Oberhausen. . Schwester Cordula ist seit einem Vierteljahrhundert Seelsorgerin in der Helios-Klinik St. Elisabeth. Eine bemerkenswerte Frau, die nicht so sehr gelobt werden will. „Das ist Alltag, wie bei anderen auch“.

Es ist einfach rührend, diese Frau zu betrachten. Wie sie, leicht schief, aber noch recht hurtig, durch die Gänge des St. Elisabeth-Krankenhauses läuft. Die Ohren geöffnet für jeden, der sie anspricht. Und noch viel weiter das Herz. Schwester Cordula ist ehrenamtliche Seelsorgerin in der Helios-Klinik in Styrum – und das mit 84 Jahren.

Mit ihr endet eine Ära

150 Jahre gibt es das St. Elisabeth-Krankenhaus schon und genauso lange schon Nonnen, die hier ihren Dienst verrichten. Schwester Cordula kam 1988 her. Erst waren sie 16 Ordensschwestern, später sechs, dann nur noch vier. Seit vier Jahren ist Schwester Cordula alleine. Wenn sie geht, endet eine Ära.

Von ihrem Orden, den Barmherzigen Schwestern der heiligen Elisabeth in Essen, kommt niemand mehr nach.

„Ich komme zu den Kranken, nicht die Kranken zu mir.“ Das ist so ein Satz von Schwester Cordula, der ganz einfach klingt, aber mit voller Kraft ihre Hingabe zeigt. Hingabe für all diese fremden Leute, denen sie sich mit kleinen, zarten Gesten zuwendet, die so viel bedeuten. Sitzt sie am Bett eines Patienten („Ich setze mich immer hin, dann ist man auf Augenhöhe“), wendet sie ihm ihr ganzes Wesen zu, schaut voller Aufmerksamkeit, fragt, schweigt, lässt den anderen reden.

So erfährt sie viel von Leid und Einsamkeit, von Unsicherheit und Angst. So manchen hat sie schon ermutigen können: „Fragen Sie den Arzt ruhig, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Lassen Sie es sich noch einmal erklären.“

Ruhige Art inmitten der Hektik

Es ist erstaunlich, mit welcher Ruhe und Gelassenheit diese alte Dame dem Klinikalltag begegnet. Ist sie doch die meisten Tage der Woche hier, inmitten der Hektik, wohnt und schläft sogar in dem kleinen Seelsorge-Zimmer; der helle Holzschrank entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Schrankbett. Vermisst sie denn ihr Zuhause nicht, das Mutterhaus ihres Ordens in Essen? „Nein, ich habe immer dorthin Kontakt“, sagt sie. „Und ich lebe auch hier mein Ordensleben.“ Disziplin und Gebet sind auch an diesem für viele unwirtlichen Ort für sie möglich. In der Kapelle bereitet sie die Gottesdienste für den Pfarrer vor, der seit einem Jahr hier die Seelsorge verstärkt.

Ihre Kraft, das kann nicht anders sein, muss Schwester Cordula aus ihrem Glauben ziehen. Der führte sie damals zu einem Leben als Nonne. „Acht Jahre habe ich für diese Entscheidung gebraucht“, erinnert sie sich. Doch dann, vor genau sechzig Jahren, trat sie dem Orden bei. 24 Jahre jung war sie damals und hatte schwierige Monate hinter sich, in denen sie vor allem die Mutter von ihrer Entscheidung überzeugen musste. Auf einem Bauernhof am Niederrhein lebte sie damals, geboren als Magdalena Fothen, als eine von neun Geschwistern.

Schwieriger Abschied von Zuhause

Die Brüder kamen gerade aus Kriegsgefangenschaft zurück, da reifte in ihr das Bedürfnis, ihr Leben nicht nur der Kirche, sondern auch den Menschen zu widmen. „Für mich war es ein Bedürfnis, etwas im sozialkirchlichen Bereich zu tun.“

Die ersten Klöster besichtigt sie heimlich. „Man ist geführt und gefügt“, sagt Schwester Cordula. Anders könne man das nicht erklären. Immer sicherer wird sie in ihrem Entschluss. Die Mutter klagt ihr Weh. „Ich habe oft gebetet: Lass sie das verstehen.“ Obwohl auch ihr der Abschied nicht leicht fällt. „Wenn man vom Land kommt, muss man sich von jedem Stachelbeerstrauch trennen, ja losreißen.“

Keinen Tag habe sie ihre Entscheidung bereut, sagt Schwester Cordula. Im Kloster lernt sie den Beruf der Krankenpflegerin, macht nach dem Examen noch eine Lehrschwester-Ausbildung. Am Elisabeth-Krankenhaus in Essen hat sie 30 Jahre lang junge Menschen ausgebildet, 1300 von ihnen zum Examen verholfen. Sie macht eine Ausbildung für den pastoralen Dienst und wird fürs St. Elisabeth von Franz Vorrath vorgeschlagen, damals Pfarrer von St. Joseph. Es fühlt sich sofort richtig an. „Ich bin zufrieden“, lautet ihr Fazit nach all den Jahren. Und sie will weitermachen – „so Gott will“.