Oberhausen. Die synthetische Modedroge Crystal Meth hat den Weg nach Oberhausen noch nicht gefunden. Zum Glück, denn die gesundheitlichen Schäden sind enorm. Größere Sorgen macht den Fahndern der Handel mit Amphetaminen und Cannabis. Beide Drogen können, regelmäßig konsumiert, ebenfalls schlimme Folgen haben.

Die synthetische Droge Crystal Meth ist in Oberhausen zum Glück noch nicht angekommen. „Bayern und Sachsen haben große Probleme damit“, sagt Michael Mende, Leiter des Oberhausener Rauschgiftkommissariates. In den beiden Bundesländern schwappe Crystal Meth aus Tschechien rüber. In Oberhausen sind dagegen Amphetamine oder Marihuana nach wie vor ein großes Thema. Michael Mende und seine in der Prävention tätige Kollegin Claudia Pütz können da so einiges zu erzählen.

Verfolgungswahn als Folge der Drogen

Der Leiter des Drogenkommissariates berichtet von einem 19-Jährigen, der kürzlich nachts nur mit einer Unterhose bekleidet, völlig verwirrt aufgegriffen wurde. „Zwischendurch muss der junge Mann ohnmächtig gewesen sein und dabei sein Bein so verdreht haben, dass die Blutzufuhr abgeschnitten war“, sagt Mende. Jedenfalls konnte das Bein nur durch mehrere OPs gerettet werden. Der 19-Jährige, der unter starkem Drogeneinfluss stand, war in panischer Angst durch die Gegend gelaufen. Zusammen mit Kumpels hatte er zuvor Ecstasy und Alkohol konsumiert, dann einen Verfolgungswahn entwickelt. Die Kollegen, die versuchten, ihren Freund wieder einzufangen, verstärkten dessen Panik nur, so dass der sich sogar so spärlich bekleidet durch dorniges Gebüsch schlug.

„Amphetamine potenzieren grundsätzlich das Risiko für eine Psychose um 25 Prozent“, warnt Claudia Pütz. Auch wer Cannabis konsumiert muss eher mit psychotischen Schüben rechnen, sagt auch Michael Mende. Der Ermittler weiß, dass der Einnahme von Amphetaminen zum Aufputschen oft der Marihuana-Konsum folgt, um wieder runterzukommen.

Angehender Erzieher feierte Drogenparty

Er erzählt von einem anderen drastischen Fall. Ein angehender Erzieher (26) stand im Verdacht, eine After-Hour-Party zu machen, also eine Fete nach der Fete und das mit Drogen. „Wir haben bei ihm auch Amphetamine gefunden“, sagt Michael Mende. Und dass es in der ganzen Wohnung keine Kredit- oder andere Karte ohne die weißen Spuren des Pulvers gegeben habe, das man so schnupft. „Der Mann war so nervös und seine Augen sahen dermaßen nach Drogen aus“, wundert sich Mende, dass die Lehrer des ausgerechnet auch noch angehenden Erziehers nichts gemerkt hätten.

„Eltern finanzieren ihren Kindern Amphetamine oft noch mit“, sagt Claudia Pütz. Die Kinder beteuerten gegenüber ihren gutgläubigen Eltern dann immer wieder, bald einen Entzug zu machen.

300 Ecstasy-Pillen aus dem Kanal gefischt

Nicht mehr so jung ist mit 52 Jahren ein der Polizei sehr gut bekannter Dealer, der kürzlich aufflog. „Die Wohnung des Mannes sollte zwangsgeräumt werden“, sagt Mende. Der 52-Jährige sei sehr nervös gewesen. Als ein Möbelpacker eine Tüte mit Pillen fand, habe der Mann sie ihm aus der Hand gerissen, sei damit aus dem Haus gestürmt und habe die Tüte im Bereich der Schleuse Lirich in den Rhein-Herne-Kanal geworfen. Die dann eingeschaltete Polizei holte die Tüte mit 300 Ecstasy-Pillen mit Hilfe der Feuerwehr wieder aus dem Wasser. „Im Keller des 52-Jährigen fanden wir noch ein Kilogramm Amphetamin und ein Kilogramm Marihuana“, sagt Michael Mende. Der Mann, der noch eine Bewährungsstrafe offen hatte und der nach der Zwangsräumung ohne Wohnung da stand, habe nun auch wieder einen festen Wohnsitz - in einer Justizvollzugsanstalt.

Spielt Crystal Meth in der Stadt auch noch keine Rolle, wird Claudia Pütz in der Schule immer darauf angesprochen. „Wegen der Bilder von Crystal Meth-Konsumenten, die durch die Presse gingen“, sagt sie. Die Schüler wollen wissen: „Ist das wirklich so, dass man nach ein paar Wochen so aussieht?“ „Ja, das ist so“, kann sie dann nur über den extrem rasanten körperlichen Verfall der Abhängigen sagen.

Was Crystal aus Menschen macht

"From Drugs to Mugs" - sinngemäß "Durch Drogen zum Ganoven" - heißt die Kampagne, mit der ein Sheriff aus dem US-Bundesstaat Oregon vor dem Konsum von Methamphetamin warnt. Die... © Multnomah County Sheriff's Office
... auch
... auch "Crystal Meth" oder "Crystal Speed" genannte Synthetik-Droge... © Multnomah County Sheriff's Office
...gilt als eine der zerstörerischsten Drogen überhaupt. Kurzfristig...
...gilt als eine der zerstörerischsten Drogen überhaupt. Kurzfristig... © Multnomah County Sheriff's Office
...putscht die Substanz Konsumenten auf, macht sie euphorisch und wach. Doch Crystal...
...putscht die Substanz Konsumenten auf, macht sie euphorisch und wach. Doch Crystal... © Multnomah County Sheriff's Office
...macht auch extrem schnell abhängig. Zur psychischen und physischen Abhängigkeit...
...macht auch extrem schnell abhängig. Zur psychischen und physischen Abhängigkeit... © Multnomah County Sheriff's Office
...kommen verheerende gesundheitliche Auswirkungen: Zähne verfaulen, Haare fallen aus,...
...kommen verheerende gesundheitliche Auswirkungen: Zähne verfaulen, Haare fallen aus,... © Multnomah County Sheriff's Office
...die Haut entzündet sich, Magen, Leber und Nieren werden geschädigt, Gehirnzellen sterben ab, das Herz kommt aus dem Takt. Psychosen und Angststörungen können auftreten. Der US-Sheriff...
...die Haut entzündet sich, Magen, Leber und Nieren werden geschädigt, Gehirnzellen sterben ab, das Herz kommt aus dem Takt. Psychosen und Angststörungen können auftreten. Der US-Sheriff... © Multnomah County Sheriff's Office
...dokumentierte den Verfall von Crystal-Süchtigen, die straffällig wurden, auf seinen Vorher-Nachher-Fotos und zeigte die schockierenden Bilder in Schulen,...
...dokumentierte den Verfall von Crystal-Süchtigen, die straffällig wurden, auf seinen Vorher-Nachher-Fotos und zeigte die schockierenden Bilder in Schulen,... © Multnomah County Sheriff's Office
...um Jugendliche davon abzuhalten, die Modedroge zu testen.
...um Jugendliche davon abzuhalten, die Modedroge zu testen. © Multnomah County Sheriff's Office
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Doch eines muss sie den Jugendlichen dann immer klar machen: Auch wer dauerhaft Amphetamine einnimmt, sieht irgendwann nicht mehr gut aus. „Vom Verelendungsgrad tun die sich nix im Vergleich mit früheren Heroinsüchtigen“, sagt Claudia Pütz.

Und wer besonders schon als Jugendlicher regelmäßig Cannabis konsumiert, wird selten ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft, sagt Michael Mende. Die Betroffenen seien alle sozial auffällig, hätten oft Wohnungen wie Müllhalden. Zu den synthetischen Drogen erklärt der Kommissariatsleiter noch: „Niemand weiß, was in dieser Pampe drin ist.“ Da könne bis hin zu Rattengift alles drin sein.