Oberhausen. . Dank der modernen Medizin werden Aidspatienten immer älter. Doch die gestiegene Lebenserwartung wirft neue Fragen auf: In welcher Pflegeeinrichtung können diese Menschen ihren Lebensabend verbringen? Die Aidshilfe Oberhausen will Mitarbeiter in Heimen ansprechen.

Dass HIV-Infizierte immer älter werden sei zwar generell eine gute Nachricht – 27 Prozent der Aids-Erkrankten in Oberhausen sind mittlerweile über 50 Jahre alt –, dies wirft jedoch laut der Oberhausener Aidshilfe neue Fragen auf. „Wo und wie können Menschen mit dem HI-Virus ihren Lebensabend verbringen?“

Anlässlich des Weltaidstages am 1. Dezember kündigt der Oberhausener Verein an, ein Netzwerk aufbauen zu wollen, das sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. „Wir wollen Kontakt mit Pflegeheimmitarbeitern aufnehmen und fragen, ob sie Erkrankte zu sich nehmen würden und wie sie mit ihnen umgehen wollen“, sagt Natalie Rudi, Geschäftsführerin der Aidshilfe. Schon jetzt bietet der Verein Schulungen für Pflegepersonal an. Es werde auch darum gehen, der Diskriminierung durch Personal und Bewohner vorzubeugen.

Über sexuell übertragbare Krankheiten informieren

Die Mitarbeiter des Vereins betonen, dass eine HIV-Infektion noch immer tödlich enden kann, drei Klienten seien in diesem Jahr an den Folgen verstorben. „Viele meinen, dass eine Infektion keine schlimme Sache mehr ist, weil es Therapiemöglichkeiten gibt“, so Rudi, es gäbe jedoch noch immer HIV-Infizierte, bei denen Medikamente nicht anschlagen oder Erkrankte, die austherapiert sind.

Die deutschlandweit geschätzte Zahl der Menschen, die mit HIV oder Aids leben, ist noch immer hoch: Rund 80 000 Erkrankte lebten Ende 2012 in Deutschland, darunter gut 200 Kinder. Die Aidshilfe Oberhausen kümmert sich derzeit um 102 Erkrankte, die Zahl der in Oberhausen lebenden Infizierten sei jedoch weitaus höher.

Die Aidshilfe Oberhausen will sich im kommenden Jahr neben ihrer Präventionsarbeit rund ums Thema HIV und Aids außerdem besonders einem Thema widmen. „Wir wollen Jugendliche mehr über sexuell übertragbare Infektionen (STI) informieren“, sagt Natalie Rudi. Die Fälle von Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien und Syphilis hätten sich 2013 deutschlandweit nahezu verdoppelt. Gerade bei Jugendlichen würden STIs stark zunehmen.

Mehr auf sich und den Körper achtenChlamydien

Woher dieser Trend rührt, kann Rudi nur vermuten. Die Sexualität bei Jugendlichen beginne früher, Heranwachsende hätten mittlerweile häufig mehrere Geschlechtspartner. „Der Schutz durch Kondome ist angekommen. Dennoch schützen diese nicht vor jeder Krankheit“, sagt Rudi.

Die Gebärmutterhalskrebs fördernden „Humanen Papillomaviren“ (HPV) zum Beispiel könnten bereits durch intime Zärtlichkeiten übertragen werden. „Uns als Beratungsstelle geht es darum, das Bewusstsein für den eigenen Körper zu schärfen.“ Jugendliche sollten mehr auf sich und ihren Körper achten und sich rechtzeitig über Impfungen informieren.