Oberhausen.. Aus für den Billighaarschnitt: Salons legen höhere Kosten für den Mindestlohn auf die Kunden um. Schwarze Schafe bereiten der Branche weiter Sorgen.
Den Haarschnitt zum Dumpingpreis wird es in Oberhausen in Zukunft wohl nicht mehr an jeder Ecke geben – wegen des neu eingeführten Mindestlohns für Friseure müssen sich Kunden an steigende Preise gewöhnen. „Mit den höheren Löhnen muss es ja teurer werden“, sagt Bernd Görg, Obermeister der Friseurinnung in Oberhausen. „Ich musste erhöhen – und die Salons um mich herum auch.“
An der Preisschraube haben die Friseure unterschiedlich stark gedreht: Waschen, Schneiden und Co. sind um vier bis etwa 15 Prozent teurer geworden. Doch die Preise werden auch in Zukunft weiter steigen, glaubt Görg – schon im Oktober steht laut Tarifvertrag die nächste Lohnerhöhung an.
Keine Chance zu überleben
Auf Billigfriseure kommen nun harte Zeiten zu: „Wenn einer fünf Euro für den Haarschnitt nimmt, hat er keine Chance mehr zu überleben“, stellt Görg nüchtern fest. Denn die Lohnkosten dürften 50 Prozent des Umsatzes nicht überschreiten – ansonsten rechne sich das Geschäft nicht mehr. „Gut über 30 Euro“ müsse man für einen Haarschnitt schon rechnen. Salons „müssen sich jetzt dreimal überlegen, ob sie solche Billigpreise wirklich anbieten“, glaubt auch Evin Tükenmez, Filialleiterin der Friseur-Kette Supercut im Centro.
Schrittweise weg vom Billiglohn-Image
Mindestlohn für Friseure: Die Gewerkschaft Verdi und Handwerks-Vertreter haben sich im April auf einen entsprechenden Tarifvertrag geeinigt.
Seit 1. August gilt im Westen der Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde, im Osten werden 6,50 Euro pro Stunde gezahlt.
Der Lohn wird schrittweise erhöht – ab August 2015 gilt bundesweit ein einheitlicher Mindestlohn von 8,50 Euro.
Handwerk mit Nachwuchssorgen
Doch Mindestlohn hin oder her – auch künftig werde es schwarze Schafe unter den Friseursalons geben wird, die ihre Angestellten jämmerlich bezahlen, glaubt Tükenmez: „Es gibt ja leider das Problem, dass hier und da gerne mal schwarz bezahlt wird – da gibt’s dann die Provision bar auf die Hand.“ Und das werde sich wohl auch in Zukunft eher nicht ändern. „Weder bei der Schwarzarbeit, noch bei der Ausbeutung“, prognostiziert auch Görg. „Davon bin ich überzeugt.“
Mit der Einführung eines bundesweiten Mindestlohns soll wohl auch das Billiglohn-Image der Branche aufpoliert werden. „Aber das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Obermeister Görg. Zwar sei der Mindestlohn ein wichtiger Schritt – „aber eigentlich sind auch die 8,50 Euro noch zu wenig. Damit bin ich noch nicht ganz glücklich.“ Doch gerade in Richtung Nachwuchs sei es ein wichtiges Signal, denn der schwindet seit Jahren. „Es gibt nur 28 Auszubildende in Oberhausen“, so Görg. „Früher waren es mal drei große Klassen.“