Oberhausen. Die richtige Pflege einer Schildkröte ist aufwendiger als so mancher Tierhalter denken mag. Viele Menschen sind daher schnell mit dem exotischen Tier überfordert. Sandra Giepen betreibt im Auftrag des Oberhausener Tierschutzvereins eine Auffangstation für ausgesetzte und kranke Schildkröten.

Die große Rotwangenschildkröte ist krank. Beinahe hätten die Nieren des Tieres versagt. Weil es wahrscheinlich wie eine Landschildkröte gehalten wurde und einfach zu wenig Wasser bekam. Die Schildkröte ist ein Fundtier. Aufgelesen wurde sie in der Oberhausener City. Sie landete beim Tierschutzverein Oberhausen. Und dann bei Sandra Giepen, die für die Tierschützer eine Schildkröten-Auffangstation betreibt.

Nieren-Patientin

Sandra Giepen und Petra Barth, die Vorsitzende des Tierschutzvereines, wissen nur zu gut, dass ein großer Teil sowohl Wasser- wie Landschildkröten falsch gehalten wird. Denn Schildkröten sind schwierige, gar nicht so leicht zu handhabende Tiere. „Das liegt daran, dass man nicht sieht, was unter dem Panzer ist und auch daran, dass es wechselwarme Tiere sind“, erklärt Giepen.

Sie muss der großen Nieren-Patientin, die bis zum plötzlichen Zusammenbruch ebenfalls putzmunter wirkte, nun auch täglich Tabletten verabreichen. Ein außerordentlich schwieriges Unterfangen. Denn Wasserschildkröten in dieser Größe können nicht nur Fische durchbeißen. Übrigens war auch diese Rotwangenschildkröte einmal eines der winzigen, süßen Babys, die in Zoohandlungen angeboten werden. „Oft wird den Leuten versprochen, sie passen ihre Größe dem Aquarium an, aber das stimmt nicht, die Tiere wachsen“, zeigt Petra Bart auf das gewichtige Beispiel.

Aber wie hält man Schildkröten denn nun richtig? Sandra Giepen, die sich seit ihrer Grundschulzeit um diese urzeitlichen Geschöpfe kümmert, kann das bestens erklären. „Landschildkröten brauchen ein großes Außengehege“, sagt sie. Als Unterschlupf dient etwa ein Frühbeet. Der Tisch wird mit Heu und frischen Kräutern gedeckt. Petra Barth, die auch Landschildkröten hält, sammelt bei jedem Spaziergang mit ihrem Hund Löwenzahn, Breit- und Spitzwegerich oder Vogelmiere.

Trockenfutter, Gambas, roher Fisch

Im Frühjahr, als noch keine Kräuter wuchsen, gab es Stiefmütterchen. Apropos Winterschlaf. Der ist für die Gesundheit der Tiere wichtig. Wenn es kalt und dunkler wird, fallen die Schildkröten von alleine in einen Schlaf. Sie kommen für diese Zeit in einen Kühlschrank mit konstanter Temperatur.

Auch die Wasserschildkröten überwintern. Dazu müssen sie reingenommen werden. „Die ausgesetzten Tiere überstehen hier nur milde Winter, ist es sehr kalt, sterben sie“, weiß Sandra Giepen. Große Tiere wie die Rot- oder Gelbwangenschildkröten können nur in einem Gartenteich gehalten werden. Kleiner bleibende Arten wie die Chinesische Dreikehl- oder die Mississippi Höcker-Schildkröte benötigen ein großes Aquarium, das man am besten selbst gestaltet. Anregungen gibt es im Internet. Wichtig sind Sonnenlicht, Wasser- und Landteil sowie für Weibchen Sand zur Eiablage. Diese Arten bekommen Trockenfutter, getrocknete Gambas und manchmal rohen Fisch.

Zum Schluss überraschen die Tierschützerinnen dann noch mit einer Aussage: „Auch Schildkröten erkennen ihre Menschen.“