Oberhausen. In Oberhausen fehlen fast 7000 Seniorenwohnungen. Dabei werden im Jahr 2035 rund 56.000 Oberhausener älter als 65 Jahre sein - 27 Prozent mehr als heute. Experten fordern daher Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro, um dem demographischen Wandel der Stadt in Zukunft gerecht zu werden.

Die Zahlen sind dramatisch: In der Stadt fehlen in den kommenden Jahren fast 7000 altengerechte Wohnungen. Das prognostiziert die Studie „Wohnen 65plus“, die das Hannoveraner Institut Pestel jüngst vorgelegt hat. Im Jahr 2035 sind demnach rund 56.000 Oberhausener älter als 65 Jahre, 27 Prozent mehr als heute. Auf Grundlage der jüngsten Zensus-Zahlen geht die Studie von 9250 Pflegebedürftigen aus. Mehr als 100 Millionen Euro müssten deshalb in altersgerechte Wohnungen investiert werden. Die neue NRZ-Serie „Wohnen und Leben im Alter“ widmet sich diesem wichtigen Thema.

Schliddert Oberhausen mit Ansage in eine „graue Wohnungsnot“? Denn die Entwicklung zeichnet sich seit Jahren ab: Bereits 2006 hatte die Stadtverwaltung bei der „WohnBund-Beratung NRW“ mit Sitz in Bochum eine kleinräumige Analyse in Auftrag gegeben. Sie wurde 2008, also schon vor sechs Jahren, veröffentlicht und ist deutlich umfangreicher.

Konkrete Handlungshinweise

Experten mahnten zuletzt, es tue sich viel – die Anstrengungen reichten aber noch nicht aus. Steht in der Pestel-Studie die Frage nach Neubau und Sanierung altersgerechter Wohnungen im Mittelpunkt, werden in der kleinräumigen WohnBund-Analyse auch Fragen nach der Versorgung im Umfeld, etwa mit Einkaufsmöglichkeiten, Angeboten der Pflege oder Anbindung an den Nahverkehr als Maßstäbe aufgenommen.

Diese differenzierte Sichtweise führt zu konkreten Handlungshinweisen für die Zeit bis 2020. So werden in der Studie nicht nur Stadtquartiere mit besonderem Handlungsbedarf benannt, sondern es wird auch gezeigt, an was es in den jeweiligen Quartieren mangelt.

Beispiele: In Alstaden, Buschhausen, Biefang, Alsfeld, Styrum und Schmachtendorf etwa sollten kleinere Pflegeangebote geschaffen werden. Mehr Wert auf den Bau und die Sanierung der altersgerechten Wohnungen sollte man der Studie zufolge in der Alt-Oberhausener Innenstadt, im Marienviertel und Styrum legen. Hier sei die Versorgung mit Pflegeangeboten und Lebensmitteln ausreichend und der Anteil der älteren Menschen hoch – und werde sich in Zukunft vergrößern. Denn aufgrund des Angebots in unmittelbarer Nähe gebe es eine Abwanderung älterer Menschen aus den schlecht versorgten „Vororten“ in die Innenstädte. Eine mangelhafte Versorgung im direkten Umfeld machten die Wissenschaftler etwa an der Walsumermark, aber auch in Borbeck, Biefang und Vonderort aus.

Wie man später leben möchte

Mittlerweile ist vieles in Bewegung: Das altengerechte Pacelli-Quartier ist ein Aushängeschild in Alt-Oberhausen. In Sterkrade soll anstelle des „Kaiser und Ganz“-Hauses ein Neubau mit Seniorenwohnungen mitten in der Fußgängerzone entstehen. In Osterfeld war im Umfeld von HDO und Gartendom mehrfach die Rede auch von barrierefreien Wohnungen. Neben den Anstrengungen von Stadt und Politik braucht es private Investitionen.

Wer selbst vorsorgen möchte, sollte sich rechtzeitig mit dem jeweiligen Umfeld beschäftigen und es auf Angebote in Sachen Pflege, Einkaufen und Mobilität überprüfen. „Ziel muss es sein, die älteren Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu lassen“, sagt Studienleiter Matthias Günther. Das wünschen sich die meisten Menschen. Nese Özcelik vom städtischen Büro für Chancengleichheit rät: „Gedanken darüber, wie man später leben möchte, sollte man sich am besten so früh wie möglich machen.“