Oberhausen.

Neben der Straße leuchtet der Raps knallgelb. Gegenüber wagt sich der Weizen aus dem Boden. Ein paar Meter weiter genießen junge Kühe die Sonnenstrahlen. Und das mitten in Oberhausen. Landwirtschaft in der City – geht das? Hermann Hagedorn gewährt Einblicke in die Arbeit eines Stadt-Landwirtes.

Der Hof des Agrarbetriebswirts Hermann Hagedorn liegt am Rande von Sterkrade. Die kleine Hagedornstraße führt dorthin – und damit ist man mitten im ersten Problem der städtischen Landwirte. Hagedorn: „Es gibt Platzprobleme. Die Wohnbebauung rückt immer näher.“ Dann kommen Großbaustellen hinzu, die die Flächen „anknabbern“.

Zwei Hektar an die Betuwe-Baustelle

Hagedorn muss rund zwei Hektar an die Betuwe-Baustelle abgegeben, einige Hektar vereinnahmt der Emscherumbau: „Davon sind fast alle Landwirte in Oberhausen direkt oder indirekt betroffen“, sagt der 43-Jährige, der 85 Hektar Fläche beackert: „Dazu fahren wir bis nach Duisburg-Wehofen und Grafenbusch.“

Landwirtschaft ohne Gerüche – auch das funktioniert nicht, wenn Kühe auf saftigen Wiesen stehen. Hagedorn: „Ich habe tolle Nachbarn, die viel Verständnis haben. Auch dafür, dass ich die Straße nicht immer sofort säubern kann, wenn ein Traktor sie verschmutzt hat.“ Das ist nicht immer so. Autofahrer reagieren mit Hupkonzerten, wenn sie einen Traktor vor sich haben. Und der Geruch von Gülle ist nicht für alle ein Duft.

„Städter wissen heute zu wenig über Landwirtschaft"

Hermann Hagedorn ist sicher: „Städter wissen heute zu wenig über Landwirtschaft. Sie sehen ja nicht, dass wir um drei Uhr morgens anfangen, vier bis fünf Trecker in Betrieb haben und täglich 15 bis 16 Stunden arbeiten. Ich muss auch mal sonntags aufs Feld, wenn das Wetter es zulässt, dass der Mais ausgesät werden kann.“

Über die Runden kommt Hagedorn, in dessen Betrieb seine Frau mithilft und den kleinen Hofladen betreut, weil er seit zehn Jahren eine gut funktionierende Kooperation mit einem Kollegen in Gladbeck hat: „Wir haben insgesamt 150 Kühe. Bei mir auf der Weide und im Stall steht die Kinderstube.“ Die Kooperation ermöglicht es beiden Landwirten, alle zwei Wochenenden melkfrei zu haben: „Wir können sogar mal zehn Tage in Urlaub fahren.“

Kühe sollen so natürlich wie möglich aufwachsen

Für die jungen Kühe, die in Oberhausen aufwachsen, muss Hagedorn ein bisschen den „Kuh-Flüsterer“ spielen: Auf einer Wiese gegenüber dem Hof lernen sie das Weideleben kennen: „Sie müssen sich erst an draußen gewöhnen, vor allem ans andere Futter. Und sie müssen mal erleben, dass ein Lastwagen an ihrer Weide vorbeifährt, sie müssen Hunde sehen. Würde ich sie sofort Tag und Nacht auf die Weide lassen, würden sie sich vor irgendwas erschrecken und ich könnte sie sonst wo wieder einfangen.“

Für den Vater von drei Kindern im Alter von zwei, fünf und sieben Jahren ist klar, dass seine schwarz-weißen Kühe so natürlich wie möglich aufwachsen. Wozu auch ein offener Stall gehört, bei dem die Tiere selbst entscheiden können, ob sie draußen sein wollen oder lieber unterm schützenden Dach: „Wenn bei einer Massentierhaltung ein Tier hustet, müssen alle Tiere Medizin bekommen. Und die ist teuer. Ich bin sicher, dass nur ein Tier, das sich wohlfühlt, auch effizient produziert.“

Raps, Mais und Kartoffeln

Hermann Hagedorn hält aber nicht nur Kühe. Auf eigenen und gepachteten Flächen sät er neben Raps auch Weizen und Gerste, Mais und Kartoffel: „Wenn man sich breiter aufstellt, senkt man das Risiko. Ist der Mais mal schlecht, kommt dafür der Weizen besser“, erklärt er.

Sein Betrieb, der bereits über mehrere Generationen im Familienbesitz ist, ist seine Leidenschaft. Und so setzt er sich auch für die Oberhausener Landwirte als Beisitzer bei der Kreisbauernschaft Ruhrgroßstädte ein.

Stadtteilrundgang Sterkrade

Die alte Kantine der GHHFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Die alte Kantine der GHHFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Schmaler Bürgersteig an der SteinbrinkstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Schmaler Bürgersteig an der SteinbrinkstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Der Center Point auf der BahnhofstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Der Center Point auf der BahnhofstraßeFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstand und Center PointFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstand und Center PointFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Rundgang durch Oberhausen Sterkrade mit Manfred Assmacher - schöne und häßliche Seiten des Ortsteils werden gezeigt.  Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Rundgang durch Oberhausen Sterkrade mit Manfred Assmacher - schöne und häßliche Seiten des Ortsteils werden gezeigt. Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier war früher KIKFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier war früher KIKFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - das Reformhaus gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr.Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - das Reformhaus gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr.Foto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier die alte SparkasseFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Leerstände sind ein großes Problem - hier die alte SparkasseFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die neue Apostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Die neue Apostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Restaurant Vier Jahreszeiten im Gebäude der Neuapostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
Restaurant Vier Jahreszeiten im Gebäude der Neuapostolische KircheFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool
St. Clemens HospitaleFoto: Kerstin Bögeholz / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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