Oberhausen. .

„Wie sieht Ihre Arbeit aus?” – dieser Aufruf der Redaktion hat Daniel Kabuth motiviert, uns von seinem Arbeitsalltag zu berichten. Der 35-Jährige geht zwei ungewöhnlichen Berufen nach: Er ist Bestatter im alteingesessenen Unternehmen Rademacher in Styrum und Trauerredner.

Eingebunden in seine Arbeit sind seine Frau Andrea, und auch für die vierjährige Tochter Hannah ist Tod kein Tabuthema. Daniel Kabuth weiß: „Jeder Mensch trauert anders. Da gilt es, als Bestatter und Trauerredner mit Fingerspitzengefühl zu begleiten.“ Unberührt von Trauer bleibt auch er nicht: „Aber gleichen Schmerz fühlen wie die Angehörigen ist unmöglich.“

Der Verantwortung bewusst

Dass er keine 38,5 Stunden-Woche hat, stört ihn nicht: „Der Tod fragt nicht, wann er kommen darf.“ Jeder Tag sieht anders aus. Vorgespräche mit Hinterbliebenen, Suche nach Musik für die Beisetzung, aber auch nüchterne Dinge wie die Bestattungsvorsorge, der Kontakt mit Versicherungen, Rententrägern, Krankenhäusern, Friedhofsverwaltungen, Kirchen und Musikern gehören zum Berufsbild.

Ein wichtiger Aspekt ist die Betreuung von Hinterbliebenen, die Organisation von Trauerfeiern und die behutsame, würdige Versorgung des Verstorbenen. Kabuth weiß um seine Verantwortung: „Das Liebste, was jemand hatte, gibt er am Ende eines gemeinsamen Lebens in meine Hände.“ Er arbeitet gern mit jungen Menschen: Schulklassen, Firmlinge und Konfirmanden besuchen das Bestattungsunternehmen, um sich dem Thema Trauer zu nähern. Der 35-Jährige lächelt: „Ich höre gerne zu, aber ich rede auch total gerne!“

Kraft tanken im Garten

Da passt es gut, dass er auch als Trauerredner aktiv ist. Das berufliche Rüstzeug holte er sich bei einer kaufmännischen Ausbildung. Doch nach dem Tod eines Familienmitgliedes ging er neue Wege und ließ sich zum Trauerbegleiter schulen. In Dresden lernte er noch, was ein Trauerredner wissen muss.

Irgendwann fragte ihn sein jetziger Chef, Heinz Rademacher: „Könnten Sie sich vorstellen, in einem Bestattungshaus zu arbeiten? Ich habe ,ja’ gesagt.“ Damit betrat Kabuth Neuland: „Die jahrzehntelange Erfahrung meines Chefs war und ist für mich ein guter Lehrmeister.“ Kabuth liebt seinen Beruf und freut sich über erstaunte Gesichter von Hinterbliebenen, die einen grau melierten Herrn erwarten – und dann einem jungen Mann gegenüber stehen.

Kraft tankt er im Garten und bei seinen 15 Zebrafinken. Er schmunzelt: „Garten und das Drumherum sind vielleicht untypisch für Menschen meines Alters. Vielleicht so untypisch wie mein Beruf . . .“