Oberhausen. Historischer Schriftzug ziert nun den Wall am Eugen-zur-Nieden-Ring. In Auftrag gab ihn einst Paul Reusch – am Bahndamm wucherten die Steine zu
Da feiert man ein ganzes Jahr das Jubiläum eines Stadtteils - aber was bleibt von der Festtagslaune, wenn das Jahr herum ist? In Schmachtendorf ziert seit dem 250-Jahr-Fest, das den ganzen Stadtteil 2012 über zehn fulminante Festtage in Atem hielt, ein gemalter großer Willkommensgruß eine Wand an der Hiesfeder Straße. In Sterkrade, das 2013 sein Jubeljahr hat und 100 Jahre Stadtrechte feiert, sind es gleich neun dicke und schwere Betonsteine, die an die Stadtteilhistorie und das Jubiläum erinnern.
Am Eugen-zur-Nieden-Ring wurde der Fraktur-Schriftzug „Sterkrade“ aus dem Jahr 1935 am Donnerstag enthüllt. Unter weißer Plane waren die Buchstaben versteckt, die das Team des Unternehmers Marc Schmitz der Stauch Bau GmbH in den vergangenen Tagen unentgeltlich aufgestellt hatte. „Hier wird ein Stück Sterkrader Geschichte sichtbar gemacht“, sagte Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz (SPD).
75 Jahre waren die Steine vergessen
1935 hatte der damalige GHH-Chef Paul Reusch den Sterkrader Schriftzug an dem Bahndamm hinter dem Volkspark aufstellen lassen. Damals feierte die Hütte, die entscheidend für die Entwicklung Sterkrades bis zur 1913 erklärten Stadt gewesen war, ihr 125-jähriges Bestehen. In Erinnerung an die Wurzeln dieses Erfolgs waren die Steine am Bahndamm aufgestellt worden - und wurden dort dann vergessen.
Über Jahre wucherten die Steine zu. Wahrscheinlich wären sie heute noch an Ort und Stelle, würde die Deutsche Bahn AG nicht den Ausbau der Betuwe-Güterbahnstrecke planen. Denn mit dem vorgesehenen neuen dritten Gleis hätten die Steine eh weichen müssen.
„Der Platz stimmt“
Hubert Cordes, Politiker, Konditormeister und Sterkrader, aktivierte die Stadttöchter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) und Wirtschaftsbetriebe (WBO) und die Stauch Bau GmbH. Die Steine wurden gesichert, gelagert und nun wieder aufgestellt. Zu sehen sind sie auf dem Erdwall vor dem Mehrgenerationenprojekt „Gute Hoffnung“ der Neuapostolische Kirche.
Den Bürgern, die zur Enthüllung nach Sterkrade gekommen waren, gefallen die Steine offenbar: Von oben und vorne wurde der Schriftzug fotografiert. „Hier sind die Steine gut sichtbar, der Platz stimmt“, sagt Liesel Kaufmann. Die Steine seien ihr bereits untergekommen – bei einem Diavortrag des Heimatforschers Alfred Lindemann, der die Steine noch am Bahndamm von Wildkraut freigeschnitten hatte. Lindemann steht selbst mit der Kamera vor dem Schriftzug. Anleuchten sollte man sie, sagt er über die Steine. „Im Winter müssen wir schauen, dass sich kein Wasser zwischen den Buchstaben sammelt, sonst brechen sie.“