Oberhausen. Die einen finden sie possierlich, für andere sind sie ein Dorn im Auge: Der Tierschutzverein Oberhausen wird am Dienstag die Tauben aus der Bahnhofshalle umquartieren. Ein neues Zuhause finden sie im Taubenhaus an der Lensingstraße. Die Deutsche Bahn begrüßt die Maßnahme der Tierschützer.
Die Mannschaft ist gut aufgestellt, die Boxen und der Hubwagen sind bereit. Mit acht Helfern wird der Tierschutzverein Oberhausen am nächsten Dienstag, 18. Februar, die zahlreichen Tauben aus der Bahnhofshalle umsiedeln. Seit eh und je haben die Vögel in dem gut zugänglichen Gebäude Schutz vor Kälte und Regen gesucht und besonders ihre Brutnester eingerichtet.
Die einen finden sie possierlich, die anderen beschimpfen sie als „Ratten der Lüfte“. Doch allen Maßnahmen zum Trotz, die von Netzen bis Spikes ein Nisten im Gebäude verhindern sollten, haben die offenbar ganz cleveren Tiere immer wieder ihre Schlupflöcher gefunden.
Ein hausgemachtes Problem
„Das Taubenproblem ist doch hausgemacht“, sagt Tierschützerin Petra Barth, und meint damit nicht nur die Situation am Bahnhof, sondern in der ganzen Stadt. Nicht wenige Tiere der Population seien keine Wildtauben, sondern ausgesetzt worden. Die zutraulichen Vögel werden gern gefüttert, einen bestimmten Platz, wo sie unter Aufsicht brüten können, gab es aber über Jahre nicht. Also vermehrten sie sich bisher ohne jegliche Kontrolle – und erhielten ihr schlechtes Image als „Luftratten“.
Viel zu lang hat es jedoch gedauert, bis die Stadt das Problem überhaupt wahrgenommen hat, ganze vier Jahre schließlich, bis der Verein Stadttiere im vergangenen Oktober ein Taubenhaus auf dem Parkhausdach an der Lensingstraße einrichten konnte. Dahin sollen die Bahnhofstauben samt ihrer Nester am Dienstag gebracht und zumindest für 14 Tage eingeschlossen werden – „damit sie sich dort auch ansiedeln“, erläutert Barth.
Die Deutsche Bahn begrüßt die Maßnahme der Tierschützer. Mit der Hilfe eines Falkners hatte sie vor einem Jahr im Februar versucht, die Tiere zu vergrämen. Von geschätzten 40 Tauben zum Jahresbeginn zählte man aber im November 2013 noch rund die Hälfte.
Schaden nicht zu beziffern
Den Schaden am Gebäude oder gar die Kosten für die regelmäßige Beseitigung von Taubenkot und unerwünschten Nestern kann die Bahn nicht beziffern, denn dieser Unrat werde in der Regel mit der ganz normalen Reinigung des Bahnhofs entfernt, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Die Bahn wird die Umquartierung der Tauben mit einem Hubwagen unterstützen, und den Tierschützern zeigen, wo sie am besten ihre Fangkörbe aufstellen. Petra Barth will die Tiere so stressfrei wie möglich einfangen: „Die sind zum Teil so zutraulich, dass man sie häufig sogar mit der Hand greifen kann.“
Von 10 Uhr an soll die Aktion am Hauptbahnhof beginnen, Barth rechnet mit Arbeit für den ganzen Tag. „Das ist aber nur eine Stelle in der Stadt“, mahnt Barth. Auch am Friedensplatz bestehe ein ähnliches Problem.
Wird von den Behörden genug getan, um das Taubenproblem in den Griff zu bekommen? Sollten Züchter, die Vögel aussetzen, und Bürger, die diese füttern, zur Verantwortung gezogen werden? Schreiben Sie uns: redaktion.oberhausen@waz.de