt von Oberhausen zwar noch immer. Aber gerade Einzelhändler haben die City neu für sich entdeckt .

Die Konkurrenz für die Oberhausener Innenstadt hat es in sich. Centro und Bero-Einkaufszentrum locken die Menschen nach wie vor aus der City. Der Ladenleerstand kletterte in den vergangenen zwei Jahren von acht auf über zehn Prozent. Dennoch: Die Innenstadt hat mehr zu bieten als Ein-Euro-Shops und Bäckereien. Immer mehr Einzelhändler entdecken die City neu für sich. Das haben wohl auch die rund 80.000 Passanten erkannt, die wöchentlich über die Marktstraße bummeln.

„Wenn das kein Pfund ist, mit dem wir wuchern können?“, freut sich Franz-Josef Muckel. Seit 16 Jahren im Amt erinnert sich der City-Manager: 1996 eröffnete das Centro und sorgte bald für erste, kleinere Leerstände in der Innenstadt. „Sicher wären gleich noch mehr Geschäfte in die Neue Mitte gezogen, wenn sie nicht an die damals üblichen langen Mietlaufzeiten von mehr als 20 Jahren gebunden gewesen wären.“ Heute dagegen sei so mancher Vermieter schon froh, wenn er für seinen Laden auch nur einen Dreimonatsvertrag abschließen könne.

Der große Umbruch ereilte die City also zeitverzögert 2000/2001: „Als C&A, Peek & Cloppenburg und Modehaus Mensing der City den Rücken kehrten, hat das tiefgreifende Spuren hinterlassen“, sagt Muckel. Immerhin sollte es dem City-Manager 2003 noch einmal gelingen, zumindest C&A mit einem abgespeckten Sortiment zur Rückkehr zu bewegen. „Doch dann warb das Einkaufszentrum Sterkrader Tor um C&A als Ankermieter und gewann.“

Irische Eigentümer zu zögerlich

Die Einzelhandelskette Woolworth nutzte das alte C& A-Gebäude für eine Erweiterung. Und auch Textiliendiscounter Kik ergriff die Gelegenheit für mehr Verkaufsfläche und zog in das frei werdende Woolworth-Haus. Die Schließung des City-Kaufhofs an der Marktstraße vor drei Jahren aber stellte Muckel vor eine seiner größten Herausforderungen. Das Erdgeschoss fand mit Netto und Kodi zwar neue Mieter, die in ihre Läden kräftig investierten. Die oberen Etagen aber stehen bis heute leer. Ein vorübergehender Einzug der Polizei scheiterte an dem Zögern der irischen Eigentümer. „Dabei hätten wir dadurch eine Büroinfrastruktur gehabt, für die wir garantiert eine Anschlussnutzung gefunden hätten.“

Um die Leerstände in der City so gering wie möglich zu halten, wirbt Muckel gezielt auch um Ein-Euro-Shops, Bäckereien, Nagelstudios – was ihm viel Kritik beschert. „Die Nachfrage regelt das Angebot“, sagt Muckel achselzuckend. Aktuell lebten vor allem kinderreiche Familien mit Migrationshintergrund und ältere Menschen in der City. „Gerade Familien und Senioren aber sind ein Gewinn für uns, weil sie kurze Wege bevorzugen.“ Um noch mehr Kaufkraft in die Innenstadt zu ziehen, seien künftig vor allem seniorengerechte Wohnungen erforderlich. „Das Pacelli-Quartier hat gezeigt, dass ein solches Konzept funktioniert.“

Und noch einen Trend macht Muckel aus: Insbesondere Einzelhändler hätten die Innenstadt neu für sich entdeckt. Erfreut beobachtet und fördert Muckel die Neuansiedlung von Feinkostläden und die Erweiterung von alteingesessenen Läden, die hochwertige Waren anbieten. Im Juli 2014 etwa eröffnete der Laden Vin le Baron an der Markstraße. „Jetzt will der Inhaber für einen kleinen Imbiss auch das Ladenlokal nebenan nutzen – Qualität setzt sich halt durch.“

Auch „Hemsing“ macht mit Marken-Heimtextilien guten Umsatz. „Bei Hemsing zieht die Kombination aus Laufkundschaft und Online-Geschäft.“ Expandiert hätte außerdem Uhren Schmiemann an der Elsässer Straße: „Da haben wir zum Beispiel ein Traditionsgeschäft, das ohne Weiteres an der Kö in Düsseldorf liegen könnte.“

Ein Whisky-Festival auf Burg Vondern

Auf Passanten aus der Innenstadt und Online-Kunden setzt etwa der Whisky-Hort an der Nohlstraße/Ecke Marktstraße. Erst Anfang 2015 eröffnet plant Inhaber Frank Marquardt bereits, sich „ins Ladenlokal nebenan zu vergrößern“.

Über 1200 Whisky-, mehr als 100 Rum-Sorten sowie ausgewählte Spezialitäten hat der Händler im Angebot. Damit gehört der Laden zu den „Top 5 der Whiskyhändler in Deutschland“, wie der Chef nicht ohne Stolz verrät. Ein Erfolg, den Marquardt ausbauen möchte. „Zum Beispiel mit einem Whisky-Festival auf Burg Vondern mit schottischen Wettkämpfen, Musik und allem was dazu gehört“, gerät der Geschäftsmann ins Schwärmen. Mit dem Geschäftsstandort ist auch sein Geschäftsführer Jürgen Schneider zufrieden. „Die Atmosphäre der alten Suthoff-Backstube passt prima ins Konzept.“

Die nächste Kaufmannsgeneration zeigt sich also tatkräftig. Und das ist auch gut so. Denn bei etlichen alteingesessenen Ladeninhabern steht ein Generationswechsel an. Ob es genug Nachfolger gibt oder bei der Suche geholfen werden muss – das überlässt Franz-Josef Muckel seinem Nachfolger. Denn mit 65 Jahren will sich der City-Manager bis Ende des Jahres zurückziehen. Wer in seine Fußstapfen tritt? Darüber hüllt er sich noch in Schweigen, „bis alle Verantwortlichen zugestimmt haben“.