Oberhausen. . Das Konzert der Rockgruppe „Freiwild“ ist auch in der Turbinenhalle umstritten. Die Antifa Oberhausen bezeichnet die Gruppe vor ihrem Auftritt am Mittwochabend als „Einstiegsdroge“ für rechte Musik. Die Südtiroler Band wehrt sich auf ihrer Facebookseite gegen die scharfe Kritik.

Die Südtiroler Band „Freiwild“ kommt am Mittwoch nach Oberhausen - und mit ihr eine scharfe Diskussion, die mit den vier Musikern auf Tournee geht. Der Vorwurf: Die Band verbreite in ihren Songs völkisches Gedankengut. Die Antifa in Oberhausen fordert für das Gastspiel in der Turbinenhalle eine Absage und spricht von einem „zweifelhaften Konzert“.

Noch eine Handvoll Konzerte stehen bis Jahresende bei der Deutschrock-Band aus Brixen auf dem Kalender. In Köln, Mannheim und München gibt es keine Eintrittskarten mehr. Das Szenario wird sich ähneln. Die Band ist stark umstritten.

Der in der rechten Szene recherchierende Journalist Thomas Kuban warf der Band kürzlich vor, sie würde Hass verbreiten. Daraufhin ging die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien dem Verdacht nach. In Bochum kritisierten Linken-Politiker und Jusos ein großflächiges Werbeplakat für das neue Freiwild-Album „Still“ am Hauptbahnhof. Und in Jena wurde eine Autogrammstunde eines Elektronikhändlers kurzfristig abgesagt, da es Proteste und letztlich Sicherheitsbedenken gab.

Keine Beanstandung seitens der Behörden

Dass Sänger Philipp Burger früher Mitglieder einer rechtsextremen Band war, nährt die Ablehnung. „Freiwild“ selbst distanzierte sich von derartigem Gedankengut, betonte, unpolitisch zu sein.

Dass auf den Konzerten auch schon mal lautstark „Nazis raus“ gerufen werde, reicht der Antifa nicht aus. „Sie mögen keine klassische und eindeutige Naziband sein, sie sind sozusagen eher der Opener, die Einstiegsdroge, in die wirklich rechtsradikale Musikszene“, heißt es in einem offenen Brief an die Turbinenhalle. „Diese Band spielt vor Tausenden von jungen Leuten und macht die Themen sozusagen salonfähig.“

Die Turbinenhalle verweist hingegen darauf, stets nach Vorgaben der Behörden zu handeln. Würde bei Künstlern Anlass zur Jugendgefährdung bestehen, würde man reagieren. Eine Beanstandung seitens der Behörden hätte es hier aber nicht gegeben.

In Oberhausen blieb es im Vorfeld vergleichsweise ruhig. Im Gegensatz zu anderen Orten. Vor dem Hannover-Konzert am 29. November verabschiedete der Bezirksrat Linden-Limmer eine Resolution gegen das Konzert. Was ebenfalls nicht unumstritten war. So formulierten dort die Jung-Liberalen: „Aus Sicht der Jungen Liberalen Region Hannover sollte sich der Bezirksrat nicht einmischen, solange es sich nicht um verbotene oder jugendgefährdende Bands oder Texte handelt.“

Band wehrt sich auf Facebook gegen Vorwürfe 

Die Werbung für den Auftritt in Oberhausen geschah defensiv. Erst spät nahmen Szenebeobachter das Konzert zur Kenntnis. Im Integrationsrat brachte Linken-Fraktionschef Yusuf Karacelik das Thema zur Sprache. „Wir sehen die Band als Nachfolger der Böhsen Onkelz und wollen erreichen, dass sich Oberhausen klar gegen solch ein Konzert positioniert.“

Am Montag wehrte sich die Band auf ihrer Facebookseite gegen Vorverurteilungen: „Letzten Endes reichen die Schikanen soweit, dass wir als Band in vielen Medien, aber auch unsere Fans in Freiwild-Klamotten auf der Straße, in Schulen, ja auch auf ach so liberalen Rockveranstaltungen als Nazis bezeichnet werden.“

Weiter heißt es: „Auch dieser Umstand ist allseits bekannt. Und doch sind wir vor allem was den Punkt mit unseren Fans betrifft, da angekommen, wo es anfängt, wirklich weh zu tun.“

Im sozialen Netzwerk hat die Südtiroler Gruppe knapp 330.000 Anhänger.

Echo-Nominierung wurde zurückgezogen

Eigentlich sollte die Gruppe „Freiwild“ Anfang des Jahres beim Echo auftreten: Doch nach starken Protesten zog der Bundesverband Musikindustrie die Nominierung zurück. Künstler wie „Mia“ und „Kraftklub“ hatten mit einem Boykott der Preisverleihung gedroht. Dagegen hatte „Freiwild“ gemeinsam mit Fans protestiert.

Kritiker werfen der Gruppe vor, unter dem Deckmantel der Heimatverbundenheit mit Zweideutigkeiten zu spielen. So nennt die Antifa in Oberhausen Passagen aus dem Lied „Wahre Werte“. Dort heißt es etwa: „Da wo wir leben, da wo wir stehen, ist unser Erbe, liegt unser Segen. Heimat hat Volk, Tradition und Sprache.“

Und weiter: „Du kannst dich nicht drücken, auf dein Land zu schauen. Denn deine Kinder werden später drauf bauen. Sprache, Brauchtum und Glaube, sind Werte der Heimat. Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk.“

Die Passagen der Südtiroler seien auf Deutschland übertragbar und „immer wieder gerne gesehen, in entsprechenden, rechten, Kreisen“, so die Antifa Oberhausen.