Oberhausen. WAZ-Redakteur Michael Brandhoff war einer der wenigen Journalisten, die beim halbstündigen Unplugged-Konzert von U2 im Treppenhaus von Radio NRW in Oberhausen dabei sein durften. Hier für alle U2-Fans seine Beurteilung des kurzen, aber intensiven Auftritts.

Es war ein kurzes Vergnügen, aber ein besonderes: U2, die Band, die mit ihren letzten Tourneen stets neue Weltrekorde aufstellte, spielte im Treppenhaus von Radio NRW ihre einzige Promotion-Show zum neuen Album in Deutschland – eine gute halbe Stunde lang gab es „Son gs of Innocence“.

Weg vom Größer, Weiter, Bunter – die irischen Stadionrocker gibt es diesmal ganz leise, ganz zurückhaltend. Bei „Every Breaking Wave“ etwa, das bei den Zuhörer geschlossen eine Gänsehautentzündung verursacht. Gitarrist The Edge führt am Piano durch die wunderbare Weise, Bonos Stimme macht sie zum eindringlichen Erlebnis. Gegen Ende steigen auch Adam Clayton am Bass sowie Schlagzeuger Larry Mullen jr. ein – und eine Streicher-Sektion, das der Musik eine wohlige Wärme bereitet.

Gut 200 Zuhörer sind live dabei. Sie haben die Tickets gewonnen, bei Radio NRW und zwei Elektronikketten. Und sie kommen aus dem ganzen Land, von der Nordsee, aus Bayern, aber auch aus dem Ruhrgebiet, um ihre irischen Idole zu sehen – und zu hören. Eben diese befinden sich zurzeit auf großer Europa-Werbetour für ihr aktuelles Album, das am 9. September in einer Aufsehen erregenden Aktion von Apple an die 500 Millionen Nutzer seines Musikportals iTunes verschenkt worden war.

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Nur gut 200 Fans erlebten das U2-Konzert in Oberhausen.
Von Dirk Hein und Michael Brandhoff

Vor zwei Wochen erschien „Son gs of Innocence“ dann mit Bonusmaterial (u.a. sechs akustisch eingespielten Songs) auch noch als CD und auf weißem Vinyl – und stieg am Freitag immerhin noch auf Platz 2 der deutschen Charts ein (England auf 6, USA auf 9).

„Unplugged and Talk“ ist das Motto in Oberhausen. Und so gibt Moderator Michael Mittermeier einigen Fans die Gelegenheit eine Frage an Bono und seine Bande zu richten. Und natürlich wird nach einer Tour gefragt. Bandgründer Larry Mullen jr.; „Die Setlists werden diesmal schwierig. Meine Idee ist, in jeder Stadt drei, vier Shows zu spielen und die Setlists immer komplett zu verändern.“

Mittermeier also, der eine ganz besondere Beziehung zu dieser Band hat. Im Jahr 1987 zog Bono ihn, der als junger Fan beim Konzert in der Münchner Olympiahalle in der ersten Reihe stand, auf die Bühne und spielte mit ihm gemeinsam einen Song. 2001 sprang der heute 48-Jährige als Anheizer auf der Berliner Waldbühne in die Bresche, nachdem ein Unwetter den normalen Ablauf durcheinander gewirbelt hatte. Und 2010 titelte der Münchner ein Programm über seine Erlebnisse als Vater „Achtung Baby“ – so heißt auch U2s Erfolgsalbum aus dem Jahr 1991. Bono schrieb sogar ein kleines Vorwort zu dem begleitenden Buch.

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Der Comedian hält alle bei Laune, Fans und Musiker. Dennoch stehen natürlich U2 im Mittelpunkt. Neben „Every Breaking Wave“ werden auch “The Miracle (of Joey Ramone)”, „Cedarwood Road“ und „Song for Someone“ gespielt.

Und vor allem bei der ersten Single „The Miracle“ - sie wird sogar zweimal gespielt - zeigen sie, dass sie auch akustisch richtig rocken. Die Fans schwelgen in „Oooh-oooohohohohooo“-Gesängen, Bono genießt es sichtlich, dass die meisten bereits die Texte auswendig können – intensive Intimität. Seit 38 Jahren machen U2 gemeinsam ihr Ding, doch gerade jetzt – mit 53, 54 Jahren – haben sie wieder die jugendliche Frische, die sie einst zu den Rebellen der Rock-Welt machte.

Es ist eine kleine, aber feine Party, leider eine kurze. Und mit „Stuck In A Moment“ packen sie noch ein besonderes altes Stück auch. Eines, das auch das letzte Gesicht strahlen lässt.