Oberhausen. Das Schrank-Projekt auf dem Ebertplatz in Oberhausen, das die Mercator Stiftung initiiert hat, besteht seit gut einem Jahr – recht erfolgreich. Bisher blieb die Einrichtung von Vandalismus verschont. Aber ein Problem gibt’s: Die kostenlose Bibliothek ist häufig überfüllt.

Ingrid Hahnen wirkt leicht enttäuscht. „Ich hatte zu Hause mal wieder gelesene Bücher aussortiert und in meinen Kofferraum verladen.“ Die Rentnerin wollte ihre Bücher nur schnell in den öffentlichen Bücherschrank am Theater Oberhausen bringen, als sie merkte, dass dieser bereits voll war.

Gut ein Jahr nach der Errichtung findet die kleine, kostenlose Bibliothek noch immer regen Andrang. Dass die Idee des Gebens und Nehmens von Büchern auch in Oberhausen so gut ankommen würde, deutete sich bereits in anderen Städten des Ruhrgebietes an, in denen sich der öffentliche Bücherschrank als Erfolg erwies.

Die Antwort kennt nur der Wind

Die Mercator Stiftung förderte die robusten und wasserfesten Konstruktionen. Von Romanen, Lehrbüchern bis hin zu Kochbüchern und Lexika finden sich die verschiedensten Genres unter den Büchern wieder.

Ingrid Hahnen hält einen dicken Roman in der Hand: „Die Antwort kennt nur der Wind“ des berühmten Bestseller-Autors Johannes Mario Simmel. „Der Anfang des Buches war für mich schon sehr zugänglich, deshalb werde ich es mal mitnehmen“, sagt sie.

Viele Bürger nutzen die nebenstehende Parkbank am Bücherschrank, um in einigen Exemplaren zu schmökern und diese anschließend mit nach Hause zu nehmen.

Übermäßiger Bücherbestand ist ein Problem

Eine Initiative aus vorwiegend in der Nähe des Will-Quadflieg-Platzes am Ebertbad wohnenden Bürgern kümmert sich um die Instandhaltung des Bücherschrankes. Detlef Mund, Mitglied dieser Initiative, wertet den Bücherschrank ebenfalls als Erfolg und ist erfreut, dass es seit der Errichtung keinerlei Schwierigkeiten mit Vandalismus gibt. Er registrierte jedoch ebenfalls, dass der übermäßige Bücherbestand ein Problem darstellt.

„Wenn wir merken, dass man an die Bücher in der hinteren Reihe nicht mehr wirklich drankommt, nehmen wir einige Exemplare raus und lagern sie zwischenzeitlich in unseren Kellern.“ Dennoch käme man nicht darum herum, einige Bücher aussortieren und wegwerfen zu müssen.

Für Bürger wie Ingrid Hahnen, die alte Bücher aussortieren und eine Abnahme suchen, stellen auch Bibliotheken und Kirchen in Oberhausen keine Alternative zum Bücherschrank dar. Die Annahme von Lesewerken aus privater Hand wird meist aus Platzgründen abgelehnt.

Nur gut erhaltene Werke einstellen

Bürgerinitiativ-Mitglied Detlev Mund hat für gutmütige Bürger, die ihren Schmökerstoff gerne im Bücherschrank für andere Menschen zugänglich machen wollen, trotzdem einen Rat: „Die Bürger sollten in erster Linie die Bücher zum Schrank bringen, die noch möglichst neu und gut erhalten sind und die sie für andere Menschen als lesenswert einschätzen.“