Oberhausen. . Die Pflege von Familienmitgliedern in den eigenen vier Wänden ist häufig ein 24-Stunden-Job. Der Verein „Pro Wohnen“ richtet daher ein Café für Angehörige von Dementen aus. Ehrenamtliche beraten zweisprachig in Tackenberg - und helfen zu Hause aus.

Eine kleine Pause wollen sie bieten. Eine Pause von dem 24-Stunden-Job, der es ist, wenn man einen Angehörigen zu Hause pflegt, der an Demenz erkrankt ist. „Mit dieser Aufgabe darf man nicht allein gelassen werden, wir wollen helfen“, sagt Satiye Göklü, die zweimal im Monat ein Café für pflegende Angehörige von Demenzerkrankten im multikulturellen Ortsteil Tackenberg organisiert. Das Angebot richtet sich an Menschen mit Migrationshintergrund – aber nicht ausschließlich. „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Göklü.

Vorsichtigen Schätzungen zufolge sind in Oberhausen etwa 3000 Menschen an Demenz erkrankt, die am häufigsten auftretende Form ist Alzheimer. Betroffene kämpfen nicht nur mit dem Verlust ihres Gedächtnisses, sie verlieren nach und nach auch andere geistige Fähigkeiten. Die Erkrankten werden mit der Zeit hilfloser und sind zunehmend auf Unterstützung angewiesen.

Demenzcafé wurde im Februar eröffnet

Die meisten Dementen werden in Oberhausen zu Hause gepflegt. In türkischen Familien, weiß die städtische Seniorenbeauftragte Nese Özçelik, werde seltener Hilfe von außen dazugeholt. „Jemanden 24 Stunden zu betreuen, das bedeutet sehr viel Stress“, sagt Özçelik. Damit eine mögliche Überforderung nicht in Frust oder gar Wut übergeht, hat der in Tackenberg äußerst aktive Verein „Pro Wohnen International“ im Februar das Demenzcafé ins Leben gerufen.

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Dahinter steckt ein offenes und niederschwelliges Angebot, zum Plausch, zum Kartenspiel, vor allem aber zur unkomplizierten Beratung direkt im Viertel. „Wir wollen die Angehörigen bei bürokratischen Angelegenheiten unterstützen und können auch Ansprechpartner und Hilfe vermitteln“, sagt Satiye Göklü. Sie hat eine ganze Gruppe von Ehrenamtlichen in petto, die sich über das Projekt „Senioren im Mittelpunkt“, einer Kooperation der Stadt Oberhausen mit dem Verein „Pro Wohnen“, als Seniorenberater vor Ort qualifiziert haben.

Ehrenamtliche sprechen mindestens zwei Sprachen

Einige Ehrenamtliche sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Rund 30 von ihnen haben eine 30-stündige Fortbildung zur häuslichen Betreuung von an Demenz Erkrankten abgeschlossen. Während die Angehörigen sich also zum Demenzcafé treffen, können sich die Ehrenamtler um die daheimgebliebenen Pflegebedürftigen kümmern.

Besonders wichtig in dem multikulturellen Stadtteil: Die Ehrenamtlichen sprechen mindestens zwei Sprachen, Deutsch und Türkisch, sie sind in beiden Kulturen zu Hause. „Gerade bei Demenz rücken zunehmend Dinge der Kindheit in den Mittelpunkt, die Muttersprache, die Kultur der Heimat“, sagt Nese Özçelik. Lieder von früher zu singen, Geschichten von früher zu erzählen, „das tut den Dementen gut“.