Oberhausen. Während die Politik sich müht, sind es immer häufiger die Bürger, die die Energiewende vorantreiben – sofern es konkrete und lohnenswerte Projekte gibt. Mülheim punktet mit einer neuen Idee – doch Oberhausen reagiert darauf recht zögerlich.

Während die Politik sich müht, sind es immer häufiger die Bürger, die die Energiewende vorantreiben – sofern es konkrete und lohnenswerte Projekte gibt.

In Mülheim brachten sie über Nacht 3,5 Millionen Euro auf, die in erneuerbare Energien investiert werden sollen, um den CO2-Ausstoß in der Stadt zu senken. Im Gegenzug sagt der Bauherr und Mülheimer Energiedienstleister „Medl“ den Investoren Zinsen von bis zu 3,5 Prozent jährlich für zehn Jahre zu.

Energiewende im Eiltempo

Während in der Nachbarstadt die Energiewende im Eiltempo fortzuschreiten scheint, laufen die Windräder in Oberhausen deutlich langsamer. Aus dem Vorhaben des Rates vor Jahren, die Dächer von städtischen Gebäude mit Solaranlagen auszurüsten, wurde nur ein Plan für das Technische Rathaus in Sterkrade konkret. Nach zähen Bemühungen – ein Investor sprang ab – wird dies von einer Energiegenossenschaft aus Kreishandwerkerschaft, OGM, EVO und Volksbank Rhein-Ruhr umgesetzt.

„Die Stadt soll ihren CO2-Ausstoß senken, ihr fehlt aber das Geld. Darum hat sich die Kreishandwerkerschaft angeboten, das Projekt umzusetzen“, sagt ihr stellvertretender Geschäftsführer Peter Schmidt. Die Anlage soll noch in diesem Jahr ans Netz gehen und als Leuchtturm weiteren Projekten den Weg weisen. „Flachdächer gibt es in der Stadt genug, auf denen man Photovoltaikanlagen installieren könnte“.

Auch Bürger können Genossen werden, indem sie für 500 Euro pro Stück Anteile erwerben. Ein Anreiz für die Oberhausener war das bisher nicht: Von nur wenigen Privatpersonen spricht Schmidt. Das könne aber noch werden, denn „die Genossenschaft gibt es erst seit 2012, dafür haben wir schon eine Menge erreicht“.

Vertrauen und Transparenz

Gute Zins-Aussichten und guter Zweck gingen in Mülheim Hand in Hand. Ob sich das Mülheimer Erfolgsprojekt auch in Oberhausen fortsetzen ließe? „Wir gehen einen etwas anderen Weg“, sagt EVO-Sprecherin Birgit Konopatzki. Ob die Idee so einfach zu übertragen sei, beantwortet auch Medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann mit Vorsicht: „Unsere Erfahrung ist: Bürger wollen sich engagieren, wenn sie geeignete Projekte sehen. Es hat funktioniert, weil die Mülheimer Vertrauen in unser Unternehmen haben und die Investition konkret und sichtbar ist.“ Die Medl sichert Umsetzung und Fertigstellung der Projekte in nur sechs Monaten zu.

Von dem satten Darlehen der Bürger in Rekordzeit war man jedoch überrascht: „Am Montag haben wir mit der Aktion begonnen, am Dienstagmorgen hatten wir den Zielbetrag bereits um eine halbe Millionen überschritten“, sagt Bachmann. Zwar müssen die Absichtserklärungen der Bürger noch vertraglich bestätigt werden, die Medl geht aber davon aus, dass nur wenige ihre Zusage zurückziehen werden.

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