Oberhausen. . Die Osterfelder Traditionskneipe schließt Ende Februar nach mehr als 30 Jahren. Seit 2006 steht Jürgen Schneider hinterm Tresen, er würde gerne weitermachen.

„Für immer dicht?“ Das Fragezeichen auf dem Plakat für die Abschiedsfeier der Distel hat Jürgen Schneider bewusst gesetzt. Denn auch wenn die Traditionskneipe in Osterfeld am 28. Februar schließt, hofft der Wirt auf eine unerwartete Wende.

Fast zehn Jahre hat Michael Schneider sechs Tage die Woche zwischen zwölf und 14 Stunden hinterm Tresen verbracht. Nun ist wohl endgültig Zapfenstreich. „Das ist ein bisschen, als würde ein guter Freund sterben“, sagt Schneider und drückt mit dem Zeigefinger seine Zigarette aus. „Ein Freund, mit dem man viel erlebt hat.“

Schneider sind die Hände gebunden

Dabei läuft es in der Distel. Volle Tische am Abend, durchgehend ausgebucht für Feiern. Also aufhören, wenn es am schönsten ist? Wohl kaum, Schneider würde gerne weitermachen, aber ihm sind die Hände gebunden. Die Eigentümerin des Gebäudes an der Sterkrader Straße zieht aus Afrika zurück nach Oberhausen und braucht zwei der Räume für den Eigenbedarf.

Nicht mal ein großzügiges Kaufangebot konnte die Eigentümerin umstimmen. „Wir haben das durchgerechnet. Das wären etwa 20 Prozent Umsatzeinbußen“, sagt Schneider. „Das würde uns Jahre zurückwerfen.“

Ein Neustart

Schneider hatte in den letzten Jahren das Geschäftskonzept erweitert. Der Wirt hat sich intensiv mit Whisky beschäftigt, ist nach Schottland gefahren und hat schließlich Probierstunden in der Distel angeboten. Umsonst war die Professionalisierung seiner Leidenschaft für den Single Malt aber nicht.

Denn das Ende der Distel ist ein Neustart für Jürgen Schneider. Gemeinsam mit Johannes Engelberg betreibt er seit Anfang des Monats den Whisky-Hort an der Nohlstraße. Ein Fachgeschäft für die edlen schottischen Hochprozentigen. Von dort aus wird er weiter seine sogenannten „Tastings“, Probierstunden für Neulinge und Kenner, anbieten.

Suche nach neuer Kneipe

Seine Stammgäste sind allerdings noch auf der Suche nach einer adäquaten Alternative. „Die ziehen gerade gemeinsam durch Oberhausen und testen die übrig gebliebenen Kneipen“, erzählt Schneider. Unter dem Namen „Distelwaisen“ werden nun Gaststätten auf ihre Stammtischtauglichkeit geprüft. Schneider hat wenig Hoffnung, dass seine Dauerkunden eine neue Bleibe finden. „Durch den persönlichen Kontakt gab es hier viele Ausnahmen, die es in anderen Kneipen, glaub ich, nicht geben wird.“

Am 28. Februar werden die Freunde der Distel der rustikalen Kneipe einen gebührenden Abschied bereiten. „Für den Tag haben wir schon etwa 150 Zusagen“, sagt Schneider. Na dann, cheers!