Gladbeck. In Gladbeck gibt es Fälle, bei denen das Aufputschmittel Crystal Meth unter andere Drogen gemixt wurde. Drogenberater Wolfgang Roth sieht besonders in den Großstädten den gefährlichen Trend zu dieser Modedroge. Doch auch an der eher kleinen Stadt Gladbeck geht die Gefahr nicht gänzlich vorbei.

Die Crystal Meth-Szene in Nordrhein-Westfalen wird immer größer, warnte die Zollgewerkschaft am Montag. Über Flughäfen und große Binnenhäfen würde das gefährliche Aufputschmittel eingeschleust.

In Gladbeck ist die synthetische Droge noch nicht verbreitet. Wolfgang Roth von der Drogenberatung Drop-Out beschreibt die hiesige Crystal Meth-Szene als überschaubar. Nur zwei Fälle kenne er, bei denen der Verdacht auf einen Missbrauch der Droge naheliege: „Eine Frau und ein Mann sind mit eindeutigen Symptomen, die auf den Konsum von Crystal Meth schließen, in unsere Drogenberatungsstelle gekommen. Sie haben aber geschworen, kein Crystal genommen zu haben.“ Stattdessen hätten sie zu Speed gegriffen. Roth vermutet, dass in das Speed ein gewisser Anteil an Crystal untergemischt worden sei. „Sie wiesen die klassischen Symptome auf. Hatten Verletzungen an den Armen und aufgeplatzte Haut.“ Die Konsumenten seien aber inzwischen beide in Behandlung.

„Der Trend ist klar zu erkennen“, so Wolfgang Roth. In Großstädten in NRW werde Crystal Meth konsumiert. Dort sei der Handel anders aufgebaut und auch der Markt ein anderer: „Obwohl Städte aneinander grenzen, herrscht eine andere Szene, die andere Drogen will. Nach Gladbeck, in die Provinz, kommt die Droge wohl erst später.“ Im Moment sei es ruhig, allerdings wisse auch er nicht, was im Untergrund geschehe. Denn sogar in Gladbeck gebe es Orte, an denen „man alles bekommt, was man braucht.“

Eingelieferte Fälle im Gladbecker St. Barbara Hospital, die im Zusammenhang mit Crystal Meth stünden, seien nicht bekannt, so Pressesprecherin Andrea Petri: „Probleme liegen eher im Tabletten- und Alkoholmissbrauch.

„Aufklärung und Hilfe sind wichtig“

Die Polizei Recklinghausen weist darauf hin, dass Crystal Meth in der Region eine „verschwindet geringe Rolle“ spiele. Im Kriminalitätsbericht für das Jahr 2013 werden 3956 (2012: 1776) Delikte der Rauschgiftkriminalität zugeordnet, wobei 2068 Delikte im Zusammenhang mit Amphetamin und Methamphetamin genannt werden. Zur Gruppe der Methamphetamine zählen Crystal Meth, Speed oder Ecstasy.

Vor allem Speed und Ecstasy, aber auch Heroin, seien in Gladbeck die klassisch konsumierten Drogen, informiert Wolfgang Roth von der Drogenberatung. Kontakte zu Drogenkonsumenten gebe es „im Jahresdurchschnitt über 4000“. Aufklärung und Hilfe seien dabei wichtig. „Die Politik reagiert. Auch die Polizei ist bemüht, tätig zu werden“, so Wolfgang Roth. Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen, sei diese aber „letztendlich immer einen Schritt hinterher.“

Die Droge ist in der Gesellschaft angekommen 

Crystal Meth ist in der deutschen Gesellschaft angekommen. Mütter und Manager, und immer mehr junge Menschen nehmen die Droge. Unlängst gestand SPD-Politiker Michael Hartmann, geringe Mengen konsumiert zu haben.

Vor allem im deutsch-tschechischen Grenzgebiet ist die synthetische Droge verbreitet – in Nordbayern, Sachsen, Thüringen, zum Teil auch in Sachsen-Anhalt. Crystal Meth – auch als Crank oder Ice bezeichnet – hat die Form grober Kristalle, die an Eis erinnern. Es wird geschnupft, inhaliert, gespritzt oder seltener auch geschluckt. Das kristalline Pulver ist günstig zu bekommen.

Durch die Einnahme verspürt der Konsument Euphorie, ein verringertes Schlafbedürfnis und eine gesteigerte Leistungsfähigkeit. Das ist vergleichbar mit Speed, nur ist Crystal stärker konzentriert und hat eine längere Wirkung. Lässt diese nach, folgen Antriebslosigkeit und Lethargie. Der Konsum führt zur schweren psychischen und körperlichen Abhängigkeit. Schon wer nur einmal die Droge genommen hat, kann von ihr süchtig werden. Das führt zu Hirnschäden, Angstzuständen und Psychosen. Weiterhin zu Leber- und Magenschäden, Herzrhythmusstörungen, faulenden Zähnen und Hautausschlägen.