Oberhausen. . Vom Deutschen Motoryacht-Verband wurde die Schleuse im Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen-Lirich als eine der drei freundlichsten in Deutschland ausgezeichnet. Und gute Stimmung hilft bei derArbeit, wenn die “großen Pötte“ mit Zentimetern Abstand zur Schleusenwand manövrieren müssen.

Langsam gleitet der weit über 100 Meter lange Frachter in die rechte Kammer, nur eine Handbreit Raum bleibt bis zur harten Schleusenwand. Dann schließen sich die Tore. Nach wenigen Minuten kann das Schiff weiterfahren, zu einem der vielen Häfen, die am Rhein-Herne-Kanal liegen. Dieter Aepfler vom Verein Hafen Oberhausen e.V. hat den netten Umgangston zwischen Kapitän und Schleusenwärter über sein Funkgerät mitbekommen. „Die Schleuse hier wurde vom Deutschen Motoryacht-Verband als eine der drei freundlichsten Deutschlands ausgezeichnet. Und das mit Recht. Hier gab’s noch nie ein böses Wort.“

„Hier kommt man immer gut durch“

In nicht wenigen Schleusen würden gerade Sportboote benachteiligt. „Hier kommt man eigentlich immer gut durch. Die Schleusenwärter sorgen dafür, dass man kaum Wartezeit hat“, lobt Aepfler.

Schaut man von der Fußgängerbrücke auf das Gelände oder vom kleinen Bootshafen des Vereins auf den Kanal, würde man der Anlage am liebsten gleich noch einen Preis verleihen: Einer der schönsten Aussichtsplätze Oberhausens. „Ist doch herrlich hier, oder?“, sagt Vereinskollege Winfried Anderski. Der Mann hat recht. Das viele Grün, die gute Luft, die friedliche Ruhe sind kaum zu toppen.

45,4 Kilometer lange Bundeswasserstraße

Kanal und Schleusenanlage wurden natürlich nicht als Ausflugsziel errichtet. Die 45,4 Kilometer lange Bundeswasserstraße zwischen Rhein und Dortmund-Ems-Kanal wurden gebaut, um Kohle, Erz, Öl, chemische Produkte, Schrott, Baustoffe und Nahrungsmittel zu transportieren. Zudem versorgt sie Mensch, Landwirtschaft und Industrie mit Wasser.

Gut vier, fünf Dutzend große Pötte passieren tagtäglich die Liricher Schleuse in beide Richtungen. Dazu kommen noch etliche Sportboote. „In der Saison, also Frühjahr und Sommer, natürlich mehr als in der kalten Jahreszeit“, weiß Aepfler. Seit er in Pension ist, ist er fast täglich am Kanal.

Die Schleusengruppe

Vom Rhein her gesehen ist die Schleuse in Lirich die zweite von fünf Kanalstufen des Rhein-Herne-Kanals. Sie überbrückt eine Höhendifferenz von 4,10 Metern.

Die südliche Schleuse wurde zwischen 1977 und 1979 errichtet und hat eine nutzbare Länge von 190 Metern und eine Nutzbreite von 11,99 Metern.

Die nördliche Schleuse wurde im Jahr 1984 fertiggestellt. Die Wassertiefe des Kanals beträgt etwa vier Meter.

Die Schleusengruppe Oberhausen ist Teil der „Route der Industriekultur“.

Während die Frachter die Häfen und Ladestationen ansteuern, um Ladung zu löschen oder aufzunehmen, erkunden die Sportbootbesitzer von Lirich aus alle möglichen Landschaften im In- und Ausland. Eine Karte, die im Vereinspavillon hängt, zeigt das umfangreiche Wasserstraßennetz. „Niederlande, Mecklenburgische Seenplatte, Berlin, Main-Donau-Kanal, Basel – man kommt überall hin, wir liegen hier total zentral“, sagt Anderski. Er weiß aber auch von weniger schönen Dingen zu berichten: „Ein Betrunkener ist hier mal in den Kanal gesprungen. Tot.“

Als wir gerade am Ufer entlang gehen, sehen wir einen schwarzen Pkw, den die „Raffelberg“, ein Boot des Wasserschutzamtes in Duisburg, am Kran hat und an Land absetzt. Ein Unglück oder Schlimmeres? „Das ist ein Übungsfahrzeug, mit dem Feuerwehrtaucher das Bergen von Autos aus dem Kanal trainieren“, sagt Aepfler.