Oberhausen. Oberhausener Vereine hätten Anerkennung ihres Brauchtums als Weltkulturerbe begrüßt. Doch ein unterstützender CDU-Antrag scheiterte im Landtag.

Tradition, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl: Wenn es nach den Oberhausener Schützen geht, ist ihr Brauchtum mehr als geeignet, als immaterielles Kulturerbe der Menschheit von den Vereinten Nationen anerkannt zu werden. Ein Antrag der CDU-Fraktion im Landtag, der die Landesregierung dazu verpflichten sollte, die Aufnahme des Schützentums in diesen erlesenen Kreis zu unterstützen, erhielt jedoch keine Mehrheit. „Das ist sehr schade, denn hier wird eine Tradition hochgehalten, die bis zurück ins Mittelalter reicht“, zeigt sich Tobias Lettau, der Geschäftsführer des B.S.V. 1882 Osterfeld, enttäuscht über den Ausgang der Abstimmung im Landtag.

Nicht den besten Ruf

Eine Aufnahme ins Weltkulturerbe bei der Unesco, der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, sei jedoch nur folgerichtig. „Durch unsere Schützenfeste, Umzüge und weitere Aktionen tragen wir schließlich auch zum Allgemeinwohl bei“, so Lettau. Ohne die Schützen wäre die Gesellschaft in Oberhausen kulturell deutlich ärmer dran.

„Wir Schützen haben nicht unbedingt den besten Ruf innerhalb der Gesellschaft. Wenn es zu einem Amoklauf kommt, wird sehr schnell mit dem Finger auf uns gezeigt“, so Bernd Schmidtke, Vorsitzender des BSV Waidmannsheil 1956. „Doch das Schützenwesen verbindet die Menschen. Dabei ist es egal, aus welcher gesellschaftlichen Schicht jemand kommt oder welchem Beruf er nachgeht.“ Außerdem würde man ein großes Augenmerk auf die Sicherheit legen.

"Von Frauen manchmal einen blösen Blick zugeworfen"

Auch müsse man den großen Aufwand sehen, den die Schützen ehrenamtlich neben ihren eigentlichen Berufen auf sich nehmen. „Von meiner Frau bekomme ich manchmal einen bösen Blick zugeworfen, weil ich nebenbei noch so vieles mache.“ Die Aufnahme ins Weltkulturerbe wäre dementsprechend ein schönes Signal der Wertschätzung.

Barbara Oesterbeck, Pressewartin bei der Bürger-Schützen-Gilde Holten 1308, kann diese Ansichten nur unterstützen. „Wir Schützen bieten eine soziale Struktur, die gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit Rückhalt bieten kann. Uns geht es um die sozialen Kontakte, die wir untereinander pflegen.“ Das zeige sich etwa dann, wenn jung und alt im Schützenverein gemeinsam feiern. „Unsere Gilde veranstaltet auch Seniorenbesuche“, so Oesterbeck.

Unzufrieden mit der Ablehnung des CDU-Antrags

„Wir bedauern es sehr, dass dieser Antrag nicht angenommen wurde“, ist auch Hans Jürgen Luft, der Vorsitzende des Schützenkreises Mülheim/Oberhausen, unzufrieden mit der Ablehnung des CDU-Antrags. „Die Tradition des Schützenwesens reicht zurück in das 12. Jahrhundert“, so Luft.

Den Schützen würden immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt werden, so Luft. Er spricht etwa von strengeren Auflagen beim Aufbau von Schießständen und auch dem im vergangenen Jahr verschärften Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen.

Die Zukunft der Schützenfeste

Viele Schützenvereine in Oberhausen müssen sich finanziell strecken, um ein eigenes Schützenfest ausrichten zu können. „Unser Fest im vergangenen Jahr war nicht kostendeckend. In diesem Jahr versuchen wir es noch einmal, aber wir können uns das auf Sicht nur erlauben, wenn am Ende auch eine schwarze Null steht“, berichtet Tobias Lettau über die zunehmenden Schwierigkeiten, etwa durch das Nichtraucherschutzgesetz.

Die Holtener Schützengilde will darum neue Gäste anlocken. „Bereits im vergangenen Jahr haben wir ein Konzert während unseres Schützenfestes veranstaltet“, so Barbara Oesterbeck. „Die Rockband kam sehr gut an. Auch in diesem Jahr werden wir das wieder machen.“ Gerade kleine Vereine hätten aber arg zu kämpfen. „So lange es machbar ist, wollen wir ein eigenes Fest ausrichten. Davon hängt zu einem Stück weit auch die eigene Identität ab.“

Probleme mit der Organisation ihres Schützenfestes habe der BSV Waidmannsheil keine. „Wir machen mit unserem Fest einen Gewinn“, so Bernd Schmidtke. „Das wird hoffentlich auch so bleiben.“