Bochum. Ein großes Plakat der Band Freiwild sorgt in Bochum für Unmut. Unter anderem die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen und die Jusos kritisieren, dass das Plakat an zentraler Stelle an einem Parkhaus am Hauptbahnhof hängt. Freiwild wird eine Nähe zu rechtem Gedankengut nachgesagt.
Gut sichtbar hängt seit Montag ein großes Plakat der umstrittenen Band Freiwild am Parkhaus 7 nahe des Bochumer Hauptbahnhofs. Noch bis Ende November soll es dort Werbung machen für das neue Album der Band. Das passt der Linken-Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen gar nicht. In einer Pressemitteilung lässt sie verlauten: „Es ist skandalös, dass die Entwicklungsgesellschaft Ruhr-Bochum mbH (EGR-Bochum) als städtische Tochter einer rechtslastigen Band wie Freiwild Werbefläche zur Verfügung stellt." Und weiter: "Bochum braucht weder eine Braun- noch eine Grau-Zone. Die Stadt als Eigentümerin und die EGR als Betreiber müssen Freiwild eine Absage erteilen und die Werbung auf öffentlichen Flächen versagen."
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Diese Kritik teilen auch die Jusos in Bochum, die Linksjugend Bochum und der Bund der alevitischen Studierenden, die ebenfalls eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlichten. Darin heißt es: "Freiwild verkauft mit seiner Musik Anti-Antifaschismus und Nationalismus als modernes Gedankengut um so die bürgerliche Mitte zu erreichen und untergräbt damit den zivilgesellschaftlichen Widerstand." In der Mitteilung werden daher die Stadt und die EGR aufgefordert, Stellung zu beziehen, sich vom Inhalt der Band zu distanzieren und das Plakat unverzüglich abzuhängen.
Kritik besser gegen die Band Freiwild, nicht gegen das Plakat
Jan-Robin Schäfer, Pressesprecher der EGR, findet es richtig, dass die Politiker ihre Wächterfunktion wahrnehmen und solche Dinge in die Öffentlichkeit tragen. "Klar ist die Gruppe diskussionswürdig." Aber die EGR als Betreiber der Parkhäuser werde nicht willkürlich Plakate auf- und abhängen lassen. "Für uns sind vernünftige, objektive Grundlagen wichtig", erklärt Schäfer. Und das seien zum Beispiel eine Rüge des Werberats, gewaltverherrlichende Darstellungen und Verstöße gegen das Gesetz. All das liege in diesem Fall nicht vor.
Der Flächenvermarkter Outsite Media aus Mönchengladbach betreibt und vermarktet die betreffende Werbefläche. Geschäftsführer Walter Ehren versteht, dass die Kritiker eine Diskussion anstoßen wollen. "Doch die sollte sich gegen die Band und nicht gegen das Plakat richten." Outsite Media sei die vermittelnde Agentur, sie habe nicht direkt etwas mit der Kreation und dem Kunden zu tun, sondern nur mit der Agentur, die die Fläche gebucht habe. "Das ist alles mit rechten Dingen zugegangen, es ist nichts Illegales passiert."
Doch kein Echo
Die Band Freiwild, die aus Südtirol kommt, war 2013 zum zweiten Mal für den Musikpreis Echo nominiert worden. Nach Protesten anderer Musiker hatte die Deutsche Phono-Akademie die Nominierung zurückgezogen. (JaK)