Oberhausen. . Bela B. wandelt im Ebertbad in Oberhausen bei zwei Konzerten auf Solo-Pfaden: mit launiger Country-Musik. Doch ohne seine Punk-Rock-Kollegen Farin Urlaub und Rodrigo González von den „Ärzten“ muss er für die Atmosphäre mächtig schuften.
Wahrscheinlich hat Doktor King Schultz, jener herrlich von Christoph Waltz in Quentin Tarantinos Western „Django Unchained“ verkörperte Charakter, zuletzt für so viel Aufsehen gesorgt. Mediziner sind im Land der Cowboys und protzigen Gürtelschnallen angesagt. Auch Bela B., kongenialer Schlagzeuger und Sänger der seit 32 Jahren durch Punk-Rock-Lande galoppierenden Spaß-Band „Die Ärzte“, begibt sich bei zwei Konzerten im Ebertbad auf neue Pfade.
Diesmal spielt er sein Solo-Album „Bye“. Mit rotzigem Schmunzel-Punk hat das aber nur noch schemenhaft etwas zu tun. Dirk Albert Felsenheimer alias Bela B. zeigt eine Melange aus Country, Rockabilly und Soul. Mit der Intimität in kleinen Hallen für ein offensichtliches Herzensprojekt.
Ärzte-Hit im Swing-Gewand
Das Einmal-nicht-Arzt-sein ist gewollt und verbittet eigentlich jegliche Vergleiche mit dem erfolgreichen Trio. Und dennoch: Selbstläufer wie bei den Ärzten sind die Ideen des Solisten Bela B. nicht. Der 51-Jährige muss im Ebertbad kräftig schuften, damit Atmosphäre aufkommt. Im Gegensatz zum Mittwoch ist sein Konzert am Dienstag mit 350 Fans zudem nur zu zwei Dritteln gefüllt. Diese Mühen sieht man ihm an, ungewohnte Stille steht nicht allen. Zuletzt behandelten die Ärzte in Oberhausen vor 12.000 Fans in der Arena.
Ärzte-Drummer Bela B. präsentiert Solo-Album in Oberhausen
Dabei könnte die Musik, zwischen neuen Liedern wie „Immer so sein“ und einer Swing-Version des Ärzte-Klassikers „Manchmal haben Frauen...“, locker mit charmantem Knarzen einer Langspielplatte im nächsten Tarantino-Film auftauchen. Mit Bassistin und Sängerin Peta Devlin („Die Braut haut ins Auge“) und der alternativen Country-Formation „Smokestack Lightnin’“ holt sich der Berliner gute Musiker an seine Seite. Solistin Lynda Kay dürfte im Tourbus den Vorrat an Haarspray auf eine Probe gestellt haben. Eine Mischung, süßlich nett wie ein Milchshake aus den 60er Jahren.
Sparsame Zwischendurch-Scherze
Der Protagonist jongliert sparsam mit seinen Zwischendurch-Scherzen: Das Publikum tauft er früh „Harald“ und hält diese Ansprache bis zum letzten Akkord durch — den Zusatz „Damit ist der Quatsch-Teil für heute abgeschlossen!“ natürlich nicht.
Wenn sich Bela B. über blitzende Handys aus der ersten Reihe beklagt, möchte man laut Applaus klatschen. Aber solche Ordnungsrufe wirken von einem Ex-Anarcho ungewohnt wie ein Cowboy, der Blumensträuße verteilt. Was von Bela B. diesmal bleibt, ist irgendwie bewundernswert: aber nicht bestechend.