Oberhausen. Das alte Handwerk liegt wieder im Trend. Auch immer mehr Jugendliche in Oberhausen lassen die Nadeln klappern. Mit dem Guerilla-Stricken wird die Stadt verschönert.

Stricken, das ist doch was für Omas.“ Dieser Satz hatte sich über viele Jahre in den jungen Generationen eingeprägt. Mittlerweile ist er überholt. Seit geraumer Zeit wagen sich immer häufiger junge Frauen – und auch Männer – an Wollknäuel und Stricknadel. Ein wahrer Strickboom breitet sich in Deutschland aus. Und auch vor unserer Stadt macht er nicht Halt. Hier werden sogar Schals für Bäume und Fahrräder gestrickt. Ob im Unterricht bei der Oma, diversen Workshops, die junge Strickbegeisterte ansprechen, oder einfach mit Hilfe von Internetvideos: Wege, das Handwerk mit Wolle und Nadel zu erlernen, gibt es heutzutage viele.

Etwas selbst gestalten

„Die jungen Menschen wollen sich aus der Masse abheben, sie wollen individuell auftreten“, erklärt Gudrun Mack, Fachbereichsleiterin beim Evangelischen Familienbildungswerk, die Gründe vieler Strick-Anfänger. Der Wunsch danach, selbst etwas zu gestalten, stehe im Vordergrund. Früher habe man gestrickt und genäht, um Geld zu sparen, „das gilt heute nicht mehr“. Vielmehr sei es die Suche nach Gleichgesinnten, die Freude daran, ein besonderes Kleidungsstück oder eine Tasche aus eigener Herstellung zu besitzen.

Kurse und Workshops

Die Jugendkunstschule der Stadt Oberhausen bietet auch in diesem Jahr wieder Workshops zum Guerilla-Stricken an. Der erste Kurs beginnt im März, ein genauer Termin steht noch nicht fest. Informationen unter: www.oberhausen.de/jugendkunstschule

Beim Ev. Familienbildungswerk kann man traditionelles Stricken lernen. Info: www.ev-kirche-ob.de

Die Stoff-Zentrale an der Bahnhofstraße bietet Strickkurse speziell für Kinder und Jugendliche an. Info unter: www.stoff-zentrale.com/oberhausen.html

Doch nicht immer ist es der Eigennutz, der den Jung-Strickern ihren Antrieb verleiht. Zunehmend populär werden sogenannte Guerilla-Strickkurse, wie sie zum Beispiel die Jugendkunstschule der Stadt Oberhausen anbietet. Dazu treffen sich junge Interessierte in kleinen Gruppen von bis zu acht Leuten, um die Stadt zu verschönern. Unter Anleitung der kreativen Kursleiter der Jugendkunstschule, nehmen sie sich Projekte vor, die sie gemeinsam erstricken. „Es werden zum Beispiel Schals für Bäume gestrickt, oder Fahrräder geschmückt“, benennt Wolfgang Heitzer vom Büro für Interkultur der Stadt Oberhausen, nur einige Projekte, die zum Ziel haben, den öffentlichen Raum der Stadt hübsch zu gestalten. Und: Die Workshop-Teilnehmer sind keinesfalls nur weiblich.

Jungs schämen sich nicht zu stricken

„Die Jungs heutzutage schämen sich nicht mehr, dass sie in ihrer Freizeit stricken“, räumt Heitzer mit dem Vorurteil auf.

Größter Profiteur des Strickwahns sind die Wollgeschäfte. „Seit rund einem Jahr werden die Wollregale leergekauft“, beschreibt Gabriele van Zwamen vom Wollladen Stoff-Zentrale den starken Trend. „Vom 16-jährigen Jungen bis zur 99-jährigen Großmutter, die Kundschaft ist bunt gemischt.“ Und sie werde jünger, sagt van Zwamen. Besonders „in“ sei dicke Wolle, woraus Mützen und Schals gestrickt werden. Das sei nicht so schwer. „Für den Einsteiger perfekt“, sagt auch dazu Gudrun Mack, die durch den Trend selbst wieder zur Nadel greift. „Weil es toll ist zu sehen, dass sich viele Junge für dieses traditionsreiche Handwerk interessieren.“ Sie hoffe, dass sich eine junge Strickkursleitung für ihre Einrichtung finde, „um die Workshops für junge Stricker attraktiv zu machen“.