Oberhausen. Die Nachricht hat sich in Oberhausen wie ein Lauffeuer verbreitet und für ziemliche Aufregung gesorgt. Die Gdańska-Betreiber Czeslaw und Maria Golebiewski haben eine Kantine in Duisburg übernommen. Nun fürchten viele Oberhausener eine Schließung der Kultur-Kneipe. Zu Unrecht, versichert das Ehepaar.

Czeslaw Golebiewski, der Inhaber des überregional bekannten Kultur-Restaurants „Gdańska“ am Altmarkt übernimmt in Duisburg-Rheinhausen das Rowa-Casino, eine ehemalige Krupp-Kantine (wir berichteten). „Der kleine Zeitungsartikel hat eine große Lawine ausgelöst. Die Leute haben ständig angerufen und uns auch persönlich darauf angesprochen“, sagt Ehefrau Maria Golebiewski. „Sie haben die Sorge, dass wir das Gdańska aufgeben. Dabei haben wir uns nur entschieden, eine Kantine zu übernehmen. Das ist doch etwas ganz Alltägliches.“

Anscheinend nicht für die zahlreichen Gdańska-Fans. Schnell kursierten Gerüchte, und Befürchtungen wuchsen. Die beiden in Moers lebenden polnischen Gastwirte würden Oberhausen angeblich bald den Rücken kehren. Das dementiert das Paar jedoch entschieden: „Das Gdańska ist unsere Seele, unser Kind. Wir vernachlässigen es nicht.“

Silvester-Party nicht gefährdet

Das Kulturangebot und die Veranstaltungen, einschließlich der Silvester-Party, seien nicht gefährdet, beteuern die Golebieskis. Die Kantine in Duisburg solle eine Kantine bleiben und kein zweites Kultur-Restaurant werden – oder gar ein Ersatz.

Vielmehr soll die an der Hugo-Bansen-Straße, im Duisburger Logport-Gewerbegebiet, gelegene Gastronomie sich unter der neuen Leitung vornehmlich an die vielen polnischen Mitarbeiter dortiger Firmen richten. Das Ehepaar wird polnische und internationale Küche zum Frühstück und Mittagessen anbieten.

Personal spricht Polnisch

Zudem wird das Personal auch Polnisch sprechen. „Auf belegte Brötchen, Schnitzel mit Pommes und Frikadelle mit Bratkartoffeln muss niemand verzichten – aber beim Kotelett darf’s auch etwas Klaviermusik geben“, sagt Maria. Ganz ohne Parallelen zum Kultur-Restaurant kommen die neuen Pächter also doch nicht aus.

Nach dem etwa zweiwöchigen Umbau, der Anfang Januar beginnt, sollen Neonröhren und Kantinenflair der wohlbekannten, urigen Gdańska-Atmosphäre weichen. „Die Option, dass dort Kultur angeboten wird, wenn Bedarf da ist, wollen wir uns erhalten“, so das Ehepaar. Kaliber wie Helge Schneider würden wohl nicht in der Kantine auftreten. Eine Chasonistin sei dagegen aber vorstellbar.

Gäste sollen in die Tasten hauen

„Und das Klavier steht da ja auch nicht als Kunstobjekt“, ergänzt Czeslaw Golebiewski. Er findet, dass Gäste gerne in die Tasten hauen sollen. Die Idee hat er aus einem New Yorker Fast-Food-Restaurant zurück ins Ruhrgebiet gebracht. Dass es die beiden Moerser nun geschäftlich nach Duisburg verschlagen hat, sei übrigens „reiner Zufall“ gewesen.

„Der Ort hat uns einfach gefunden“, sagt Czeslaw. Das Rowa-Casino sei ihnen überraschend angeboten worden, nach einem zweiten Standbein hätten sie nicht gezielt gesucht. Dass sie in Duisburg einen zweiten Laden übernehmen, hätten ihnen aber jetzt einige Oberhausener übel genommen. „Wir sollen lieber, sagen sie, in Sterkrade, Osterfeld oder Schmachtendorf ein zweites Gdańksa eröffnen.“

Kleine Schwester der Restaurants

Ein zweites Gdańska soll die Kantine trotz einiger Parallelen ja aber gerade nicht werden. Jedoch wird sie als kleine Schwester des Kultur-Restaurants erkennbar sein, auch namentlich. Heißen wird sie nämlich „Gdańska Kantine“. Die Eröffnung ist im Januar geplant.