Oberhausen. . Mancher Politprofi und Verwaltungsexperte kam ganz schön ins Schwitzen: Man merkte es beim Händeschütteln. Das war nur bedingt den milden Temperaturen geschuldet – im Bert-Brecht-Haus trafen sie gleich auf zwei „Angstgegner“: erstens Jugendliche und zweitens extrem knappe Redezeiten.

Mancher Politprofi und Verwaltungsexperte kam am Donnerstagnachmittag ganz schön ins Schwitzen: Man merkte es beim Händeschütteln. Das war nur bedingt den recht milden Temperaturen geschuldet – im Bert-Brecht-Haus trafen sie vielmehr gleich auf zwei „Angstgegner“: erstens Jugendliche und zweitens extrem knappe Redezeiten.

Zum „Speed-Debating“ hatte das Jugendparlament Oberhausener Politiker aus Bund, Land und Stadt eingeladen. Zumindest die lokale Prominenz von SPD, CDU, Grüne, FDP und Linke Liste stellte sich den Rededuellen an den Debattier-Tischen, die Geladenen von Land und Bund ließen sich entschuldigen. Jeweils fünf Minuten lang durfte ein Jugendlicher je einem Vertreter der Politik oder der Stadtverwaltung Löcher in den Bauch fragen.

Viele Anregungen

„Die jungen Leute waren gut vorbereitet und diskutierten sehr sachorientiert“, stellt die FDP-Kreisvorsitzende Regina Boos fest. Das fünf Minuten-Zeitlimit sei kurz gewesen, „aber ich rede gerne Tacheles“. Ulrich Real (jugendpol. Sprecher, SPD) hätte hingegen gerne etwas mehr Zeit gehabt, „um bei manchen Fragen auch mal in die Tiefe gehen zu können.“ Ulrike Willing-Spielmann (jugendpol. Sprecherin, CDU) bekam in den Gesprächen viele Anregungen, „so was Lebendiges fehlt in unserer Stadt“.

Was brennt den etwa 30 jungen Menschen zwischen 16 und 18 Jahren auf der Seele? „Wir brauchen mehr Orte, an denen Jugendliche sich austauschen können“, fordert Bilal Koçan. Aber auch der ausgedünnte öffentliche Nahverkehr, die Anschlüsse in Holten, Auswege aus den Stadtschulden oder die Krim-Krise beschäftigten einige.

Ideen gegen Jugendarbeitslosigkeit

Banu Bezeyis (16) prüfte die Volksvertreter auf Ideen gegen Jugendarbeitslosigkeit: „Einige reagierten ausweichend. Die Antworten verraten den Charakter“, analysiert sie. Insgesamt fand sie es aber „spannend, Politiker mussten auf den Punkt kommen.“

„Einige haben uns konkret zur Kommunalwahl gefragt, etwa: Warum sollen wir die Linke wählen“, erzählt David Driever (Linke Liste). Oder: Warum haben wir hier keine Fachhochschule? „Es ist verdammt schwierig, darauf in fünf Minuten zu antworten“, hat Malte Kemmerling, Grüner Ratsmann in Dinslaken, erfahren, der für die Grüne Stadtverordnete Steffi Opitz einsprang. In Dinslaken hat sich aus so einem Format ein Dialog mit der Jugend entwickelt, erzählt Kemmerling. Der 21-Jährige begann übrigens seinen politischen Einstieg mit 16.

Manche Jugendliche wollten aber auch einfach nur Entscheidungsträger in der Stadt „kennen lernen, und wissen, was sie machen“, verraten etwa Laura und Paula (16). Zum Beispiel die neue Dezernentin für Schule und Familie, Elke Münich. Sie findet das Speed-Debating positiv. „Es schult uns, präzise zu antworten. Und im Gegensatz zum allgemeinen Vorurteil zeigt sich, dass Jugendliche stark interessiert sind an Politik.“