Oberhausen. . Nirgends sonst ist der Anteil der Hartz-IV-Empfänger unter den Menschen ohne Arbeit so hoch wie in Oberhausen. Er beträgt mittlerweile 84,2 Prozent, wie aktuelle Zahlen belegen. Das Arbeitslosengeld werde damit zunehmend zur Ausnahme, kritisiert das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen.

Oberhausen hält einen weiteren traurigen Rekord: Nirgends sonst ist der Anteil der Hartz-IV-Empfänger unter den Arbeitslosen so hoch wie hier. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit ermittelt hat. Demnach liegt der Anteil der Hartz-IV-Empfänger unter den Arbeitslosen mittlerweile bei 84,2 Prozent, während der Anteil der Bezieher von Arbeitslosengeld I nur noch 15,8 Prozent beträgt. Prof. Dr. Gerhard Bäcker vom IAQ begründet dies mit der schwachen Wirtschaftsstruktur in Oberhausen.

Geringe Chance auf sichere Arbeit

In der Gasometer-Stadt ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger unter den Arbeitslosen damit deutlich höher als im Durchschnitt von Bund (67,9%) und Land NRW (73%). Vor allem in den Städten mit hoher Arbeitslosigkeit habe die Arbeitslosenversicherung drastisch an Bedeutung verloren. Das sei besonders in den Ruhrgebietskommunen so – allen voran Oberhausen.

„Über das Arbeitslosengeld abgesichert zu sein ist damit eher zur Ausnahme geworden, obwohl es eine Versicherungsleistung ist, für die man Beiträge gezahlt hat“, sagt Bäcker. „Stattdessen ist es nun die Regel, dass Betroffene das fürsorgeförmige, bedürftigkeitsgeprüfte Arbeitslosengeld II erhalten und durch die Jobcenter betreut werden.“

In Oberhausen „ist die Chance gering, aus der Langzeitarbeitslosigkeit heraus wieder eine gesicherte Arbeit zu finden“, meint der Wissenschaftler. Verwaltungen in den Städten hätten da nur einen begrenzten Handlungsspielraum. Angesichts der angespannten Finanzsituation schätzt er die Möglichkeiten gegenzusteuern besonders in Oberhausen als gering ein.

Eingliederung von Langzeitarbeitslosen

„Die Arbeitslosenversicherung begrenzt sich damit auf einen besser gestellten, anteilig aber immer kleiner werdenden Kreis von Personen, die die Anwartschaftszeit und Rahmenfrist erfüllen und die ihre Arbeitslosigkeit zügig beenden“, stellt der Professor insgesamt ein Zweiklassensystem fest. Demgegenüber würden die Menschen, die auf die Grundsicherung angewiesen sind, „materiell schlechter unterstützt und erwerben auch keine Anwartschaften in der Rentenversicherung. Ihnen werden zudem nur begrenzt arbeitsmarktpolitische Maßnahmen bewilligt. Dabei haben sie anhaltend große Schwierigkeiten wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert zu werden“, kritisiert Bäcker.

Es sei Aufgabe der Jobcenter, sich auf die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen zu konzentrieren. „Aber auch die Landespolitik ist gefordert, die Ruhrgebietsstädte besser zu fördern.“

Arbeitslosigkeit verursacht Kosten in Millionenhöhe

Im Dezember waren nach Angaben der Arbeitsagentur in Oberhausen 13.024 Personen arbeitslos gemeldet, das war eine Quote von 12,1 Prozent. In den Bereich der Arbeitslosenversicherung fielen davon lediglich 2057 Menschen. Für sie war die Arbeitsagentur zuständig. Die Hauptlast trug aber das Jobcenter Oberhausen mit 10.967 Arbeitslosen, die auf die gesetzliche Grundsicherung angewiesen sind. Damit erhielten 84,2 Prozent der Arbeitslosen Hartz IV.

Dies bringt die Stadt Oberhausen unter Druck: 2013 musste sie insgesamt 57,3 Millionen Euro für Miete und Heizkosten von Hartz-IV-Empfängern (Kosten der Unterkunft, KdU) aufwenden. Für 2014 rechnet sie mit 59 Millionen.

Schwerpunkt liegt auf den Jugendlichen

Stadtverwaltung und Jobcenter setzen nun den Hebel vor allem bei jungen Menschen an, damit diese nicht zu langfristigen Hartz-IV-Beziehern werden. „Es ist unsere Schwerpunktaufgabe für 2014, die Jugendarbeitslosigkeit zu senken“, sagt der stellvertretende Jobcenter-Chef Georg Sondermann.

Mehr als 3800 Oberhausener im Alter zwischen 15 und 25 Jahren haben Anspruch auf KdU-Leistungen. Durch die Qualifizierung und Vermittlung von Jugendlichen auch auf Arbeitsplätze in Nachbarstädten soll die Zahl deutlich gedrückt werden. Eine Reduzierung um ein Viertel würde nach den Berechnungen der Stadt eine Einsparung von zwei Millionen Euro bedeuten.