Oberhausen. . Der Ausbau der Güterbahnstrecke Betuwe hat auch Folgen für andere Trassen. Anwohner klagen: Auch in Osterfeld und Borbeck nehmen Zugverkehr und Krach zu. Anders als bei einem Neubau wie Betuwe besteht an Bestandsstrecken aber kein Anspruch auf verbesserten Lärmschutz.

Es ist ein Mammutprojekt, eine Großbaustelle und eine über Jahrzehnte vorbereitete Infrastruktur-Maßnahme mit weitreichenden Auswirkungen: Die Deutsche Bahn AG plant, die sogenannte Betuwe-Güterbahnstrecke im Oberhausener Norden auf drei Gleise auszubauen. Der Schienenverkehr zwischen Oberhausen und Wesel wird deutlich zunehmen.

Das, so beklagen Anwohner der Zu- und Abfahrtsstrecken von Betuwe, werde auch für sie Folgen haben. Weil sie mit mehr Zugverkehr rechnen, fordern sie für die bestehenden Gleise in ihren Vierteln mehr Lärmschutz. Denn anders als bei einem Neubau ist dies im Bestand nicht selbstverständlich.

Kein Schutzanspruch im Bestand

Zwischen 30.000 und 40.000 Oberhausener sind nach Angaben der Bürgerinitiative „Betuwe – So nicht“ vom Betuwe-Ausbau betroffen. Die Bahn ist bei dem Projekt zu Lärmschutzmaßnahmen verpflichtet – über Art und Umfang berichtet das Verkehrsunternehmen bei einer Bürgerversammlung am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, im Sterkrader Sophie-Scholl-Gymnasium.

Bürgerversammlung

Der Ausbau der Betuwe-Güterbahnstrecke im Bereich Sterkrade bis Stadtgrenze Dinslaken ist heute Thema unseres Sterkrader Lesercafés sowie einer Bürgerversammlung, die ebenfalls heute in Sterkrade stattfindet.

Wir laden Sie ein: Diskutieren Sie mit uns über eine der größten Baustellen, die dem Oberhausener Norden in den kommenden Jahren bevorsteht. Welche Probleme sehen Sie beim Streckenausbau, welche Vorteile erhoffen Sie sich für die Stadt und ihre Anwohner? Zum Lesercafé empfängt Sie Redakteurin Stephanie Weltmann von 10 bis 12 Uhr im Café Cordes, Steinbrinkstraße 217.

Die Bürgerversammlung startet um 19 Uhr in der Aula des Sophie-Scholl-Gymnasiums an der Tirpitzstraße 41. Dort erfahren die Bürger, wo und wie sie sich ins Planungsverfahren einbringen können, wie Planungsunterlagen zu lesen sind und wo welche Sachverhalte darin zu finden sind.

Individuelle Fragen können nicht bei der großen Veranstaltung beantwortet werden. Die Deutsche Bahn AG bietet deshalb am Donnerstag, 16. Januar, 16 bis 18 Uhr, im Technischen Rathaus, Bahnhofstraße 66, Raum D 001, zusätzlich eine Bürgersprechstunde an.

Bei bestehenden Strecken gibt es hingegen keinen Anspruch auf eine Nachbesserung des Schallschutzes. Darauf weist ein Sprecher der Deutschen Bahn hin.

Und das sorgt für Unmut in Osterfeld und Borbeck: „Die Züge enden doch nicht in Oberhausen, sie werden etwa in Osterfeld umgesetzt und fahren von dort aus weiter“, sagt Immanuel Schuler, Osterfelder FDP-Mann und aktiv im Bürgerverein Oberhausen-Borbeck.

Seit Jahren engagiert sich Schuler für mehr Lärmschutz an der ehemaligen Walzwerkstrecke in Osterfeld. Zwar hat die Stadtverwaltung bereits 2010 diese Forderung in den kommunalen Lärmaktionsplan aufgenommen – entscheidend ist letztlich eine Prioritätenliste der Bahn, nach der etwa Schallschutzwände an bestehenden Strecken umgesetzt werden. Und die Werkwalzstrecke hatte bisher keine Priorität.

Lärmminderung als "zentrales Thema"

„Lärmminderung ist für die Deutsche Bahn ein zentrales Thema“, heißt es jetzt in einer Mitteilung der Bahn. Ab 2017 soll die Anfang des 20. Jahrhundert eingerichteten Güterverkehrsstrecke Hamm-Osterfeld angepackt werden – aber ab Gladbeck-West in Richtung Gelsenkirchen-Buer.

Wann auch auf der Oberhausener Seite der Strecke nachgebessert wird, ist noch unklar. Zwar hatte der damalige Baudezernent 2013 erklärt, frühestens 2017 bis 2019 sei mit einer Sanierung zu rechnen. Einfluss habe die Stadt darauf allerdings nicht.