Oberhausen. Weil zwei langjährige Vorstandsmitglieder zurücktrten wollen, ist die Zukunft der Oberhausener Osteoporose-Selbsthilfegruppe ungewiss. Gymnastikkurse sind in Gefahr, Ansprechpartner würden fehlen. Dies ist nicht der einzige Fall in der Stadt, auch anderswo werden Engagierte händeringend gesucht.
Die Osteoporose-Selbsthilfegruppe Oberhausen existiert seit 22 Jahren – und steht jetzt vor der Auflösung. Zwei langjährige Vorstandsmitglieder verabschieden sich. Trotz intensiver Suche hat der Verein keinen Ersatz finden können. Damit droht den 84 Mitgliedern bereits nach der nächsten Versammlung am 9. April der Verlust ihrer Ansprechpartner. Außerdem müssten drei Trocken- und vier Wassergymnastikgruppen ihre Arbeit einstellen.
Als Reinhild Krietemeyer mit 40 Jahren von ihrer Osteoporose-Erkrankung erfuhr, war der Schock groß. Schon damals waren bei ihr die Werte einer 70-Jährigen diagnostiziert worden. Schnell stand fest: Sie würde ihren Beruf als Erzieherin nicht mehr lange ausüben können. Aber sie hatte Glück, die Oberhausener Osteoporose-Gruppe war gerade gegründet worden.
Nach 21 Jahren ist Schluss
„Dort erfuhr ich viel Wissenswertes über meine Erkrankung, aber vor allem auch, was mir helfen konnte“, erinnert sich die 61-Jährige. Seit 21 Jahren engagiert sie sich inzwischen im Vorstand, zurzeit als zweite Vorsitzende. Doch damit soll nun Schluss sein. „Mein Gesundheitszustand hat sich verschlechtert, außerdem geht mein Mann in Rente und wir wollen mehr Zeit füreinander haben.“
Als Agnes Bollenbach dem Verein beitrat, hätte sie nie gedacht, dass sie die Geschicke der Gruppe einmal als erste Vorsitzende leiten würde. „Reinhild hat mich zur Mitarbeit überredet“, erzählt die 74-Jährige lachend. Das sei ihr anfangs gar nicht leicht gefallen. „Ich war so aufgeregt, hatte noch nie eine Sitzung geleitet oder vor vielen Menschen gesprochen.“ Doch die übrigen Vorstandsmitglieder hatten ihr zur Seite gestanden. Und so wuchs Agnes Bollenbach mit ihrer Aufgabe. „Ich bin selbstbewusster geworden, traue mir heute mehr zu und habe Freude an der Arbeit mit Menschen gefunden“, erzählt sie. Vor zwei Jahren hatte sie sich noch einmal für eine Verlängerung ihrer Amtszeit gewinnen lassen. Doch ab April will sie der Vorstandsarbeit endgültig den Rücken kehren. „Zwölf Jahre sind genug.“ Beide Vorstandsmitglieder wollen der Osteoporose-Gruppe aber als Mitglieder treu bleiben.
Zeitaufwand hält sich in Grenzen
Sie versichern: „Wir und alle Vorstandsmitglieder werden den neuen Vorsitzenden gerne beistehen.“ Der Zeitaufwand halte sich in Grenzen. „Der Laden läuft, wir sind ein eingespieltes Team.“ Das gelte auch für die Sportgruppenleiterinnen, die in ihren Kursen das von den Krankenkassen geförderte Funktionstraining anbieten.
Aufruf an alle Leser
Vereine, die durch fehlende Vorstandsmitglieder vor der Auflösung stehen – dieses Problem ist bekannt. Auch der Blinden- und Sehbehindertenverein hätte unlängst händeringend nach einem neuen Vorsitzenden gesucht, weiß Peter Jötten von der Selbsthilfe-Kontaktstelle. Ähnliches gelte für die Frauenselbsthilfe nach Krebs. „Bislang konnten wir aber stets eine Lösung finden“, sagt Jötten auch in diesem Fall Unterstützung zu.
Wer sich für das ehrenamtliche Engagement in einem Vorstand entscheidet, darf zwar nicht mit einer Bezahlung rechnen. „Aber es gibt eine finanzielle Aufwandsentschädigung“, wirbt Hiltrud Kühnemann (Schatzmeisterin Osteoporose-Gruppe) in eigener Sache. Die Kontaktstelle biete außerdem die Teilnahme an einem Drei-Tages-Seminar an („Gruppen leiten“). Peter Jötten weist darauf hin, dass man für eine Vorstandstätigkeit nicht selbst erkrankt oder betroffen sein muss. „Wir haben in einigen Gruppen auch Angehörige in der Leitungsfunktion.“