Oberhausen. Kleinstädter Bühne feiert Premiere mit „Schlussapplaus“. Der Lito-Palast in Sterkrade war mäßig besetzt – schade, angesichts des zerstreuenden Spiels.
Da ist dieses Ei. Für Hermann, einen alternden Boulevardschauspieler, ist das Ei am Morgen seines 50. Geburtstags eine Offenbarung. Erschrocken bleibt er in seinem teuer eingerichteten Wohnzimmer sitzen, schaut die zerbrochene Schale des Eis an, ruft aus: „Mein ganzes Leben ist ein Irrtum!“ – und beschließt, sich noch an seinem Geburtstag umzubringen. Doch während der Boulevardschauspieler nach Werkzeug für den Suizid sucht, entwirrt sich sein Leben als das, was Hermann am besten spielen kann: eine herrlich witzige Boulevardkomödie.
„Schlussapplaus“ heißt das Stück, mit dem die Amateurgruppe „Kleinstädter Bühne“ am Sonntag Premiere gefeiert hat. Geschrieben vom Autor Thomas B. Hoffmann, auf die Bühne des Sterkrader Lito-Palasts gebracht von Regisseurin Senta Kämmerer. Der Saal war zur Premiere schlecht besetzt – schade, angesichts des zerstreuenden Spiels, das sein Publikum mit vielen Lachern löste.
Nichts läuft wie es soll
Der Dreiakter beginnt jedoch unvermittelt. Man sieht Hermann in der Rolle eines Sprachwissenschaftlers, der mit seiner neuen Flamme ins Wochenendhaus eines befreundeten Geheimagenten fährt. Nichts läuft für den Mann wie es sollte. Erst nachdem der Vorhang fällt, versteht man, warum: Alles nur ein Premieren-Albtraum, aus dem Hermann aufwacht! Dachte er zumindest, denn dann bricht die Eischale: Tochter Alicia will ausgerechnet den Regieassistenten heiraten, High-Society-Ehefrau Susanne pflegt ihre Affäre mit Hermanns bestem Freund und dann steht auch noch Hermanns schwangere Kollegin vor der Tür.
Es ist ein flinkes Stück, das die sieben Kleinstädter mit ihrer vom Publikum geschätzten Leidenschaft zu tragen wissen. Michael Oslislo macht als Hermann seinem Ruf als Publikumsliebling alle Ehre – und reißt sich sogar buchstäblich die Sachen vom Leib. Wolfgang Kessel spielt den Liebhaber der Ehefrau als tänzelnden Rosenkavalier, der Hermann mit köstlicher Unschuldsmiene beim Knüpfen seines Stricks hilft. Bianca Poersch und Johannes Hemsing überzeugen beim Wechsel von Albtraum- zu Wach-Szene.
Liebevoll handgemachte Kulisse
Die Kulisse ist wie alles bei den Kleinstädtern liebevoll handgemacht – ein Blick ins Wohnzimmer mit Empore, Kunst an den Wänden und Bar hinterm Bücherregal. Durch sieben Türen herrscht ein reges Kommen und Gehen, das die Schnelligkeit der Komödie unterstreicht, ihr aber nicht schadet. Nur einmal überholt das Spiel die Bühnentechnik – der Schuss, der sich aus einer Pistole löst, verhallt somit geradezu.
Schade, dass das Spiel durch zwei Pausen unterbrochen wird, was angesichts der Spielzeit zu viel erscheint und den Zuschauer aus dem Geschehen reißt. Das Premierenpublikum, darunter Kulturdezernent Apostolos Tsalastras, spendete dennoch reichlich Applaus.
Darsteller:Michael Oslislo (Hermann), Sylvia Schmenk (Susanne), Delia Knese (Alicia), Rainer Knese (Fritz), Johannes Hemsing (Klaus), Bianca Poersch (Christine) und Wolfgang Kessel (Bernd). Regie/Maske: Senta Kämmerer; Bühnentechnik: Jürgen Muzik und Reiner Kämmerer; Souffleuse: Angelika Knaup.
Weitere Termine: Sa., 16., 23., 30. Januar (19 Uhr), So., 17., 24., 31. Januar (17 Uhr), Lito-Palast, Finanzstraße 1. Tickets: Mi., Sa., 10 bis 12 Uhr im Lito (8 bis 12 Euro). Info/Kartenvorverkauf auch online: kleinstaedter.de