Oberhausen. Seit Anfang des Jahres muss beim Arzt die elektronische Gesundheitskarte vorgezeigt werden. Obwohl viele Oberhausener sie schon besitzen, gibt es Nachzügler. Wegen der enorm hohen Zahl der Antragstellungen, verzögert sich deswegen der Druck neuer Karten. Manche stehen der Karte skeptisch gegenüber.
Oberhausener Versicherte sind vorbildlich: Knapp 90 Prozent der AOK-Kunden in der Stadt haben bereits ihre elektronische Gesundheitskarte in der Brieftasche, die am ersten Januar die alte Versichertenkarte der Krankenkasse abgelöst hat und künftig als eine Art mobile Krankenakte fungieren soll. „Das sind nicht mehr viele, die noch die alte Karte benutzen“, so Hans-Werner Stratmann, AOK-Regionaldirektor in Oberhausen.
Anders sieht es dagegen bei der Barmer aus. Zwar berichtet der Bezirksgeschäftsführer Dietmar Zehentner: „Bundesweit sind 90 Prozent unserer Versicherten versorgt“, schränkt aber im gleichen Atemzug ein: „In Oberhausen stehen wir schlechter da.“ Genaue zahlen gebe es nicht, aber gefühlt habe er den Eindruck, dass viele Nachzügler die Geschäftsstellen aufsuchen. „Die rennen uns, auf deutsch gesagt, die Türen ein.“
Vor allem Senioren sind skeptisch
Seit Anfang des Jahres – spätestens – sollten Krankenversicherte die mit einem Bild des Besitzers versehene elektronische Gesundheitskarte besitzen. Damit das auch der Fall ist, haben die Krankenkassen lange vor dem Stichtag die Formulare an ihre Versicherten geschickt. Wenn jemand nicht auf die Anschreiben reagierte, gab es zwei Erinnerungen. Dass es noch Menschen gibt, die die neue Karte noch nicht beantragt haben, erklärt sich Dietmar Zehentner so: „Das sind zum Beispiel ältere Kunden, die sich so an ihre Karte gewöhnt haben und dachten, die Formulare wären Werbeschreiben von uns und sie weggeworfen haben.“
Aber auch manch jüngerer Versicherte habe Bedenken, die elektronische Gesundheitskarte zu benutzen: „Karten landen ja immer mal wieder in den falschen Händen, deshalb wollten einige nicht ihre komplette Krankenakte auf einer Karte gespeichert haben.“
Bild des Besitzers garantiert Fälschungssicherheit
Aber genau das sei laut Zehentner eben einer der Vorteile der Karte: „Das Foto zum Beispiel dient der Fälschungssicherheit. Damit können die Angestellten in der Praxis sehen, ob jemand der Besitzer der Karte ist.“ Die Karte, so Zehentner, sollte man so ernst nehmen wie einen Personalausweis: „Man sollte sie immer sicher verstauen, aber auch immer dabei haben.“ Schließlich wisse man nie, wann man auf medizinische Hilfe angewiesen sei.
Wer zu denen gehört, die noch keine elektronische Gesundheitskarte haben, muss aber nicht in Panik ausbrechen. Hans-Werner Stratmann: „Momentan werden in den Praxen noch die alten Versichertenkarten akzeptiert. Allerdings werden die Lesegeräte sukzessive abgeschafft.“ Spätestens im Sommer 2014 soll Schluss sein.
Druckerei kommt nicht nach
Der AOK-Regionaldirektor rät, sich jetzt darum zu kümmern, weil die Beschaffung der neuen Karte mindestens 14 Tage dauert. Sein Kollege von der Barmer erklärt, warum: „Die Druckerei, die bundesweit für alle Krankenkassen die elektronischen Gesundheitskarten herstellt, ist enorm im Verzug, mindestens zwei Wochen“, so Dietmar Zehentner. Das liege an der enorm hohen Zahl an Antragstellungen. „Wir haben viermal so viele Antragstellungen wie normal und ein dreimal so hohes Kundenaufkommen in den Filialen.“ Die AOK bietet ihren Kunden an, direkt in der Geschäftsstelle ein Foto machen zu lassen, damit es schneller geht. „Wahlweise kann man über unsere Homepage auch ein Foto hochladen“, so Hans-Werner Stratmann.
Menschen, die ohne elektronische Gesundheitskarte den Arzt aufsuchen und dieser die alte Versichertenkarte nicht mehr akzeptiert, könnten bei der AOK einen sogenannten „Behandlungsausweisersatz“ anfordern – sofern sie ihre neue Karte bereits angefordert haben. Ansonsten müssen sie damit rechnen, die Behandlung privat in Rechnung gestellt zu bekommen. Eine Kostenerstattung seitens der Kasse gibt es nicht. Allerdings, so Stratmann, könnte man eventuell aushandeln, die elektronische Gesundheitskarte nachzureichen. „Aber das hängt ausschließlich von der Kulanz des Arztes ab“, gibt der AOK-Chef zu bedenken.