Oberhausen. Michael Bonifacio ist Richter am Amtsgericht Oberhausen. Ein ausfüllender und zeitintensiver Job, wie man meinen könnte. Doch der Jurist hat einen dicken Roman mit dem Titel „Zeit“ zu Papier gebracht. Denn eigentlich wollte er Schriftsteller werden.
Michael Bonifacio drückt sich sehr gewählt aus. Das muss er auch, denn Bonifacio ist Richter am Amtsgericht in Oberhausen. Doch nun hat der 45-Jährige eine weitere Karriere im Blick: Bonifacio hat vor kurzem seinen ersten Roman veröffentlicht. Und im Gegensatz zu anderen schreibenden Juristen wie John Grisham oder Ferdinand von Schirach hat sein Buch nicht mit Prozessen, Richtern und dem Gesetz zu tun.
Denn Michael Bonifacio hat ein Science-Fiction-Buch geschrieben, der Titel: „Zeit“. Dabei geht es um Jim Kontrast, einen Mittvierziger, der Angst hat, dass in seinem Leben nichts Spannendes mehr passieren wird. Doch in der Welt von Jim Kontrast gibt es eine Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen: die entgrenzte Kommunikation. Sie ermöglicht es Menschen, die Zeit in der sie leben, frei zu wählen.
So kann Jim Kontrast alle Entscheidungen seiner Vergangenheit noch einmal erleben - und womöglich zum Besseren beeinflussen. Vor allem eines will Jim Kontrast: seine alte Jugendliebe Candice zurück gewinnen. Wenn Michael Bonifacio von seinem Roman spricht, ist zu spüren, dass er lange davon geträumt hat, ein Buch zu schreiben. Schon als Schüler in der Oberstufe begann der heutige Amtsrichter mit dem Schreiben, Deutsch war sein Lieblingsfach. Bonifacio liebäugelte mit einer Laufbahn als Schriftsteller. Doch letztlich entschied er sich für ein Jurastudium: „Mir fehlte vielleicht auch etwas der Mut. Ich hatte Angst davor, ein arbeitsloser Akademiker zu werden.“ Der 45-Jährige hatte zwar auch Spaß an Jura, gibt aber zu: „Mit meinem heutigen Wissen hätte ich mich wahrscheinlich anders entschieden.“
"Ich erzähle am liebsten Dinge, die nicht alltäglich sind"
Und so geriet die Schriftstellerei erstmal in den Hintergrund, das Studium ließ Bonifacio kaum noch Zeit für andere Dinge. Erst Jahre später begann er wieder mit dem Schreiben. Zunächst schrieb er aber nur Fachliteratur, Bücher mit trockenen Themen wie „Praxis des Wohnungseigentums“. Mit seinem neuen Roman hat das nicht viel zu tun: „Ich erzähle am liebsten Dinge, die nicht alltäglich sind. Groteske Geschichten, so wie Edgar Allen Poe.“ Grotesk ist sie tatsächlich, die Welt von Jim Kontrast. Viele Geschehnisse fühlen sich seltsam und surreal an, der Leser erfährt nicht genau, wann oder wo das Buch spielt.
„An welchem Ort das Buch spielt, ist nicht wichtig. Es geht um Zeit - und darum, wie wir sie wahrnehmen“, erklärt Bonifacio. Auf die Frage, wie er die Zeit bis zur Fertigstellung seines ersten Romans wahrgenommen hat, grinst der Autor. Neun Monate hat es gedauert, bis „Zeit“ im Januar 2013 endlich fertig war - dank mehrmaliger Arbeit unter der Woche.
Zweites Buch ist schon unterwegs
Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall, findet der Oberhausener Jurist. „Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl, sein eigenes Buch in den Händen zu halten.“ Vielleicht kommt dieses Gefühl bald wieder. Bonifacio schreibt schon an seinem zweiten Buch.