Oberhausen. . Was passiert, wenn eine WAZ-Redakteurin nachts die Polizei ruft, weil sie auf der Baustelle gegenüber Diebe vermutet.

Samstagnacht gegen 3 Uhr: Fünf Polizisten und Polizistinnen stehen mit gezückten Pistolen vor dem grünen Baucontainer. „Polizei“, rufen sie und stoßen die Tür des Containers auf. „Das ist ja wie im Fernsehen.“ Mein Mann ist total beeindruckt. Kriegt man das Murmeltier normalerweise unter gar keinen Umständen nachts aus dem Bett, will er sich dieses spannende Geschehen doch nicht entgehen lassen.

Vor unserem Haus an der Stralsunder Straße blinken in schwarzer Nacht die Blaulichter zweier Polizeiwagen. In gefühlten zwei Minuten war die Polizei bei uns. Weil ich den Notruf 110 gewählt hatte. Wenn man für die Zeitung regelmäßig über die Arbeit der Polizei schreibt, gehen einem die Gangster wohl nie so ganz aus dem Kopf.

Polizisten formieren sich vor Baucontainer

Jedenfalls hat mich in dieser Nacht ein leises Geschepper des Bauzauns von der Baustelle gegenüber geweckt. Danach herrschte zunächst Stille. Plötzlich wieder Geschepper. Diesesmal energischer. Erneut Stille. „Das kann ich denen nicht antun, dass da Diebe womöglich Werkzeuge und Kupfer wegschleppen“, denke ich und bin schon raus aus dem Bett.

Vom Balkon aus fällt der Blick auf eine einsame nächtliche Wohngegend. Auch auf der Baustelle rührt sich nichts. Doch dann sehe ich es: Die Tür des Baucontainers, der von den Arbeitern immer so akribisch verschlossen wird, ist einen Spalt breit geöffnet. Aber nicht lange, denn jemand zieht die Tür von innen ganz vorsichtig zu. Unheimlich ist das.

Kurzentschlossen wähle ich die 110. „Bleiben Sie mal dran“, fordert der Polizeibeamte am anderen Ende der Leitung, und „schauen Sie mal, ob jemand den Container wieder verlässt“. Bis seine Kollegen eingetroffen sind, bleibt die Tür geschlossen. Die Polizisten sehen sich zunächst kurz vor Ort um, ehe sie sich vor dem Baucontainer formieren und es zu der filmreifen Szene kommt.

"Besser einmal zu viel anrufen"

Diesmal sind es keine Diebe, die sie überraschen. Es ist ein Bauarbeiter, ein 63-jähriger Gladbecker. Der Mann hat überlegt, nach einer langen Geburtstagsfeier in einer Kneipe in der Nähe der Baustelle nicht mehr nach Hause zu fahren. Er ist gerade dabei, sich einen Kaffee zu kochen, als die Polizei den Container stürmt. Natürlich darf er sein, wo er ist. Er bekommt aber schon einen gehörigen Schreck.

Auch wenn alles harmlos ist, bedanken sich die Polizisten dennoch bei uns für den Anruf: „Besser einmal zu viel anrufen als zu wenig.“ Am Samstag stehen auch prompt wieder Polizei-Meldungen über Einbrüche in Lagerhallen, Wohnungen, Bürogebäude oder Baucontainer in der Zeitung.